Stadtnachricht

Politik im Rathaus: SPD-Fraktion


Martin Thomä Die Autobranche steckt im größten Umbruch ihrer Geschichte. Digitalisierung, autonomes Fahren und die Elektromobilität verändern die Autobranche wie nie zuvor. Das hat Auswirkungen auf die Automobilindustrie und deren Fertigungstiefe. Daimler-Mitarbeiter fordern verständlicherweise, mehr Engagement des Konzerns auch in der Batteriefertigung, was ja kein originäres Betätigungsfeld der Autobauer ist. Neue Geschäftsmodelle sind im Aufbau. Die Elektromobilität wird zu einem zentralen Baustein für ein nachhaltiges Verkehrssystem und sichert das hohe Niveau der Beschäftigung entlang der gesamten Wertschöpfungskette.

Die Dieselaffäre bei VW hat gezeigt, dass die Ingenieure beim Verbrennungsmotor an ihre Grenzen gestoßen sind. Und in den Städten wächst der Druck auf die Emissionsminderung. So wird in Paris über ein Dieselverbot ab 2020 und in Norwegen bereits über ein Verbot für sämtliche Verbrenner ab 2025 nachgedacht. Die Probleme vor unserer Haustür in der Landeshauptstadt sind zur Genüge bekannt. All das beschleunigt die Entwicklung hin zu E-Autos. Kalifornien will 2025 schon 22 Prozent dieser Fahrzeuge auf den Straßen haben, China wird schon im nächsten Jahr eine E-Auto-Quote einführen. Der deutsche Markt gerät in Bewegung. Daimler will bis 2025 zehn neue E-Fahrzeuge entwickeln. VW, der Dieselsünder, will gar Weltmarktführer in dieser Technologie werden. Wer keine Elektrostrategie hat, ist draußen.

Wer heute mit einem Elektroauto von Schorndorf nach Ludwigsburg fährt, schafft es auch ohne zu „tanken“ wieder zurück. Wer nach Mannheim will und nicht weiß, wie er dort seine Batterie wieder auftanken soll, hat ein Problem. In naher Zukunft geht also nichts ohne die E-Tankstelle. Ok, zuhause in der Garage kann ich einen Elektro-smart über Nacht an der Haushaltsteckdose in sechs Stunden wieder aufladen. Ein Daimler-EQ-Oberklassemodell müsste schon 24 Stunden in der Garage bleiben. Ohne Schnellladestationen läuft also nichts. Diese kosten derzeit circa 150.000 Euro und schaffen die Ladung in zehn Minuten. Dann muss aber der Leistungsbedarf von 100 Einfamilienhäusern in kurzer Zeit aus dem Kabel kommen.

Bis 2020 sollen bundesweit neben 5.000 Schnellladestationen auch 10.000 technisch weniger aufwendige, öffentlich zugängliche Ladestationen gebaut werden. Die Frage ist dann auch, wie eine größere Anzahl von Elektrofahrzeugen in das Niederspannungsnetz integriert werden können. Das ist für die lokalen Stromversorger und Netzbetreiber wie unsere Stadtwerke Herausforderung und Chance zugleich. Ab März wird der Aufbau der Ladeinfrastruktur durch ein Bundesprogramm gefördert. Die SPD-Fraktion beantragt, dass die Stadtverwaltung bei diesem Programm mitmacht. Es würde der Daimlerstadt gut anstehen, mehr als hundert Jahre nach Gottlieb Daimlers genialer Erfindung bei der Umsetzung der Elektromobilität in den Städten mit einen wichtigen Beitrag voran zu gehen. Gerne können Sie mir Ihre Meinung dazu schreiben: martin.thomae(at)schorndorf.de.