Stadtnachricht

Politik im Rathaus: Stadträtinnen und Stadträte haben das Wort
Heute: FDP/FW-Fraktion


Persönlich

Nachdem sich etliche meiner Ratskolleginnen und -kollegen, die zur Gemeinderatswahl am 7. Juni 2009 nicht mehr kandidierten, in Schorndorf Aktuell verabschiedet haben, möchte auch ich mich an dieser Stelle bei allen bedanken, die mich seit 1980 bei sechs Gemeinderatswahlen gewählt und unterstützt haben oder mir mit Rat und Tat beigestanden sind. Noch immer erstaunt mich, dass ich kurz nach meinem Zuzug nach Schorndorf als Kandidat auf der damals neuen FDP-UBListe auf Anhieb gewählt wurde.

Inzwischen liegen viele Jahre kommunaler Arbeit hinter mir und mich reut die Zeit nicht, die ich für unser Gemeinwesen aufgebracht habe. Nach so langer Zeit fiel der Entschluss, vor allem für jüngere Kandidaten Platz zu machen, nicht ganz leicht, aber er stand schon im letzten Jahr fest.

Im Gegensatz zu Berufspolitikern, die unter der Trennung von Amt und Mandat offensichtlich sehr leiden (siehe Spiegel vom 29.06.09), fällt unserer Spezies der Ehrenamtlichen der Abschied leichter, denn er ist nicht mit dem Verlust an Geld, Macht und Privilegien verbunden. Es gibt aber andere Gründe des Bedauerns.

Zwar herrscht im sogenannten Stadtparlament eine gewisse Fluktuation, das heißt die Zahl derer, die wegziehen, sich beruflich verändern, alters- oder gesundheitshalber oder weil sie Jüngere nachrücken lassen wollen, ihr Mandat zurückgeben, ist nicht unerheblich. Es bildet sich jedoch eine übersehbare Gemeinschaft heraus (1980 50 Ratsmitglieder, 2009 nur noch 32), mit der man einen Teil seines Lebens verbringt und mit der man verwächst. Zwischen den Fraktionen herrscht eine natürliche und gewollte Konkurrenz, aber über deren Grenzen hinweg entwickelt sich in nicht wenigen Situationen eine sympathische Solidarität, manchmal auch gegen die Verwaltung. Der Gemeinderat ist kein gesetzgebendes, sondern ein Kontrollorgan, und es ist für die meisten Stadträte hin und wieder eine Genugtuung, der Verwaltung, die naturgemäß einen Informationsvorsprung hat, Paroli zu bieten.

Obwohl es üblich ist, alles was getan wird, am Spaßfaktor zu messen, möchte ich betonen, dass weder meine Ratskollegen noch ich ihr Ehrenamt zum Spaß versehen. Die Arbeit war für mich eine Mischung von überwiegend sachlicher Abarbeitung von Tagesordnungen und gelegentlichen vergnüglichen Situationen. Menschen mit Humor, auch unfreiwilligem, würzten die Sitzungen, "fragende" Bürger in längeren Referaten, die Verwaltung, die manchmal mit der "Tücke des Objektes" kämpfen musste oder Stadträte wie Dr. Werner Lempp, der mit beißenden Attacken oft Lachstürme provozierte.

Da dies ein Fraktionsbeitrag ist, soll auch die FDP/Freie Wähler-Fraktion nicht zu kurz kommen. Die gute Zusammenarbeit überstrahlt für mich etwaige Ärgernisse, die ich längst vergessen habe. Die wertvollen Erfahrungen aufgrund der kommunalen Arbeit möchte ich nicht missen. Sie waren ohne jeden Zweifel eine Bereicherung meines Lebens und es wäre schön, wenn sich möglichst viele Bürgerinnen und Bürger überlegen und dann entscheiden, ob sie einen Teil ihrer Kraft, Zeit und Energie auf diese Weise für das Gemeinwohl einsetzen wollen. Ulrich Theurer