Stadtnachricht

Bus auf Bestellung
Entwicklung von flexiblem Bussystem in Schorndorf


2016-07-21_Reallabor
Der „Flexbus“ soll künftig schnell und bequem per Smartphone und Telefon rufbar sein.

Schorndorf hat eine Vision: Die Stadt will ihren Bürgerinnen und Bürgern in Zukunft ein Bussystem bieten, dass die Schorndorfer bedarfsgerecht und flexibel an ihren gewünschten Zielort bringt. Der sogenannte „Flexbus“ macht dies möglich: Ein Bus, der ohne feste Haltestellen auskommt und den innerstädtischen Nahverkehr an die individuellen Ansprüche der Nutzer anpasst. Auf diese Art und Weise sollen unnötige Fahrten reduziert, Ressourcen geschont und die Zufriedenheit der Busnutzer erhöht werden.

Um diese Vision umsetzen zu können, hat die Stadt Schorndorf gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), dem Zentrum für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung (ZIRIUS) der Universität Stuttgart, der Hochschule Esslingen, dem Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) sowie Knauss Linienbussen das Projekt „Reallabor Schorndorf“ initiiert. Im Rahmen dieses Projektes soll in den nächsten drei Jahren schrittweise das flexible Buskonzept entwickelt und in einem Pilotversuch umgesetzt werden.

Informationsstand in der Innenstadt

Erstmalig werden die Schorndorfer Bürgerinnen und Bürger am kommenden Samstag auf dem Wochenmarkt die Chance haben, ihre Ideen und Vorschläge in das Projekt einzubringen. Am Samstag, 23. Juli wird es in der Fußgängerzone der Gottlieb-Daimler-Straße von 8 Uhr bis 14 Uhr einen Stand geben, an dem Vertreter der Stadt Schorndorf sowie der Wissenschaft über das Projekt informieren und mit den Bürgerinnen und Bürgern diskutieren. Weitere Marktstandtermine sind der 26. und der 30. Juli sowie der 6. August. Weiterhin wird es im Herbst und Winter zwei Veranstaltungen geben, an denen die Bürgerinnen und Bürger den „Flexbus“ ganz konkret mitgestalten und ihre Wünsche und Ideen für den Flexbus im Modellmaßstab selbst nachbauen können. „Ich freue mich, dass die Stadt Schorndorf diesen visionären Schritt geht. Vom neuen Buskonzept verspreche ich mir ein deutlich verbessertes Angebot im öffentlichen Personennahverkehr mit kurzen Laufwegen und reduzierten Wartezeiten für unsere Bürgerinnen und Bürger“, sagt Schorndorfs Oberbürgermeister Matthias Klopfer.

Umgesetzt werden soll das flexible Buskonzept mit Hilfe der modernen Technik. Per Smartphone-App, mobiler Webseite oder Telefon können Bürgerinnen und Bürger in Zukunft ihre Ein- und Ausstiegswünsche an die Leitstelle übermitteln. Der Bus kommt dann an den gewünschten Haltepunkt. „Da wir in Zukunft auf feste Haltestellen, Linien und Fahrpläne verzichten, ergeben sich ganz neue Herausforderungen, zum Beispiel was die Kommunikation zwischen Fahrgast, Busfahrer und Leitstelle betrifft“, erklärt DLR-Forscher und Projektleiter Matthias Klötzke. Aus diesem Grund sollen die Schorndorfer Bürgerinnen und Bürger aktiv in die Entwicklung und Ausgestaltung des „Flexbusses“ miteinbezogen werden. Momentan definieren die Projektverantwortlichen den konkreten Rahmen der Veranstaltungen. Dem Beteiligungsexperten Frank Ulmer ist es wichtig, dass die derzeitigen Busnutzer angesprochen werden.

„Die Wünsche und Anforderungen der Bürgerinnen und Bürger ermöglichen es, den neuen Flexbus nahe an den Vorstellungen der Bürgerinnen und Bürger zu entwickeln. Diese können sich zum Beispiel auf die Auswahl geeigneter Fahrzeuge, die Fahrzeuggröße, die Ausgestaltung des Fahrzeuginnenraumes, die Bestelloptionen der Busse und vieles mehr beziehen“, erläutert Diana Gallego Carrera, Koordinatorin des Projektes für die Stadt Schorndorf. Um die Wünsche und Vorstellungen der Schorndorfer adäquat umsetzen zu können, sei das Projekt somit auf die aktive Zuarbeit der Bürgerinnen und Bürger angewiesen.
Alexander Müller, Wissenschaftler an der Hochschule Esslingen setzt auch auf die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere mittelgroße Städte in Deutschland. Denn als Mittelstadt im Ballungsraum Stuttgart steht Schorndorf exemplarisch für eine Raumstruktur, die in Baden-Württemberg weit verbreitet ist. Für diese Raumstruktur sei es das übergeordnete Ziel „eine Vision eines zukünftigen, nutzerzentrierten Buskonzepts zu entwickeln, das die Wünsche und Bedürfnisse der Kunden und ÖPNV-Nutzer bestmöglich berücksichtigt“. Tim Sippel, Wissenschaftler im Forschungsverbund, unterstützt diese Idee. Denn er weiß „dass alles, was nicht „motorisierter Individualverkehr“ ist, ein Mehrwert für die Innenstadt ist: wirtschaftlich, sozial und ökologisch“.

Wissenswertes zum Projekt

Das „Reallabor Schorndorf: Zukunftsweisender Öffentlicher Verkehr – Bürgerorientierte Optimierung der Leistungsfähigkeit, Effizienz und Attraktivität im Nahverkehr“ ist eines von sieben Forschungsprojekten, die durch das baden-württembergische Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst gefördert werden. In dem Projekt arbeiten Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) gemeinsam mit dem Zentrum für Interdisziplinäre Risiko- und Innovationsforschung (ZIRIUS) der Universität Stuttgart gemeinsam mit der Kommunikationsbüro Ulmer GmbH, der Hochschule Esslingen der Stadt Schorndorf, dem Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) sowie Knauss Linienbussen zusammen an einem bedarfsgerechten Bussystem. Das Reallabor Schorndorf erhält eine Förderung von rund 1,2 Millionen Euro über eine Projektlaufzeit von drei Jahren.

Weitere Informationen finden Interessierte auf der Webseite www.reallabor-schorndorf.de.