Stadtnachricht

Menschen das Smartphone näherbringen


Im Familienzentrum gibt es Unterstützung rund ums Smartphone.

Das Smartphone ist bei vielen Menschen bereits zum festen Bestandteil des Lebens, ja teilweise sogar unverzichtbar geworden. Immer mehr lässt sich mit den modernen Geräten erledigen. Aber was ist mit den Menschen, die kein Smartphone haben oder damit nicht zurechtkommen? Mit Senioren und Seniorinnen, die auf den kleinen Bildschirmen schlecht sehen und mit der fortschrittlichen Technik nicht mitkommen? Was ist mit Analphabeten, die nicht lesen können, was das Gerät von einem will? Diese Menschen werden durch die wachsenden mobilen Angebote zunehmend aus der Gesellschaft ausgegrenzt.

Zuschuss vom Bund

Das Familienzentrum Schorndorf möchte dies verhindern und allen Menschen die Chance geben, sich aktiv zu beteiligen. „Wir haben uns daher bei der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) für ein Leuchtturmprojekt ,Ältere fit machen für digitale Medien’ beworben“, erklärt Lothar Poloczek, stellvertretender Vorsitzender des Familienzentrums. Als eines von insgesamt 45 innovativen Bildungsprojekten in Deutschland wurden das Familienzentrum ausgewählt und erhält nun einen Zuschuss aus Mitteln des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

„Ganz konkret hat uns das Reallabor Schorndorf die Augen geöffnet“, erzählt Rolf Failmezger, der als Mentor im Ü 50-online Internetcafé, das das Familienzentrum in Kooperation mit dem Seniorenforum seit über fünf Jahren betreibt, tätig ist. „Ursprünglich war im flexiblen Bussystem nur eine Bestellung per App geplant. Vielen Älteren in unserer Stadt machte dies Angst, und auch Analphabeten meldeten sich und sagten, sie könnten in Zukunft am Wochenende nicht mehr mit dem Bus fahren. Letztlich wurde eine telefonische Buchung möglich gemacht“, so Failmezger weiter. Solche Beispiele zeigen, welche Herausforderung und Hürde etwas sein kann, das für jüngere Mitmenschen inzwischen völlig normal ist.

Zu sehen ist die Entwicklung auch im Ü 50-online Internetcafé. „Anfangs beschäftigten wir uns ausschließlich mit Computern und Notebooks. Dann kamen immer häufiger Fragen zu Smartphone-Käufen und inzwischen kommt ein Großteil der Teilnehmer mit mobilen Endgeräten vorbei“, so Lothar Poloczek. Um die Erklärungen am Handy zu vereinfachen, arbeitet das Familienzentrum nun an methodischen Vermittlungsplätzen, dafür wurden Monitore angeschafft, die das kleine Display größer spiegeln.

Im Rahmen des Leuchtturmprojekts, das in Schorndorf den Namen „Das Smartphone als Instrument der Alltags-/Lebensbewältigung - Ein Angebot für Senioren, Mitbürger mir funktionalem Analphabetismus und alle, die etwas mehr Zeit benötigen“ trägt, startet voraussichtlich Anfang des kommenden Jahres mit einem Vortrag unter anderem über die Strategien des Landes und der Stadt. Anschließend werden sich drei Vorträge von Thomas Staehelin, Referent und User Experience Designer für Unternehmen und öffentliche Einrichtungen, um Fragen der digitalen Bewältigung von Zukunftsproblemen drehen. Seine Themen: „Smart Phone - Künstliche Intelligenz - Zukunftsbewältigung“; „Die Zukunft von Kommunen und Verwaltung ist digital“ sowie „Digitale Gesundheitsanwendungen“. Die Termine werden noch bekanntgegeben.

Und um wieder den Bogen zum nachdenklich machenden Reallabor Schorndorf zu schlagen: Ein vierter Vortrag wird über die Auswertung des flexiblen Bussystems und das weitere Vorgehen stattfinden. Dieser findet voraussichtlich im März statt. Zum Abschluss am 5. April kommt Tim-Thilo Fellmer ins Familienzentrum und erzählt in Kooperation mit der Stadtbücherei, der Volkshochschule und dem Jobcenter von seinem Lebensweg vom Analphabeten zum Kinderbuchautor. Keine alltägliche Geschichte.

Den Auftakt der Themenreihe bildet der Besuch des ALFA-Mobils in der Arnold-Galerie am Dienstag, 6. November von 10 bis 14 Uhr (siehe auch Text unten auf dieser Seite „Wie Erwachsene lesen und schreiben lernen“). „Das Familienzentrum arbeitet neben den Vorträgen auch an praktischen Anwendungen des Themas. So soll es in naher Zukunft unter anderem eine leicht verständliche Bewegungsapp geben“, freut sich Geschäftsführerin Simone Halle-Bosch.

Und natürlich wird auch das Internetcafé Ü 50-online weiterhin zweimal wöchentlich angeboten: Jeweils dienstags von 14 bis 16 Uhr sowie donnerstags von 9.30 bis 11.30 ihr können Interessierte mit Fragen und Problemen gerne ins Familienzentrum kommen. Aktuell besteht eine Kooperation mit Auszubildenden von Peter Hahn, um so den ursprünglichen generationenübergreifenden Gedanken wieder aufzunehmen. Gesucht werden auch Mentoren, die fit am Computer und am Smartphone sind und die ihr Wissen gerne weitergeben möchten. Infos und Kontakt: Simone Halle-Bosch, Telefon 887700 oder einfach zu den genannten Zeiten vorbeikommen.