Stadtnachricht

Damit der Verkehr gut fließt


Wie entwickelt sich der Verkehr in und um Schorndorf in den kommenden Jahren und welche Konsequenzen und Maßnahmen ergeben sich daraus für die Stadt? Auf diese Fragen soll der neue Verkehrsentwicklungsplan Antworten geben, den die Stadt mit der BIT Ingenieur eAG und gevas humberg&partner, Ingenieursgesellschaft für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik, entwickelt. Mit im Boot sind auch Schorndorfer Bürgerinnen und Bürger. Rund 80 interessierten Menschen aus der Bürgerschaft, die in der vergangenen Woche zum Auftaktworkshop für die Bürgerbeteiligung in die Barbara-Künkelin-Halle gekommen waren, stellten die Verantwortlichen die ersten Ergebnisse der Verkehrszählung vom vergangenen Herbst vor. Die umfangreiche Analyse des Ist-Zustandes ist Grundlage für den Verkehrsentwicklungsplan. Der letzte Generalverkehrsplan stammt übrigens aus dem Jahr 1985.

Buergerbeteiligung

Bevölkerung frühzeitig einbinden

"Es war sicherlich allerhöchste Eisenbahn, dass wir den Verkehrsentwicklungsplan nach 30 Jahren neu aufsetzen", betonte Schorndorfs Oberbürgermeister Matthias Klopfer. Und Manfred Beier, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung und Baurecht, ergänzte: "Schorndorf strebt eine umweltverträgliche Mobilitäts- und Verkehrsentwicklung an." Ein wichtiger Punkt sei dabei die Gleichstellung aller Verkehrsteilnehmer, ob Fußgänger, Rad- oder Autofahrer. "Gemeinsam mit der Stadt haben wir uns dann auch entschieden, die Bevölkerung schon in einem sehr frühen Stadium in die Planungen mit einzubeziehen", erklärte Volker Mörgenthaler, BIT Ingenieur. "Wir sind auf die Mitarbeit und die Ideen der Bürgerinnen und Bürger angewiesen, denn wir brauchen einen breiten Konsens, damit der Verkehr fließt."

Umfangreiche Messungen

Wie der motorisierte Verkehr aktuell fließt, haben die Verkehrsexperten im Oktober und November 2014 gemessen: an 51 Zählstellen an Knotenpunkten in der Kernstadt und in den Ortsteilen. Verteilt über zwei Wochen waren alle wichtigen Kreuzungen, Einmündungen und Kreisverkehre mit einem Videokamerasystem gezählt worden. "Wir haben genau erfasst, was in die Stadt hineinfließt und was wieder hinaus", fasste es Mörgenthaler zusammen.

Außerdem haben Interviewerinnen und Interviewer einen Tag lang an allen Ausfahrten aus Schorndorf die Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer zu ihrer Fahrt befragt  6.500 Befragungen kamen dabei zusammen. Dass just an jenem Tag viele Menschen aufgrund von wetterbedingten Störungen bei der Bahn auf das Auto umgestiegen waren, werde in die Erhebungen eingerechnet, versicherte Volker Mörgenthaler.

Umfahrungen erfüllen ihre Funktion

Die Ergebnisse belegten eine hohe Belastung im Innenstadtring und an den Einfallstraßen, erklärte der Experte. An einigen Stellen in der Stadt seien zum Teil weit mehr als 20.000 Fahrzeuge unterwegs. In Spitzenzeiten besonders stauanfällig seien die Ausfahrt B29-West sowie einige Kreisverkehre in der Stadt. Übrigens habe der Bau der B29 zu einem signifikanten Rückgang des Verkehrs in der Waiblinger und der Welzheimer Straße geführt. Auch die Umfahrung von Haubersbronn erfülle ihre Funktion. Der Stadtteil Weiler sei stark vom Durchgangsverkehr auf der Winterbacher Straße geprägt, so eine wichtige Beobachtung. In der Wilhelm-Maybach-Straße dominiere hingegen der sogenannte "Quell- und Zielverkehr", sprich Nachbarn, die ins Gebiet und aus dem Gebiet herausfahren. Zufriedenstellend verlaufe der Lkw-Verkehr. Er habe in der Regel einen Anteil von unter fünf Prozent am Gesamtverkehr. "Und die Lastwagen benutzen die Straßen, die ihnen zugeteilt sind", es gebe kaum Fahrer, die auf Seitenstraßen ausweichen.

Viele Menschen sitzen alleine im Auto

Auch die Parkplatzsituation haben die Verkehrsexperten unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Im Bereich der Rems-Murr-Klinik sind die Wohnstraßen stark zugeparkt, ebenso die Weilerstraße. Im Innenstadtbereich und am Bahnhof herrscht bereits ab 10 Uhr Parkplatzknappheit. Insgesamt gibt es in Schorndorf 1.300 Parkplätze.

Woher der ganze motorisierte Verkehr in der Stadt komme, ließe sich einfach und plausibel erklären, sagte Volker Mörgenthaler. Denn bei der Befragung der Autofahrerinnen und -fahrer durch die Interviewerinnen und Interviewer habe sich gezeigt, dass 80 Prozent der Befragten alleine im Auto saßen. 16 Prozent waren zu zweit unterwegs, gerade einmal drei Prozent zu dritt.

Viele Wünsche und Anregungen

"Wir haben nun eine sehr gute Grundlage für das weitere Vorgehen", sagte Manfred Beier und erklärte die nächsten Schritte. Zunächst hatten die Anwesenden die Gelegenheit, an fünf Themeninseln ihre Ideen, Anregungen und Bedenken einzubringen: zum Rad- und Fußgängerverkehr, zum ÖPNV, zum Wirtschafts- und Lieferverkehr, zum Park- und zum Kfz-Verkehr. Besonders großes Interesse gab es für das Thema Kfz-Verkehr. Einbahnstraßenregelungen, die flächendeckende Einführung von Tempo 30 oder Vorrang für Busse und Taxis waren einige der Vorschläge.

Für den Radverkehr forderten die engagierten Bürgerinnen und Bürger unter anderem Platz an Ampeln, so dass die Radler am Verkehr vorbei an die Ampel fahren und bei Grün als Erste starten können. Lastenräder zum Ausleihen und Fahrradabstellplätze zentral in der Innenstadt waren ebenso gefragt wie die Verbreiterung von Gehwegen für Fußgänger.

Hauptanliegen der Workshop-Gruppe zum Parken waren mehr Parkplätze am Bahnhof und in der Grabenstraße. Zudem wünschten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine verbesserte Zufahrt zum Künkelin-Parkhaus. Alternative Anlieferkonzepte in der Fußgängerzone waren für den Bereich Wirtschafts- und Lieferverkehr gefragt und im Bereich ÖPNV bessere Verbindungen in die Teilorte sowie ein Shuttleservice in der Innenstadt.

Zweiter Workshop wieder für alle offen

In den kommenden Tagen und Wochen erstellen die Verantwortlichen nun eine ausführliche Dokumentation mit den Ergebnissen aus der Verkehrszählung und den Anregungen und Fragen aus den Workshops der Auftaktveranstaltung. Der zweite Workshop, in dem es dann um konkrete Maßnahmen zur Umsetzung geht, findet am Donnerstag, 11. Juni statt. Auch dieser Workshop ist öffentlich, teilnehmen kann also jeder, der sich informieren oder einbringen möchte. Ort: Barbara-Künkelin-Halle, Beginn: 19 Uhr.