Stadtnachricht

Umfangreiche Schenkung aus dem Seidel-Nachlass


A.Bergler, C.Seidel, M.Klopfer, S.Binkowski, M.Seidel, R.Binkowski mit Urs und P.Binkowski (v.l.).
A.Bergler, C.Seidel, M.Klopfer, S.Binkowski, M.Seidel, R.Binkowski mit Urs und P.Binkowski (v.l.).

Vergangene Woche fand die offizielle Schenkung aus dem Nachlass des Schorndorfer Künstlers Alfred Georg Seidel (1913 bis 2001) durch seine drei Kinder an die Stadt Schorndorf statt. 30 Ölgemälde, alle Selbstporträts, hunderte Federzeichnungen, Grafiken, Dokumente und Fotos gingen in den städtischen Besitz über. „Ein unermüdliches Schaffen zeichnete Alfred Seidel aus. Es war eine große, spannende und keine alltägliche Aufgabe für das Team des Stadtmuseums, die Werke zu sichten und eine Auswahl zu treffen, die das künstlerische Schaffen Seidels wie auch sein Wirken in Schorndorf repräsentieren“, sagte Oberbürgermeister Matthias Klopfer und bedankte sich bei Seidels Kindern Susanne Binkowski, Christoph Seidel und Matthias Seidel für die großzügige Schenkung. Ein solcher Bestand eines Künstlers sei in seiner Geschlossenheit sehr außergewöhnlich, erklärte Museumsleiterin Dr. Andrea Bergler.

Erinnerung und Gedenken Seidels

Für die Kinder, Enkel Rafael Binkowski mit Urenkel Urs und die engsten Freunde Seidels war das Zusammentreffen ein besonderer Tag, ihrem Vater, Groß- und Urgroßvater sowie Freund Alfred Seidel zu gedenken und ihn zu würdigen. Auch gedachten die Anwesenden Seidels Ehefrau Elisabeth, die aus gesundheitlichen Gründen nicht am Treffen teilnehmen konnte. Sie hat ihren Mann ein Leben lang begleitet und unterstützt. Sohn Matthias Seidel arbeitet an einer Schrift zum Leben seines Vaters. Er las den Anwesenden aus dem Kapitel „Das Auge“, aus der von ihm erstellten Biografie, vor. Das Auge war ein besonderes Merkmal Seidels. „Mein Vater war ein genialer Maler mit nur einem Auge“, so Matthias Seidel. Alfred Seidel verlor aufgrund einer schweren Verwundung im Zweiten Weltkrieg sein rechtes Auge. Seidel gelang es, dieses dramatische und lebensverändernde Ereignis im Laufe der Zeit zu verarbeiten.

„Maler müssen doch immer ein Auge zukneifen, um die Perspektive abzuschätzen“, so die damaligen Gedanken Seidels. In seiner Kunst ist das Auge ein wiederkehrendes Symbol und Kennzeichen, mit dem sich der Künstler auseinandersetzte. Museumsleiterin Bergler beschrieb Seidel, den Maler, Zeichner, Bildhauer und Schriftsteller, als wahres Multitalent. In seinen Werken beschäftigte er sich darüber hinaus insbesondere mit religiösen Motiven, Illustrationen zu Märchen und Mythen sowie der Verarbeitung der Kriegserfahrung und zeitgenössischer Politik. „Seidel war tief religiös, war ein begeisterter Gottsucher und zugleich glühender Pazifist“, so beschrieb ihn einst sein Weggefährte und ebenfalls verstorbene Dr. Frieder Stöckle.

Alfred Seidel lebte und arbeitete mehr als 50 Jahre in Schorndorf und war prägend für die lokale und regionale Kirchenkunst. In Schorndorf gestaltete er sowohl die Glasfenster der Stadtkirche als auch die Betonreliefs am Turm der Heilig-Geist Kirche. Für sein Wirken erhielt er die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg. Seidel war auch Träger des Bundesverdienstkreuzes. Das Team des Stadtmuseums plant bereits eine Sonderausstellung zum Leben und Wirken Seidels.