Stadtnachricht

Weiber-Mosaik wird 50 Jahre


Im Jahre 1965, also vor 50 Jahren setzte der Künstler Professor Hans Gottfried von Stockhausen mit seinem großflächigen Mosaik (5 x 20 Meter) auf der nördlichen Giebelseite des Alten Rathauses den Schorndorfer Weibern ein beeindruckendes künstlerisches Denkmal. Am 1. August plant die Arbeitsgemeinschaft "Schorndorfer Weiber" eine Veranstaltung zum Jubiläum.

Geschichte des Mosaiks

Rund 80 verschiedene Marmorsorten hat der bekannte Künstler in seinem Kunstwerk verarbeitet. Er habe die Schorndorfer Stadtheldin Barbara Künkelin bewusst nicht wie sonst üblich mit dem Schwert in der Hand dargestellt. Eine rechte Frau, so Stockhausen bei der Enthüllung des Mosaiks, brauche eine solche Waffe nicht, sie könne sich auch so durchsetzen. Von Stockhausen bezeichnete damals das Mosaik als ein "beachtliches Zeichen im Verhältnis der Stadt zu ihrer Geschichte". Es werde über den Tag hinaus weiterwirken und möge auch daran erinnern, dass in schwierigen Situationen möglichst alle Entscheidungen von unten, also vom Volk aus getroffen werden sollten. Nun, 1688 in Zeiten der Barbara Künkelin war Demokratie fast noch ein Fremdwort. Die Französische Revolution brach bekanntlich erst über 100 Jahre später aus.

Finanzierung des Werks

Die agile Arbeitsgemeinschaft "Schorndorfer Weiber" sammelten in den 60er Jahren Spenden von namhaften Schorndorfer Unternehmern in Höhe von 11.750 DM. Zusätzlich erwirtschafteten die "Weiber" mehr als 20.000 DM durch eigene Aktivitäten, die für das Mosaik gespendet wurden. Der Heimatverein steuerte außerdem noch 9.000 DM für das Weiberbild bei. Der zeichnerische Entwurf zum Mosaik-Weiberbild hat die Arbeitsgemeinschaft "Schorndorfer Weiber" im November 1997 der Familie des verstorbenen Ehrenbürgers Fritz Abele für 4.600 DM abgekauft. Der Verkaufspreis für das Aquarell kam der Barbara-Künkelin-Stiftung zugute.

Fast so berühmt wie Gottlieb Daimler sind die Schorndorfer Weiber und ihre mutige Tat. Sie retteten im Jahre 1688 unter der Führung der couragierten Bürgermeisters Gattin Barbara Walch-Künkelin ihre Heimatstadt vor der Übergabe an den französischen Brigadegeneral Ezechiel Mélac und seine Truppen und gingen so in die Geschichte der Stadt ein.

Nachdem zu Beginn des pfälzischen Erbfolgekriegs Philippsburg von den Truppen Ludwig IVX. eingenommen wurde, marschierten diese weiter nach Württemberg, welches angesichts dieser Streitmacht ziemlich hilflos war, vor allem deshalb, weil die schwäbischen Truppen noch im Krieg von Kaiser Leopold I. gegen das Osmanische Reich gebunden waren (1683 zweite Belagerung von Wien durch die Osmanen).

Die Franzosen nutzten ihre militärische Überlegenheit und die Unterlegenheit Württembergs aus, um Kontributionen einzutreiben. Hierzu zogen sie marodierend durchs ganze Land, wobei meist die Androhung von Brandschatzung genügte; in einzelnen Fällen wurden Städte niedergebrannt.

Der Erschaffer

Künstler Professor Hans Gottfried von Stockhausen stammte aus einem weit verzweigten Adelsgeschlecht. Nach seiner Teilnahme am II. Weltkrieg, unter anderem beim Kampf um Stalingrad, und seiner britischen Gefangenschaft in einem Lager in Ägypten studierte Stockhausen von 1947 bis 1952 bei Rudolf Velin an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart.