Stadtnachricht

formart GmbH erhält Zuschlag für Bebauung des Breuninger Areals




Nach jahrelangen Vorbereitungsarbeiten und Diskussionen erhielt in der Sitzung des Gemeinderats in der vergangenen Woche mit 19 zu 14 Stimmen die formart GmbH aus Essen den Zuschlag, die Wohnbebauung einschließlich Lebensmittelvollsortimenter auf dem ehemaligen Gelände der Lederfabrik Christ. Breuninger zu realisieren. „Beide Beiträge sind zu Recht in der engeren Wahl. Beide Entwürfe sind sehr gut geeignet“, so die einleitenden Worte von Oberbürgermeister Matthias Klopfer. Die Nutzungskonzepte beider seien sich sehr ähnlich. Beide Vorschläge sahen neben dem Schwerpunkt der Wohnnutzung einen Lebensmittelvollsortimenter sowie eine gastronomische Einheit im denkmalgeschützten Bestandsgebäude Vorstadtstraße 4 vor. Beide zeigten eine gute Durchmischung mit verschiedenen Wohnformen auf. Ein Unterschied zwischen beiden Vorschlägen bestand in der Inanspruchnahme eines optionalen Flurstücks, das formart für oberirdische Parkplätze nutzt. Pflugfelder hingegen hatte keine Nutzung dieses Flurstücks vorgesehen, wodurch eine separate Veräußerung möglich gewesen wäre.

Das Verfahren im Überblick

Die städtische Wirtschaftsförderin Gabriele Koch stellte nochmals das Investorenauswahlverfahren für das 1,3 Hektar große Grundstück, das die Stadt im Jahr 2015 vom Insolvenzverwalter erworben hatte, vor. Im März 2016 wurde ein Investorenauswahlverfahren zum Verkauf des Geländes ausgelobt. Ziel des Auswahlverfahrens war es, eine hohe Wohnungsdichte mit hoher städtebaulicher Qualität, attraktive Freiflächen und eine ausgewogene Durchmischung von unterschiedlichen Wohnformen für verschiedene Zielgruppen zu schaffen. Sowohl der teilweise Erhalt bereits bestehender Bausubstanz sowie auch als Nebenvorschlag eine komplette Neubebauung waren dabei zulässig. Zudem sollte die Unterführung neugestaltet und aufgewertet werden.

Insgesamt gab es elf Bewerbungen, wobei sich der Gemeinderat nach einer Vorauswahl von sechs Bewerbern in einer nichtöffentlichen Sitzung im Oktober einstimmig auf die beiden Finalisten formart GmbH und Co.KG aus Essen sowie Pflugfelder Immobilien GmbH aus Ludwigsburg verständigte. Eine Bürgerinformationsveranstaltung wurde Anfang des Jahres zu den beiden favorisierten Entwürfen durchgeführt. Der Gestaltungsbeirat war seit Beginn des Verfahrens beteiligt. Professor Dr. Franz Pesch, Vorsitzender des Gestaltungsbeirates, und Diplomingenieur Stefan Helleckes zogen einen Vergleich der Entwürfe. Demnach bieten beide Entwürfe ein tragfähiges städtebauliches Gerüst, das den erforderlichen städtebaulichen Schallschutz gewähre. So könne es gelingen, an einem nicht einfachen Standort hochwertiges Wohnen in einer urbanen Mischung zu verwirklichen.

Empfehlung Gestaltungsbeirat

Aus fachlicher Sicht empfahlen Professor Franz Pesch und Stefan Helleckes, dem Beitrag der formart GmbH zuzustimmen, „da dieser durch seine souveräne räumliche Idee und die Wohnatmosphäre überzeuge“, wie OB Matthias Klopfer in der Gemeinderatssitzung zitierte. Vor der Entscheidung hatten die beiden potenziellen Investoren jeweils zehn Minuten Gelegenheit ein letztes Mal ihre Entwürfe vorzustellen. Ulrich Wünsch, Geschäftsführer der Pflugfelder Planen und Bauen GmbH & Co KG, baute in der Vorstellung seines Entwurfs vor allem auf die Erhaltung von historischer Gebäudesubstanz und die Wahrung des ehemaligen Charakters der Lederfabrik. Das Konzept bietet 163 Wohnungen, davon 44 nach den Vorgaben des Wohnraumversorgungskonzepts, 245 Stellplätze in der Tiefgarage sowie acht weitere oberirdische Parkplätze bei einem Investitionsvolumen von rund 50 Millionen Euro.

Harald Meerße, Geschäftsführer der formart management GmbH, setzte bei der Vorstellung seines Entwurfs auf die Argumente des Neubaus, wie die maximale Flexibilität bei der Gestaltung. Ein Niedrigenergiestandard sei ebenfalls nur mit einem Neubau zu erzielen. Dies wäre auch für die Nutzer die nachhaltigste Lösung, da sie dadurch beispielsweise an Nebenkosten sparen. Das Konzept bietet 176 Wohneinheiten, davon 55 nach den Vorgaben des Wohnraumversorgungskonzepts, 210 Tiefgaragenstellplätze sowie 34 oberirdische Parkplätze. Harald Meerße wies darauf hin, dass durch einen Ankauf einer weiteren Gesellschaft die formart GmbH künftig Instone Real Estate Development GmbH heißen werde, die Abwicklung aber weiterhin über die derzeitige Niederlassung der form-art Baden-Württemberg mit Sitz in Stuttgart erfolge.

Stimmen pro Pflugfelder

Für Peter Erdmann, Fraktionsvorsitzender der FDP/Freie Wähler, punktete Pflugfelder durch eine bessere Gestaltung zur Heinkelstraße, mehr Grün und die Erhaltung der Geschichte des Areals. Auch für GRÜNEN- Stadtrat Wilhelm Pesch ist der Einbezug der Historie des Areals ein wichtiges Kriterium. Außerdem, so Pesch und Erdmann unisono, sei Pflugfelder als Investor vor Ort greifbarer. Werner Neher, Fraktionsvorsitzender der GRÜNEN, sprach sich für Pflugfelder aus, da ihm der Entwurf von formart zu großstädtisch sei. SPD-Stadtrat Martin Thomä befand, dass der Vorschlag von Pflugfelder besser zur Stadtstruktur in Schorndorf passe. „Pflugfelder ermöglicht zentrales Wohnen mit Privatsphäre“, so Ingo Sombrutzki von der CDU.

Meinungen pro formart

CDU-Fraktionsvorsitzender Hermann Beutel sprach sich für formart aus, da ihm die Wohnqualität bei diesem Entwurf besser gefalle. Auch SPD-Stadtrat Hans-Ulrich Schmid sieht beim Konzept von formart einen wesentlicheren Beitrag zum gewünschten Ausbauziel. FDP/Freie Wähler-Stadtrat Gerhard Nickel sowie Agnes Schilling waren sich einig, man müsse sich von Vergangenem frei machen und nun etwas Sinnvolles bauen. Schließlich sei dies eine Entscheidung, welche das Quartier die nächsten einhundert Jahre präge. Manfred Bantel, Stadtrat der CDU-Fraktion, sah ein eindeutigeres Plus bei der Ausführung der Tiefgarage von formart.

Sowohl die CDU- als auch die SPD-Fraktion stellten im Vorfeld der Abstimmung einen Antrag. Die SPD-Fraktion forderte eine namentliche Abstimmung der Gemeinderatsmitglieder. Dieser Antrag wurde ergänzt durch die Forderung der CDU-Fraktion, dass eine eindeutige Bekennung zu einem Entwurf getroffen werden müsse. Somit stimmten die Gemeinderatsmitglieder sowie Oberbürgermeister Matthias Klopfer einzeln und nacheinander mit dem Ergebnis von mit 19 zu 14 Stimmen für formart.

Verärgert über Berichterstattung

Verärgert ist Oberbürgermeister Klopfer über die falsche Berichterstattung in der Stuttgarter Zeitung am vergangenen Samstag, 20. Juni über den Kaufpreisunterschied (siehe Artikel „Falsche Darstellung“). Hier heißt es, dass die formart GmbH „gut vier Millionen Euro“ weniger für das Gelände geboten habe als die Pflugfelder Immobilien GmbH. „Ich spreche auch im Namen der Fraktionen, dass wir mehr als verärgert über diese Falschmeldung sind, da es sich maximal um rund eine Million Euro handelt. Mit der Falschmeldung zum Kaufpreisunterschied wurde der gesamte Gemeinderat und dessen Entscheidungsfindung in Misskredit gebracht.“