Stadtnachricht

Schorndorf im Rückblick 2016 - Grußwort von Oberbürgermeister Matthias Klopfer


Matthias Klopfer Liebe Schorndorferinnen,
liebe Schorndorfer,


„Zeit, die wir uns nehmen, ist Zeit, die uns etwas gibt“. Besonders in den Tagen kurz vor Weihnachten hat man das Gefühl, die Zeit läuft einem davon. Gerade dann, wenn man nur noch unter Zeitdruck steht, sollte man einen Schritt zur Seite machen, durchatmen und innehalten. Der Anschlag von Berlin hat uns alle innehalten lassen. Wir sind in Gedanken bei den Opfern und deren Familien und Freunden. Vor uns steht ein besonderes Weihnachtsfest. Nachdenklicher. Trauriger. Und auch der Start ins neue Jahr 2017 wird durch diese Erinnerung geprägt sein, verbunden mit der Hoffnung auf ein friedlicheres Zusammenleben auf unserer Welt.

Dank

Mein Dank geht an alle engagierten Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt, die sich aktiv für eine tolerante und offene Gesellschaft und das Gemeinwohl einbringen. Ich danke auch dem Gemeinderat, dem Ortschaftsrat, den Ortsvorsteherinnen und Ortsvorstehern, meinen Bürgermeisterkollegen und allen städtischen Beschäftigten. Unseren verlässlichen Partnern und starken städtischen Töchtern, den Stadtwerken und der Stadtbau Schorndorf danke ich für die vertrauensvolle Zusammenarbeit und die Zurverfügungstellung des breiten Angebots an Dienstleistungen. Ich hoffe und wünsche mir, dass wir weiterhin die Entwicklung unserer Stadt gemeinsam aktiv anpacken.

Mein besonderer Dank gilt auch einigen besonderen Menschen, die sich über Jahrzehnte hinweg für unsere Stadt eingebracht haben: Peter Erdmann wurde für 41 Jahre Gemeinderatstätigkeit vom Städtetag ausgezeichnet, Karl-Otto Völker, ehemals SPD-Fraktionsvorsitzender, hat nach 38 Jahren den Gemeinderat verlassen. Günther Harsch verabschiedete sich nach 20 Jahren als Schulleiter vom Max-Planck-Gymnasium in seinen Ruhestand – ebenso wie nach elf Jahren Dekan Volker Teich. Rainer Schuster, kommissarischer Leiter des Schorndorfer Polizeireviers, wurde nach 45 Jahren Polizeidienst verabschiedet. Und nicht zuletzt verließ in diesem Jahr Bürgermeister a.D. Andreas Stanicki nach 16 Jahren unsere Stadt. Thorsten Englert wurde im Juni als sein Nachfolger gewählt und ist seit Oktober im Amt. Ihnen allen ein herzliches Dankeschön im Namen der Stadt Schorndorf für die stets vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Beim Blick zurück, gibt es einige nachdenkliche und traurige Momente und Ereignisse. Nehmen Sie sich mit mir die Zeit, zu gedenken und zu erinnern: Nach den starken Niederschlägen am 29. Mai gab es in Schwäbisch Gmünd massive Überschwemmungen, die zwei Todesopfer forderten. Auch in Schorndorf ist ein junges Mädchen auf tragische Weise ums Leben gekommen. Wir gedenken der Opfer dieser Katastrophe und sind in Gedanken bei den Hinterbliebenen. In der Zeit nach dem Unwetter war der interkommunale Zusammenhalt noch deutlicher spürbar. Schorndorf blieb glücklicherweise vom Hochwasser verschont, doch das hinderte die Zentralen Dienste Schorndorf nicht daran, in Schwäbisch Gmünd mit anzupacken. Meinen höchsten Respekt spreche ich allen Helferinnen und Helfern aus, die selbstlos und unkompliziert zur Seite standen. Die Hochwasserkatastrophe zeigte uns, wie wichtig die Arbeit des Wasserverbands Rems ist. Der Zweckverband ist aktiv bemüht, künftiges Hochwasser in den Griff zu bekommen. 11,5 Millionen Euro Landesfördermittel wurden uns allein in diesem Jahr für den Bau eines Hochwasserrückhaltebeckens zwischen Plüderhausen und Urbach zur Verfügung gestellt.

Gedenken

Terroranschläge in Berlin, Frankreich und vielen weiteren Orten auf der Welt, versetzten und versetzen die Menschen in Angst. Zum ersten Mal startete unser Stadtfest mit einer Gedenkminute: Der Auftakt der diesjährigen SchoWo, zu dem Gäste aus unserer französischen Partnerstadt Tulle angereist waren, stand in Gedenken an die Opfer des Terroranschlags in Nizza und die Opfer der vielen Anschläge in den Wochen und Monaten zuvor. Das Gedenken und die Erinnerungskultur, das sind Werte, die wir in Schorndorf aktiv leben und pflegen. Es sind die Menschen, die den Unterschied machen. Die Schicksale, die uns berühren, aber auch die schönen Momente, die große und bewegende Freude auslösen. So war der 91-jährige Robert Hébras, Zeitzeuge und Überlebender des Massakers von Oradour, zu Besuch in Schorndorf und berichtete von den furchtbaren Erlebnissen aus der Nazizeit vor mehr als 72 Jahren. Eine Delegation aus Schorndorf reiste anlässlich der Jahrestage dieser SS-Massaker vom 9. und 10. Juni 1944 zur Kranzniederlegung nach Oradour und Tulle.

Wenn man mit offenen Augen durch unsere Stadt geht, ist die Geschichte allgegenwärtig. Ein weiterer Stolperstein wurde in der Römmelgasse zu Ehren von Maria Anna Fetzer verlegt. Zwei besonders couragierte Schorndorfer Persönlichkeiten sind viele Jahre nach ihrem Tod Namensgeber für zwei herausragende Preise: Der Johann-Philipp-Palm-Preis steht für Meinungs- und Pressefreiheit. In diesem Jahr gab es gleich zwei Palm-Preisträger, eine Radiojournalistin aus Burundi und die Akademiker für Frieden aus der Türkei. Der Barbara-Künkelin-Preis zeichnet besonders mutige Frauen aus und wurde in diesem Jahr an Anja Reschke für ihre Haltung gegen rassistische Hetze verliehen. Wir feierten in diesem Jahr aber nicht nur besondere Menschen, sondern auch besondere Städtepartnerschaftsjubiläen: 50 Jahre Verbundenheit mit Radenthein, 25 Jahre mit Kahla und 20 Jahre mit Tuscaloosa.

Die größten und bedeutendsten Investitionen der Stadt fließen in unsere Zukunft: in die Bildung unserer Kinder. Das teuerste Bauprojekt ist der Neubau des Burg-Gymnasiums. Die Bauarbeiten haben im März begonnen. Im Juni konnte der Grundstein gelegt werden. Entgegen aller Bedenken funktioniert der Unterricht trotz Baustelle reibungs- und problemlos. Der viergeschossige Neubau kann 2018 eingeweiht werden.
Knapp fünf Millionen Euro investierte die Stadt in die neue Mensa „Lecker-Halde“ im Schulzentrum Süd, die pünktlich zum Schulstart eröffnet wurde und in moderner und gemütlicher Atmosphäre 300 Plätze für die Schülerinnen und Schüler bereitstellt. In diesem Jahr feierte die Schlosswallschule im Herzen Schorndorfs ihr 125-jähriges Bestehen. Es ist übrigens unser ältestes Schulgebäude, das mit neuester Brandschutztechnik ausgestattet ist. Eines der künftig wichtigsten Ausstattungsmerkmale unserer Schulen wird das Digitale Klassenzimmer sein.

In den Startlöchern steht der Bewegungskindergarten. Das Kinderhaus im Sportpark Rems wird den dringend benötigten Platz für 110 Kinder in den unterschiedlichsten Betreuungsformen und Raum für eine Bewegungswelt bieten. Im Herbst 2017 erfolgt der Spatenstich. Rechtzeitig vor Beginn der Remstal Gartenschau 2019 ist die Eröffnung geplant. Eine tolle Symbiose wäre zusätzlich durch das Engagement der DAV-Sektion Schorndorf möglich, die dort eine Geschäftsstelle und eine Boulder- und Kletterhalle plant.

Ein spannendes und auch emotionales Thema war in diesem Jahr die Diskussion um den Standort der neuen Stadtbibliothek. Schließlich entschied sich der Gemeinderat, die Bücherei im Herzen der Innenstadt und in nächster Umgebung der Schulen, also am Archivplatz zu planen. Der Baubeschluss soll im Herbst 2017 getroffen werden. Um die Zeit bis zum Neubau überbrücken zu können, wurde die bestehende Stadtbibliothek schwäbisch sparsam renoviert.

Unsere Innenstadt mit ihren prächtigen Fachwerkhäusern, einladenden Cafés und Geschäften hat viel Potenzial, aber wir müssen das Besondere noch mehr hervorheben. Um mithalten und mit Großstädten und Einkaufszentren konkurrieren zu können, müssen wir ein attraktiveres Einkaufserlebnis schaffen, den Marktplatz beleben und unsere Innenstadt schmackhaft machen. So sind Ideen wie der Marktbrunch, Mittag auf dem Markt und eine blühende und grüne Weststadt vielversprechend.

Ende April schloss die Galerie für Kunst und Technik ihre Tore. Grund dafür: In den Räumlichkeiten wird im November des kommenden Jahres die Forscherfabrik Schorndorf eröffnen. Die Jüngsten finden dort künftig einen Ort, an dem sie ihre Fähigkeiten austesten können und spielerisch einen Zugang zu Naturwissenschaften und Technik erhalten. Gute Nachrichten gibt es auch für die Kunstliebhaber, die Q-Galerie für Kunst eröffnete bereits diesen Sommer wieder.

Eine weitere gute Nachricht: Nach nun drei Jahren Verhandlungszeit steht fest, dass H&M im Frühjahr 2018 im ehemaligen Modehause Veil in der Schulstraße seine Türen öffnet. Auch das Kaufhaus Bantel plant einen größeren Umbau und stellt sich neuen Herausforderungen. Eine gute Entscheidung war es, bei so vielen baulichen Veränderungen in der Innenstadt, den Gestaltungsbeirat ins Leben zu rufen. Dieses Gremium besteht aus Sachverständigen und unterstützt seit diesem Jahr den Gemeinderat, die Stadtverwaltung und Bauherren in Fragen der Architektur und des Städtebaus.

Auf dem richtigen Weg sind wir auch in Sachen Mobilität am Karlsplatz. Dort wurde in diesem Jahr eine moderne eBike-Station eröffnet. Somit lassen sich mehr und mehr Mobilitätsangebote rund um den Bahnhof bündeln. Auch am Oskar Frech SeeBad befindet sich eine eBike-Station. Wir sind damit die erste Stadt in der Region, die mit zwei dieser Stationen ausgestattet ist. Mobilität ist nicht nur historisch bedingt unser Steckenpferd. Wir sind seit diesem Jahr ein Reallabor, ein Standort an dem experimentiert wird, wie der Busverkehr der Zukunft aussehen könnte. Spannend bleibt die Frage: Lässt sich ein bedarfsorientiertes Rufbussystem realisieren? Zum diesjährigen Fahrplanwechsel wurden bereits ein Hybridbus und ein weiterer Kleinbus eingesetzt, um nachhaltigeren Busverkehr zu ermöglichen.

Zusammenleben

Kommendes Frühjahr eröffnen die Postarkaden. Im Erdgeschoss zieht unter anderem Denn‘s Biomarkt ein. Das Landratsamt, das Jobcenter, die Stadtbau Schorndorf GmbH und der städtische Fachbereich Gebäudemanagement werden dort künftig unter einem Dach anzutreffen sein. Somit sind viele wichtige Dienstleistungen in einem Haus gebündelt. Direkt gegenüber, auf der nördlichen Seite der Bahnlinie, ruht das Breuninger-Areal. Für dieses Gelände fand in diesem Jahr der Investorenwettbewerb statt. Im Frühjahr wird der Gemeinderat eine endgültige Entscheidung fällen. Bei diesem Vorhaben liegt der Schwerpunkt auf Wohnen, denn die Herausforderung der kommenden Jahre lautet für eine wachsende Stadt wie Schorndorf, den Bedarf an bezahlbarem Wohnraum zu decken. Die Flüchtlingssituation hat sich im Vergleich zum vergangenen Jahr zwar etwas beruhigt. Von 1.000 in Schorndorf angekommenen Flüchtlingen leben derzeit 800 geflüchtete Menschen in unserer Stadt. Wir konnten die Notunterkünfte in den beiden Hallen auflösen. Nach der Erstunterbringung beginnt nun die wichtigste Aufgabe: die Integration in unsere Gesellschaft. Dafür ist es unerlässlich, dass wir in unserer Stadt Wohnraum schaffen für alle Menschen, die hier leben möchten.

Auf dem ehemaligen Bauknecht-Gelände ist schwer was los. Die Firma Löffelhardt hat mit den Bauarbeiten begonnen. Der große Unternehmensumzug mit rund 320 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erfolgt 2018. Das Unternehmen will wachsen und weitere Arbeitsplätze schaffen. Auf der Teilfläche des Bauknecht-Areals, die nicht von Löffelhardt benötigt wird, stellt die Stadt zusätzliche, neue Gewerbeflächen zur Verfügung.

Vorsätze

Nach diesem Rückblick und einigen Ausblicken, möchte ich Sie an meinem persönlichen Vorsatz teilhaben lassen: Im kommenden Jahr werde ich - noch mehr als zuvor - Zeit zum Zuhören einräumen. Dies gilt für die Beschäftigten der Stadt, alle Einwohnerinnen und Einwohner, Unternehmerinnen und Unternehmer sowie alle Akteure in Schorndorf. Denn Sie, die Menschen machen den Unterschied. Ich wünsche Ihnen allen frohe Weihnachten, besinnliche Momente während der Feiertage mit Ihren Lieben und eine erholsame Zeit, um für ein spannendes, aktives und schönes Jahr 2017 auftanken zu können.

Ihr
Matthias Klopfer, Oberbürgermeister