Stadtnachricht

Rückblick und Ausblick von Oberbürgermeister Matthias Klopfer


Liebe Schorndorferinnen und Schorndorfer,

das Jahr 2017 neigt sich dem Ende zu. Vor dem Jahreswechsel gehen wir alle für gewöhnlich in uns. Wir sortieren unsere Gedanken. In diesen Momenten des Reflektierens bemerken wir erst, welche Wegstrecke wir zurückgelegt haben, welche Aufgaben und Herausforderungen wir gemeistert haben und welche Chancen wir vielleicht im kommenden Jahr nutzen können. Die großen Schlagzeilen und Namen des Jahres 2017 machen uns deutlich: Wir leben in besonderen Zeiten. Fast täglich lesen und hören wir von Donald Trump, Wladimir Putin, Kim Jong Un, dem Islamischen Staat, Terroranschlägen, der Flüchtlingskrise oder dem Rechtsruck in Europa und Deutschland, um nur einige Stichworte zu nennen. Diese Menschen und ihr Handeln beeinflussen unser Leben, das Zeitgeschehen, vor allem aber unsere Zukunft. Glücklicherweise gibt es auch mit Persönlichkeiten wie dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron oder unserem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Hoffnungsträger für ein vereintes Europa und demokratische Werte. Klar ist: Es gibt keine einfachen Antworten auf die großen gesellschaftlichen Fragestellungen. Dies kann die Menschen verunsichern und beunruhigen. Und es kann dazu führen, dass man aus Unzufriedenheit und Protest anders entscheidet oder wählt. Als drittstärkste Fraktion ist die AfD nach den diesjährigen Bundestagswahlen in den deutschen Bundestag eingezogen. Bis heute haben sich CDU und SPD, nachdem die Jamaikakoalition gescheitert ist, noch nicht über ihre künftige Zusammenarbeit geeinigt. Der in diesem Jahr verstorbene Altkanzler Helmut Kohl, sagte einst: „Was wir brauchen, ist Vertrauen der Bürger in die Zukunft unseres Landes.“ Auch an Willy Brandts Worte „Erst das Land, dann die Partei“, sollten unsere Bundespolitiker denken.

Vertrauen in die Kommunalpolitik
Meinungen werden in den Sozialen Medien gemacht. Das haben wir in diesem Jahr am eigenen Leib erfahren. Neben gutem und verlässlichem Journalismus, der aufklären kann, was wirklich um uns herum passiert, und einordnet, wie sich unsere Gesellschaft verändert, ist aber auch jeder einzelne Politiker und jede einzelne Politikerin umso mehr gefragt. Ihre Aufgaben liegen darin, für Orientierung und Sicherheit zu sorgen. So ist es auch – auf die kleinste Verwaltungseinheit des Staates heruntergebrochen – die Aufgabe aller Vertreterinnen und Vertreter des Gemeinderats, meiner Bürgermeisterkollegen und mir, den Weg für ein friedliches und funktionierendes Zusammenleben aller Bürgerinnen und Bürger in unserer Stadt zu sorgen und dies zu organisieren. Gestärkt werden wir in unserer Arbeit durch Ihr Vertrauen, das Sie uns schenken. Untersuchungen, aber auch meine persönliche Wahrnehmung zeigen, dass Sie, die Bürgerinnen und Bürger, viel Vertrauen in die Kommunalpolitik haben. „Städte sind der eigentliche Ort der Wahrheit, weil sie der Ort der Wirklichkeit sind“, so beschreibt es auch ein Zitat von Hermann Schmitt Vockenhausen. Unser und mein Ziel ist es, dieses Vertrauen auch in den kommenden Jahren weiter zu stärken und unsere kommunalen Aufgaben bestmöglich zu erledigen. Um Vertrauen aufbauen und beibehalten zu können, bedarf es eines intensiven Dialogs. In diesem Jahr haben wir einen Schwerpunkt in Dialogveranstaltungen mit dem Titel „OB vor Ort“ in den Ortsteilen gesetzt. Auch im kommenden Jahr werden wir wieder intensiv zu bewegenden Themen in den Meinungs- und Informationsaustausch mit Ihnen gehen und gemeinsam nach Lösungen suchen, Ihre Ideen aufgreifen und Sie an Entscheidungsprozessen beteiligen.
Mein Vertrauen in die Menschen hier vor Ort ist besonders hoch. Daher geht mein Dank an alle engagierten Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt, die sich aktiv und leidenschaftlich für die Gesellschaft und die Mitmenschlichkeit einbringen. Ich danke auch dem Gemeinderat, dem Ortschaftsrat, den Ortsvorsteherinnen und Ortsvorstehern, meinen Bürgermeisterkollegen und allen städtischen Beschäftigten für ihren Einsatz im Auftrag der Stadt und des Gemeinwohls. Unseren verlässlichen Partnern und starken städtischen Töchtern, den Stadtwerken und der Stadtbau Schorndorf danke ich für die Zusammenarbeit und die vielen Initiativen, unsere Stadt noch lebenswerter zu machen. Ich bin mir sicher, dass wir weiterhin die positive und fortschrittliche Entwicklung gemeinsam aktiv anpacken und voranbringen. Mein besonderer Dank gilt auch Menschen, die sich über Jahrzehnte hinweg ehrenamtlich und kommunalpolitisch für unsere Stadt eingebracht haben. Agi Schilling, FDP/FW-Fraktion und Martin Thomä, SPD-Fraktion haben beide in diesem Jahr, nach jeweils über 37 Jahren Gemeinderatstätigkeit, ihr Amt niedergelegt. Bedanken möchte ich mich in diesem Jahr speziell und explizit bei allen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern, Organisationen und Vereinen, die in unserer wunderschönen Stadt Feste, Veranstaltungen, Märkte und sportliche Events organisieren und mit ihrem Engagement unvergessliche Freuden, Begegnungen und Momente bereiten. Besonders ermutigen möchte ich alle, die von den Ereignissen am Rande und während der diesjährigen SchoWo betroffen waren, weiterzumachen.
Rund tausend junge Menschen haben in der Nacht auf Sonntag im Schlosspark gefeiert, am Rande kam es zu einer Schlägerei. Es wurde mit Flaschen auf Polizisten geworfen, zudem wurden mehrere sexuelle Belästigungen gemeldet. Verschiedene Umstände führten dazu, dass in kürzester Zeit ein medialer Tsunami über Schorndorf hereingebrochen ist und Schorndorf - zumindest für einige wenige Tage - weltweit in den Schlagzeilen war. Glücklicherweise verlief das Stadtfest danach positiv, friedlich und erfolgreich. Es ist verständlich, dass der ganze Trubel, zahlreiche Falschmeldungen und teilweise persönliche Anfeindungen den einen oder anderen Helfer verunsichert und entmutigt haben. Lassen Sie sich bitte die Vorfreude auf das große 50-jährige Festjubiläum und die bevorstehende Remstal Gartenschau 2019 sowie weitere zahlreiche große Veranstaltungen, nicht nehmen.
In diesem Jahr wurden bedeutende Jubiläen gefeiert. Ganz Deutschland feierte 500 Jahre Reformation. Auch Schorndorf. Für große Aufmerksamkeit sorgten die mit Kunstwerken und modernen Skulpturen wiederbesetzten Nischen unserer prächtigen Stadtkirche. Zum dritten Mal veranstaltete das Kufo ein 14-tägiges Bildhauersymposium. Entstanden sind fünf neue Skulpturen, die nun den Remstalradweg schmücken und dazu beitragen, Schorndorf als Skulpturenstadt auszuzeichnen. Auch das Festwochenende zu 200 Jahre Fahrrad wurde mit tollen Attraktionen auf dem Marktplatz gefeiert. Ein weiteres bemerkenswertes Jubiläum war die 100-Jahre-Feier im zweitältesten Kindergarten Schorndorfs, im Kindergarten Burgstraße.

Vertrauen in die Investitionen
Mehr und mehr zieht die Remstal Gartenschau schon in unsere Stadt und in die weiteren 15 teilnehmenden Remstalkommunen ein. Zahlreiche Meilensteine für die erste Gartenschau dieser Art in Deutschland wurden in diesem Jahr gelegt. 16 Stationen, von namenhaften Architekten entworfen, werden in den Remstalkommunen als Landmarken gesetzt. Die Kommunen haben sich auf den Veranstaltungszeitraum 10. Mai bis 20. Oktober 2019 verständigt und eine wichtige Marke definiert: freier Eintritt für Kinder. Ergreifen auch Sie die Chance und werden Sie Gartenschau-Mitmacher. Sie können dazu beitragen, dass unsere Gartenschau noch schöner wird. Schon heute ist die Vorfreude unendlich und die Chance, das Remstal zu dem Naherholungsstandort in der Region Stuttgart zu etablieren, ist greifbar nah. Ich freue mich, gemeinsam mit allen beteiligten Akteuren nachhaltige Aufenthalts- und Lebensqualität zu schaffen.

OB Matthias Klopfer

Seit langem haben wir im Gemeinderat mit allen Mitteln und aller Kraft am Ausbau der Kinderbetreuung und unserer Schulen gearbeitet. Sieben unserer top zehn Investitionen im kommenden Jahr gehen in die Bildung unserer Kinder. Das entspricht rund 60 Millionen Euro. Und es ist auch richtig und wichtig, in diese zu investieren. Beim Ausbau von dringend benötigten Betreuungsplätzen geht es voran. Der fünfgruppige Kindergarten St. Markus kann im kommenden Jahr bezogen werden, die Krippe „In den Geißhecken“ ist wieder aktiviert. Zwei sechsgruppige Neubauten im Stöhrerweg und in der Haldenstraße stehen in den kommenden Jahren auf dem Plan. Der Bau des sechsgruppigen Bewegungskindergartens im Sportpark Rems, bei dem die AWO die Trägerschaft übernehmen wird und mit der SG Schorndorf kooperiert, hat begonnen. Auch der Sportpark Rems hat sich in diesem Jahr sichtlich verändert. Unseren erfolgreichen Leichtathleten haben wir zu verdanken, dass wir nun als das Dorf mit der blauen Bahn im neuen Stadion bekannt geworden sind. Und die Finnenlaufbahn mit Beleuchtung wird im kommenden Frühjahr offiziell eingeweiht.
Das bislang größte städtische Bauprojekt, der Neubau des Burg-Gymnasiums, wird voll im Kosten- und Zeitplan im kommenden Jahr fertiggestellt und die modernen, digitalen Klassenzimmer können 2018 bezogen werden. Die Forscherfabrik, unser künftiges Science-Center für Kinder, eröffnet am 5. Februar ihre Türen. Auch wurde in diesem Jahr der Beschluss gefasst, eine neue Stadtbücherei als neuartiges Medienzentrum im Herzen der Innenstadt, am Archivplatz zu verwirklichen.
„Die Zukunft hat viele Namen. Für die Schwachen ist sie das Unerreichbare. Für die Furchtsamen ist sie das Unbekannte. Für die Tapferen ist sie die Chance“, sagte Viktor Hugo. Klima- und Umweltschutz sind nach wie vor herausfordernde und ernstzunehmende Zukunftsthemen. Dass auch wir nicht vor Naturkatastrophen, Umwelteinbrüchen und dem Klimawandel verschont bleiben, zeigte uns die Hochwasserkatastrophe im Jahr 2016. Umso wichtiger, dass der Wasserverband Rems aktiv bemüht ist, künftiges Hochwasser noch besser in den Griff zu bekommen. Knapp 12 Millionen Euro Landesfördermittel wurden uns für den Bau des Hochwasserrückhaltebeckens zwischen Plüderhausen und Urbach zur Verfügung gestellt. In diesem Jahr startete der Bau des vierten Beckens von insgesamt neun. Um zum Klimaschutz beitragen zu können, wird beispielsweise in Schorndorf mit dem „Reallabor“ eine Erforschung zu Rufbussystemen durchgeführt. Kleinere Hybridbusse werden bedarfsgerecht, intelligent und auf Nachfrage per Telefon oder App eingesetzt. Wäre es nicht schön, wenn keine großen, menschenleere Busse mehr durch die Städte führen?

Vertrauen in die Zukunft
Eine der wichtigsten Herausforderungen für die kommenden Jahre ist die Schaffung von Wohnraum für jeden Geldbeutel. Einige Vorhaben konnten wir in diesem Jahr konzeptionell auf den Weg bringen. Auf dem Breuninger-Areal werden 180 Wohneinheiten bis zum Jahr 2022 geschaffen. Auf dem Pfleiderer-Areal soll das Bismarck-Quartier mit 130 neuen Wohnungen entstehen. Die Stadtbau wird weiter an Bedeutung gewinnen und neben allen privaten Bauunternehmern ein wichtiger Partner in der Schaffung von Wohnraum sein. Sie hat sich dabei zum Ziel gesetzt, ihren Wohnungsbestand von 400 auf 800 Wohnungen zu verdoppeln. Unter anderem sind 15 Wohneinheiten in der Erlensiedlung, 50 bis 55 Wohnungen auf dem Areal des jetzigen Kinderhauses Sonnenbogen im Wieslaufweg, 15 Wohnungen in der Hegelstraße und 60 Wohnungen im Schornbacher Weg geplant. Außerdem werden die zwei großen Wohngebiete Schölleräcker und Obere Straßenäcker mit jeweils 75 Bauplätzen realisiert. Insgesamt muss die vorhandene Fläche intelligent und neu gedacht werden. Dies soll künftig ein vom Land geförderter Flächenmanager übernehmen. Neben der Wohnraumversorgung stehen künftig aber auch die Entwicklung und Stärkung weiterer wichtiger Standortfaktoren auf dem Programm.
Ein wesentlicher Standortfaktor, der in diesem Jahr entschieden wurde, war die Zusage des Landkreises und des Landes, in die Sanierung des Klinikstandorts Schorndorf rund 61 Millionen Euro zu investieren. Ein wichtiger Meilenstein, ein langer Weg und eine tolle Nachricht für Schorndorf und den Rems-Murr-Kreis. Insgesamt müssen wir noch intensiver nachdenken, wie wir in der Stadt mit immer älter werdenden Menschen umgehen, wie wir das Gesundheits- und Pflegewesen trotz fehlendem Fachpersonal, angefangen bei den Hebammen bis hin zur Pflegekraft, aufrechterhalten und sogar weiter ausbauen können.
Auch müssen wir in den kommenden Jahren an der Attraktivität, dem Ausbau der Infrastruktur, wie zum Beispiel dem Breitbandausbau für Unternehmen aber auch jedes Zuhause arbeiten, um Arbeitsplätze zu sichern und weitere zu schaffen. Mein besonderer Dank geht an dieser Stelle an die Stadtwerke Schorndorf GmbH, die bereits einen Großteil an Glasfasern für schnelles Internet gelegt haben und sich das ambitionierte Ziel gesetzt haben, in den kommenden Jahren jeden Haushalt mit einem Glasfaseranschluss auszustatten. Auch einige der in Schorndorf ansässigen Firmen investieren tatkräftig in unseren Standort. Die Firma Löffelhardt hat die Bauarbeiten zu einem der hochmodernsten Hochregallager so gut wie abgeschlossen. Der große Unternehmensumzug mit rund 320 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erfolgt 2018. Auf der Teilfläche des Bauknecht-Areals, die nicht von Löffelhardt benötigt wird, stellt die Stadt zusätzliche, neue Gewerbeflächen zur Verfügung. Hartmann exact investiert fünf Millionen Euro in den Standort in Schornbach und H&M eröffnet in der Schulstraße im kommenden Jahr seine 1.700 Quadratmeter große Verkaufsfläche. Wir, die Stadt Schorndorf, gehen in den kommenden Jahren als größter Arbeitgeber vor Ort in die Offensive, als attraktiver Arbeitgeber freie Stellen baldmöglichst wiederzubesetzen und dafür die besten Köpfe zu gewinnen. Herzlichen Dank an unsere 800 städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die tagtäglich für unsere Bürgerinnen und Bürger im Einsatz sind.
Nun wünsche ich Ihnen allen frohe und gesegnete Weihnachten, viele schöne Momente mit Ihren Lieben, Zeit zum Nachdenken und Besinnen und eine erholsame Zeit, um die Reserven für ein spannendes und aktives Jahr 2018 auftanken zu können.

Herzlich, Ihr
Matthias Klopfer, Oberbürgermeister