Stadtnachricht

Von Stadtbücherei bis Klinik: Einwohnerversammlung 2016


2016-09-29_Einwohnerversammlung
Rund 200 Schorndorferinnen und Schorndorfer kamen in die Barbara-Künkelin-Halle.

Vergangenen Donnerstag hatte die Stadtverwaltung zur Einwohnerversammlung in die Barbara-Künkelin-Halle geladen. Rund 200 interessierte Bürgerinnen und Bürger waren gekommen und nutzten die Chance, informiert zu werden sowie Fragen zu stellen. Für die Verwaltungsspitze war dies auch eine Gelegenheit, um den Anliegen der Schorndorferinnen und Schorndorfer zuzuhören.

Stadtbücherei

Bereits vergangenen Dienstag wurde in einer Podiumsdiskussion über die beiden Standortalternativen zur neuen Stadtbibliothek informiert (wir berichteten). Oberbürgermeister Matthias Klopfer und Geschäftsführer der Städtischen Wohnbaugesellschaft (SWS), Martin Schmidt, fassten den aktuellen Sachstand nochmals zusammen und präsentierten erste Entwürfe. Sowohl mit dem Standort Güterbahnhof, als auch mit dem Standort Archivplatz werde eine Verdoppelung der bisherigen Fläche erzielt. Beide Standorte beinhalten sowohl das Bestandsgebäude sowie einen Anbau, um die gewünschte Fläche von 1.200 m² realisieren zu können. Auch enthalten beide Vorschläge sowohl offene als auch geschlossene Räume, Aufenthaltsräume mit unterschiedlichen Sitzgelegenheiten und einer flexiblen Nutzungsmöglichkeit. Oberbürgermeister Klopfer ist sich sicher: „Gleich, für welche Lösung sich der Gemeinderat im November entscheidet, beide Standorte sind sehr gut erreichbar und dienen dazu, einen zentralen Bildungs- und Kulturstandort mit ausreichend Platz für Kommunikation und rund 60.000 Medieneinheiten zu bieten.“ Auf die Nachfrage, ob bereits weitere Erweiterungsalternativen bei den Planungen der neuen Stadtbibliothek angedacht seien, versicherte Klopfer, keinen Erweiterungsbau einzuplanen. Klopfer ist allerdings zuversichtlich, bei einer zu großen Nachfrage der Bibliothek eine organisatorische Lösung zu finden, welche sich durch beispielsweise zusätzliches Personal, längere Öffnungszeiten und modernste technische Unterstützung umsetzen ließe.

Rems-Murr-Klinik Schorndorf

Da es in den vergangenen Monaten wieder etwas ruhiger um das Thema Rems-Murr-Klinik Schorndorf geworden ist, war es Oberbürgermeister Matthias Klopfer ein wichtiges Anliegen, den interessierten Einwohnerinnen und Einwohnern den aktuellen Stand mitzuteilen. So war die Führungsspitze der Klinik durch den Vorsitzenden des Aufsichtsrates Landrat Dr. Richard Sigel, Geschäftsführer Dr. Marc Nickel, Klinikleiter Thomas Böttcher und viele Chefärzte in der Barbara-Künkelin-Halle vertreten.

„Die Klinik steht von außen perfekt da“, leitete Oberbürgermeister Matthias Klopfer ein. Dass die Klinik weiter wachsen und weiter saniert werden müsse, bestätigten Geschäftsführer Dr. Marc Nickel und Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Richard Sigel gleichermaßen. Der Landrat formulierte dabei seine klaren Ziele: „Eine exzellente medizinische Versorgung des Rems-Murr-Kreises muss sichergestellt sein.“ Zweites Ziel sei es, dies in öffentlicher Trägerschaft umzusetzen. Weiter erläuterte Sigel, dass die Rahmenbedingungen keine leichten seien, eine Klinik wirtschaftlich zu führen. Mit dem Neubau in Winnenden und den festgestellten Baumängeln haben die Rems-Murr-Kliniken und damit auch der Landkreis ein „ordentliches Rucksäckle auf dem Buckel“. Geschäftsführer Dr. Marc Nickel stellte in seiner Präsentation vor, dass ein Zukunftskonzept für die Kliniken erarbeitet und in den Klinikstandort Schorndorf weiter investiert werde – alleine im Jahr 2016 sechs Millionen Euro. Die Geriatriestation, Gastroenterologie sowie die Wirbelsäulen - und Schmerztherapie sollen weiter ausgebaut, eine Komfortstation für Privatpatienten und Selbstzahler aufgebaut und ein neues Gerät für die Computertomographie aufgestellt werden. Das geplante Medizinkonzept solle der Bevölkerung und den Nutzergruppen im ersten Halbjahr 2017 vorgestellt werden. Denn der Versorgungsauftrag laute: „Wir sind an 365 Tagen 24 Stunden für Sie da.“

Konzept „Gut und aktiv älter werden in Schorndorf“

Erster Bürgermeister Edgar Hemmerich informierte die Anwesenden über den aktuellen Stand des Konzeptes „Gut und aktiv älter werden“. „Wir beschäftigen uns schon lange mit dem Zusammenleben der Generationen“, so Hemmerich. Aus den Bürgerforen und Workshops wurden Handlungsempfehlungen abgeleitet. Hemmerich stellte die daraus formulierten Beschlussempfehlungen vor:
  • Pflegestützpunkt: In Schorndorf soll ein Pflegestützpunkt eingerichtet und dafür eine Personalstelle mit 50 Prozent Beschäftigungsumfang geschaffen werden. Der finanzielle Aufwand beläuft sich dabei auf rund 30.000 Euro, die Aufwendungen werden aber nur zu einem Drittel von der Stadt getragen, also 10.000 Euro jährlich. Die Verbesserung der Pflegeversorgung ist ebenfalls angestrebt. Die Verwaltung klärt mit den Pflegeeinrichtungen bereits das weitere Vorgehen und berichtet erneut.
  • Hol- und Bringdienst für Senioren: Die Stadt Schorndorf stellt im Rahmen einer Anschubfinanzierung zur Einrichtung des Hol- und Bringdienstes zur Verfügung, mit dem der Bewegungsradius von vielen Senioren deutlich verbessert werden kann: in den kommenden zwei Jahren jeweils 2.000 Euro.
  • Hauptamtliche Koordinierungsstelle für Seniorenbelange: Eine Koordinierungsstelle für die Belange von Senioren, zur Koordination und Einbindung von Ehrenamtlichen und die enge Zusammenarbeit mit den Partnern des Seniorennetzwerks soll geschaffen werden. Der Stellenumfang umfasst ebenfalls 50 Prozent.
  • Beteiligung des Seniorenforums an kommunalpolitischen Entscheidungen: Die städtische Koordinierungsstelle plant einen Runden Tisch „Seniorennetzwerk“ einzuführen. Erster Bürgermeister Edgar Hemmerich wird den Vorsitz übernehmen.
  • Gestaltung der Friedhöfe: Der Mangel an öffentlichen Toiletten im gesamten Stadtgebiet wird bei zukünftigen Planungen berücksichtigt und behoben.
  • Ausbau von Bushaltestellen: Zehn Haltestellen sollen ausgebaut sowie eine Verbesserung der Beschilderung des ZOB herbeigeführt werden.
  • Die Stadt Schorndorf wird sich als „Modellkommune Pflege in Baden-Württemberg“ bewerben.

Der Gemeinderat wird in seiner öffentlichen Sitzung am heutigen Donnerstag über die genannten Beschlussempfehlungen entscheiden. Die Handlungsfelder wie Wohnen im Quartier, betreutes Wohnen, Wohnen in den eigenen vier Wänden, neue Wohnformen und Altersarmut werden gesondert aufbereitet und mit separaten Drucksachen dem Gemeinderat zur Beratung und Beschlussfassung vorgelegt.

Lärmaktionsplan

Zum Lärmaktionsplan stellte Manfred Beier, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung und Baurecht, den aktuellen Sachstand vor. Der Zweck eines Lärmaktionsplans liege darin, einen Überblick über die Belastung durch Verkehrslärm zu bekommen, die Lärmschwerpunkte im Innenstadtbereich und den Teilorten zu ermitteln, die Bürgerinnen und Bürger zu beteiligen sowie Maßnahmen zu planen. Der Lärmaktionsplan solle dazu dienen, die Gesundheitsgefährdung der betroffenen Anwohner zu minimieren.

Analysiert wurden in Schorndorf kartierte Straßen mit mehr als 8.200 Fahrzeugen am Tag. Beim Schienenverkehrslärm wurden die Strecke Weiler - Schorndorf - Plüderhausen und die Wieslauftalbahn unter die Lupe genommen. Die Messungen ergaben in beiden Fällen, dass der meiste Lärm von der B29 kommt. In Schorndorf wurden 614 Gebäude mit Überschreitungen festgestellt. Die höchsten Belastungen gibt es in der Feuerseestraße, der Welzheimer Straße, in Schornbach in der Talauen- und Weißbucher Straße, in Miedelsbach in der Haubersbronner und Rudersberger Straße, in Weiler in der Schorndorfer und Winterbacher Straße. Für diese Bereiche wurden Maßnahmenvorschläge besprochen, meist eine Reduzierung auf Tempo 30 oder ein neuer Fahrbahnbelag. Auf der Schienenstrecke der Deutschen Bahn gibt es an 59 Gebäuden Überschreitungen der Lärmsanierungswerte. Ziel, so Beier, sei hier die Halbierung des Lärms bis 2025. Die Wieslauftalbahn überschreitet weder in Miedelsbach noch in Haubersbronn oder Schorndorf die Lärmsanierungswerte.

Sachstand zur Unterbringung und Integration von Flüchtlingen

Knapp 4.800 Flüchtlinge sind derzeit kreisweit in 64 Gemeinschaftsunterkünften (GUK) untergebracht. Sechs dieser GUKs befinden sich in Schorndorf. Die Sporthalle des beruflichen Schulzentrums in der Olgastraße, wo bis zum Frühjahr 100 asylsuchende Männer eine Bleibe fanden, wurde aufgelöst. Die Sporthalle wurde in den Sommerferien wieder für den Schulbetrieb hergerichtet. Erster Bürgermeister Edgar Hemmerich stellte fest: „Das Konzept der Hausverantwortlichen, die sich gezielt um die Anliegen der Bewohner in den Unterkünften kümmern, hat sich in Schorndorf bewährt“. Er berichtete, dass derzeit in den Gemeinschaftsunterkünften 609 und in der Anschlussunterbringung 117 Personen leben. 45 unbegleitete minderjährige Ausländer wohnen ebenfalls in den verschiedenen Einrichtungen in Schorndorf. 108 Personen, die als Flüchtlinge in Schorndorf gemeldet waren, sind weggezogen.

Elf Vorbereitungsklassen stellen die Schorndorfer Schulen im Augenblick bereit sowie neun Klassen ermöglicht die Berufsschule für die über 15-Jährigen. Der Schlüssel zum Erfolg der Integration seien eindeutig Sprache und Sprachförderung, so der Erste Bürgermeister. Die städtische Integrationsbeauftragte Corina Haußer bedankte sich für die gute Zusammenarbeit der Haupt- und Ehrenamtlichen, insbesondere die Unterstützung beim Erlernen der deutschen Sprache und stellte die Angebote der Stadt sowie den Dolmetscherpool vor. Besonders gelungen am Dolmetscherpool sei, dass bereits Flüchtlinge, die der deutschen Sprache mächtig sind, sich für ihre Landsleute ebenfalls ehrenamtlich engagieren, schloss die Integrationsbeauftragte ihren Vortrag ab.