Stadtnachricht

Positive Bilanz zur Bürgerbeteiligung


Wie sollten Busse in Zukunft gebaut werden? Diese und andere Fragen diskutierten die Teilnehmer in den Workshops.

Das Projekt „Reallabor Schorndorf“, das die Stadt gemeinsam mit sechs weiteren Partnern aus Wissenschaft, Industrie und dem öffentlichen Personennahverkehr umsetzt, hat es sich zum Ziel gesetzt, den Bürgerinnen und Bürgern Schorndorfs ein bedarfsgerechtes und flexibles Bussystem zu bieten. Hierfür werden ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2017 für ein Jahr lang in der Südstadt Schorndorfs von Freitagnachmittag bis Sonntagabend zwei Kleinbusse auf Mercedes-Benz-Sprinter-Basis eingesetzt. Das Besondere dabei: Die Busse fahren nur nach Anforderung und ausschließlich entlang der Fahrtroutenwünsche seitens der Busnutzer. Der Vorteil: Die Busse kommen dann, wenn sie tatsächlich benötigt werden und nicht dann, wenn der Fahrplan es vorschreibt. Die Fußwege zu den Bussen verkürzen sich durch das Einführen zusätzlicher Haltemöglichkeiten, es werden unnötige Fahrten vermieden und somit Ressourcen eingespart, da nicht benötigte Haltestellen nicht mehr länger angefahren werden. An der Umsetzung dieser Pläne arbeitet das Team vom „Reallabor Schorndorf“ bereits seit eineinhalb Jahren. Hierbei setzte das Projektteam von Anfang an auf die enge Zusammenarbeit mit den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Schorndorf.

Rege Beteiligung

Wie sollten Busse in Zukunft gebaut werden? Diese und andere Fragen diskutierten die Teilnehmer in den Workshops. In Beteiligungsworkshops, in der Bürgersprechstunde, auf der Projekthomepage (www.reallabor-schorndorf.de) und an öffentlichen Veranstaltungsterminen, wie zum Beispiel bei Marktständen, der Veranstaltung „Rund ums Rad“ oder der Seniorenmesse, konnten Bürgerinnen und Bürger das Gespräch mit Projektbeteiligten suchen und sich immer wieder aktiv in den Entwicklungsprozess des Projektes einbringen.

Hierbei ging es primär darum, die potenziellen Nutzer eines bedarfsgerechten Buskonzeptes zu identifizieren und deren Anforderungen an die Optionen zur Busbestellung sowie an die eingesetzten Fahrzeuge zu erheben. Insgesamt drei Bürgerbeteiligungsworkshops fanden hierfür statt – im September und November 2016 sowie im April 2017. Projektmitarbeiter Alexander Müller von der Hochschule Esslingen zeigt sich begeistert, angesichts der Kreativität, die die Bürgerinnen und Bürger bei den Workshops zeigten: „Es war toll, so viele kreative Ideen zu sehen und mit den Bürgern an unterschiedlichen Fahrzeugmodellen zu arbeiten. Diese Modelle sind ein Indikator dafür, wohin die Reise in der Fahrzeugentwicklung gehen kann“.
Will man die Ergebnisse der Bürgerbeteiligungsworkshops mit Blick auf die Ausgestaltung des Busbestellprozesses sowie der Fahrzeuge zusammenfassen, so lassen sie sich mit den Begriffen „Einfachheit“ und „barrierefreie Zugänglichkeit“ auf den Punkt bringen. Denn die Workshopbeteiligten plädierten dafür, dass sowohl das Bestellsystem für die Reallaborbusse als auch die Fahrzeuge für alle Bevölkerungsgruppen leicht zugänglich sein sollten. Das Bestellsystem müsste darüber hinaus auch einfach zu bedienen und selbsterklärend sein, und beim Thema „Fahrzeuge“ spielten des Weiteren die Aspekte „Komfort“ und „Sicherheit“ eine große Rolle.

Erste Anpassungen

Aus den Ergebnissen der Bürgerworkshops und den Gesprächen mit der Bürgerschaft wurden bereits erste Maßnahmen abgeleitet, die in die Entwicklung des Buskonzeptes einfließen. So war es beispielsweise noch zu Beginn des Reallabor-Projektes vorgesehen, die regulären Linien 242 und 247 täglich ab circa 9 Uhr durch die Reallabor-Busse zu ersetzen. Deren Bestellung sollte ausschließlich per Smartphone-App erfolgen. Aufgrund von unterschiedlichen Rückmeldungen seitens der Bürgerschaft, haben sich die Projektverantwortlichen jedoch dazu entschieden, eine reduzierte Variante des neuen Buskonzepts einzuführen. Die bedarfsgerechten, kleineren Reallabor- Busse werden daher ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2017 ein Jahr lang von Freitagnachmittag bis zum Betriebsschluss Sonntagnacht die großen Busse auf den Linien 242 und 247 ersetzen, um an den Wochenenden für ein angepassteres ÖPNV-Angebot zu sorgen. An allen anderen Tagen werden die Busse weiterhin wie gewohnt nach festem Fahrplan und auf festen Linien fahren. Eine weitere Anpassung ist, dass die bedarfsgerechten Busse hingegen ursprünglicher Planungen nicht nur via Handy-App, sondern auch per Telefon bestellt werden können. Diese vielfältigen Bestelloptionen stellen sicher, dass alle Menschen die Möglichkeit haben, sich einen Reallabor-Bus zu bestellen.

Die Bürgerbeteiligung im Reallabor-Projekt zeigt somit auf, wie ein wechselseitiges Zusammenspiel von Forschung, Stadtverwaltung und Bürgerschaft funktionieren kann: So werden einerseits wissenschaftliche Innovationen umgesetzt und neue Wege der städtischen Mobilität beschritten, andererseits definieren die Bürgerinnen und Bürger auch klar und deutlich, wie sie sich die Ausgestaltung dieser neuen Wege vorstellen.

Nicht zum Selbstzweck

Wie wichtig eine angemessene Beteiligung der Bürgerschaft bei der Umsetzung des Reallabor-Projektes ist, betont Projektmitarbeiter Tim Sippel von der Universität Stuttgart: „Beteiligung, die nur einem Selbstzweck dient und gemacht wird, weil es eben gemacht werden muss, ist keine gute Beteiligung. Menschen erkennen sehr schnell, wenn Verantwortliche kein wirkliches Interesse an den Ideen und Anregungen unterschiedlicher Akteure haben. Wichtig ist, dass von allen Seiten ein Umsetzungswille vorherrscht und alle Beteiligten dasselbe Verständnis von den Zielen einer Beteiligung haben.“

Dieser Umsetzungswille ist im Projekt durchaus vorhanden. Wie es aber nach den drei Jahren Projektlaufzeit weitergeht, ist noch offen. Ob sich solch ein flexibles und bedarfsgerechtes Buskonzept in Schorndorf etablieren kann, hängt auch stark von den Erfahrungen ab, die in der einjährigen Erprobungsphase gewonnen werden und wie gut die flexiblen Busse seitens der Bevölkerung angenommen werden.

Tester für Erprobungsphase

Obwohl die Beteiligungsworkshops bereits abgeschlossen sind, beginnt ein wesentlicher Teil der Bürgerbeteiligung erst noch: Denn für die einjährige Erprobungsphase der Reallabor-Busse sucht das Projektteam zwölf bis 16 Testnutzer, die die Reallabor-Busse nutzen und regelmäßig von den Forschern zu ihren Erfahrungen und Eindrücken befragt werden. Das Projektteam interessiert dabei vor allem, wie gut der Bestellvorgang funktioniert und welche Herausforderungen durch zusätzliche Bushaltemöglichkeiten für die Nutzer entstehen. Interessierte können sich gerne mit Tim Sippel per E-Mail tim.sippel(at)zirius.uni-stuttgart.de in Verbindung setzen.

Neben den regelmäßigen Rückmeldungen der Testnutzer spielt auch weiterhin der direkte Dialog mit der Bürgerschaft eine wichtige Rolle. Ab Herbst wird das Projektteam daher wieder vermehrt „sichtbar“ werden. Auf verschiedenen öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen suchen die Verantwortlichen den direkten Kontakt mit den Menschen vor Ort und stellen sich den Fragen zum Reallabor. Vor Beginn der Erprobungsphase ist auch eine große Öffentlichkeitsveranstaltung geplant.

Infoveranstaltung am 17. November im Rathaus

Am 17. November lädt das Projektteam alle interessierten Bürgerinnen und Bürger ab 18 Uhr in den großen Sitzungssaal des Rathauses ein, um Informationen zur anstehen Erprobungsphase zu erhalten und gemeinsam mit den Projektverantwortlichen zu diskutieren.

Weitere Informationen rund um das Reallabor finden Interessierte im Internet auf www.reallabor-schorndorf.de. Zudem steht Diana Gallego Carrera, Projektkoordinatorin seitens der Stadtverwaltung Schorndorf für Anfragen und Anregungen zur Verfügung unter Telefon: 07181 602-1529 und E-Mail an diana.gallego(at)schorndorf.de. Außerdem bietet sie eine Bürgersprechstunde an: Diese findet immer mittwochs von 12 bis 13 Uhr im Technischen Rathaus in der Archivstraße 4 statt. Um Voranmeldung zur Bürgersprechstunde wird gebeten.