Stadtnachricht

Veranstaltungsreihe "Wem gehört die Welt"


Kunst

(thm) - Mit einer hochambitionierten Veranstaltungsreihe zum 20. Gründungsjubiläum vor einem Jahr, reagiert das Kulturforum auf die wirtschaftlich-politischen Herausforderungen der Gegenwart. Dass die Weltwirtschaftskrise von 1929 sich wiederholen könnte, hatten die Aktiven des Schorndorfer Kulturforums nicht unbedingt gedacht, als sie auf ihrer Klausurtagung 2006 begannen, ein, so Kufo-Vorsitzender Eberhard Abele, "interdisziplinäres Kulturprojekt" zu planen. Herausgekommen ist ein hochkarätiges Programm zu den Themen Wirtschaft, Architektur, Masse und Individuum, das von spannenden künstlerischen Beiträgen getragen wird.

"Einen Ort für unseren Zorn und mögliche Utopien"

"Wem gehört die Welt" fragt die Veranstaltungsreihe und hat ihren Titel dem Film "Kuhle Wampe" entnommen, nach dem Roman von Bertolt Brecht von 1932, in dem er die Weltwirtschaftskrise aus der Sicht eines Arbeiters darstellte. "Kultur darf nicht nur auf den Fettaugen schwimmen" sagt Walter Krieg. "Kulturveranstalter müssen Gelegenheiten bieten, sich in die Verhältnisse einzumischen. Denn alle Kultur findet in einem gesellschaftlichen Umfeld statt", heisst es im Vorwort des Programms. "Orientierung zur Auseinandersetzung und auch einen Ort für unseren Zorn und vielleicht sogar für mögliche Utopien schaffen soll", so Krieg. Dabei hat man das eigenständige Vorhaben bewusst und sinnvoll auch mit Veranstaltungen der Schorndorfer Friedenswoche verzahnt.

So beginnt das sich über einen Monat erstreckende Projekt mit dem Weltmusik-Jazzquartett "Oregon" um den Gitarristen Ralph Towner um danach einige hochkarätige Akzente zu aktuellen Wirtschaftsfragen und zu Problemen moderner Städteplanung zu setzen. Als einer der profiliertesten alternativen Politik- und Wirtschaftswissenschaftler wird Prof. Elmar Altvater unter dem Titel "Vermessung der Utopie" eine kritische Gegenwartsanalyse und einen Ökonomiebegriff vorstellen, "der das ökologische und soziale Gemeinwohl einbezieht".

Kooperation mit SWR2 Forum

Einen Coup landete das Kulturforum mit der Kooperation mit dem SWR2 aus Baden-Baden: gleich zwei hochrangig besetzte Diskussionsrunden, die in der Galerie für Kunst und Technik mitgeschnitten und kurz darauf gesendet werden. Zum ersten "Zeit für Visionen? Wie die Wirtschaftskrise die Gesellschaft verändert". Eingeladen sind der Psychonalytiker Wolfgang Schmidbauer, der Sozialwissenschaftler Meinhard Miegel, einst Wirtschaftsberater von Biedenkopf, der sich inzwischen, wie SWR2-Redaktionsleiterin Ursula Nusser sagt, "zum massiven Wachstumskritiker wandelte", und schließlich der Ingenieur Peter H. Grassmann, Voorsitzender der "Umweltakademie Bayern".

Das zweite Forum widmet sich mit dem Thema "Stadt der Zukunft - alles urban?" dem globalen architektonischen "Wettbewerb der Nationen und Regionen" unter dem Aspekt von Ökologie, Stadtreperatur und Nachverdichtung oder deren Umgehung im "höher, schneller und spektakulärer" in den Metropolen Asiens und Arabiens. Auf dem Podium versprechen solch renommierte Gäste wie der Architekt Stefan Behnisch, Rolf Toyka (Leiter der Akademie der Architekten und Stadtplanerkammer Hessen) sowie der Tübinger OB Boris Palmer eine anregende Diskussion.

Nicht weniger spannend dürfte das Ausstellungsprojekt eine interaktive Medieninstallation namens "Soulfood - Seelenfutter" sein, das sich aus zwei Teilen zusammensetzt und den Schorndorfern wieder einmal die Gelegenheit bietet, sich aktiv an einer Ausstellung zu beteiligen. Die Installation "Anonymous" besteht aus 256 Videoportraits von Menschen, die fünf Minuten lang an nichts denken sollten. In "Characters" wiederum geht es um den "Einzelnen und das Kollektiv". "Unbedingt ein Projekt der Nachhaltigkeit" dabei haben wollte Eberhard Abele. Realisieren wird es der Stuttgarter Kabarettist Peter Grohmann. In Zusammenarbeit mit dem Jugendmigrationsdienst wird er mit Jugendlichen in einer Werkstatt eine Text-Musik-Improvisation erarbeiten, auf die man gespannt sein darf.

"Top Dogs" - satirisches Theaterstück vom Elend geschasster Manager

Und schließlich gibt es Theater und Literatur des Schweizer Autors Urs Widmer. Das Stuttgarter Off-Theater Lokstoff wird seine Bearbeitung von "Top Dogs" zeigen. Ein Stück von Widmer, in dem das Elend Arbeitsloser l bös-satirisch an geschassten Top-Managern durchgespielt wird. Außerdem kommt der Autor zu einer Lesung nach Schorndor. .

"Unsere Wurzel ist die Projektarbeit", resümiert Eberhard Abele das Selbstverständnis des Kulturforums 21 Jahre nach der Gründung: "Wir wollten etwas machen, das bewegen soll. Keine Beweihräucherung."

Programm der Reihe

Sonntag, 20. September - Sonntag, 15. November: Galerien für Kunst und Technik, Soulfood - Seelenfutter, Interaktive Medieninstallationen.

Mittwoch, 23. September, 20 Uhr: Künkelinhalle, Oregon feat. Ralph Towner, Weltmusik und Jazz

Samstag, 10. Oktober, 20 Uhr, Galerien für Kunst und Technik, "Top Dogs", Theaterstück

Dienstag, 13. Oktober, 20 Uhr: Galerien für Kunst und Technik, Vermessung der Utopie, Vortrag von Prof. Elmar Altvater

Dienstag, 20. Oktober, 20 Uhr: Galerien für Kunst und Technik, SWR2 Forum - Zeit für Visionen? Wie die Wirtschaftskrise die Gesellschaft verändert.

Dienstag, 27. Oktober, 20 Uhr, Galerien für Kunst und Technik, SWR2 Forum - Stadt der Zukunft - alles urban?

Mittwoch, 4. November, 20 Uhr, Galerien für Kunst und Technik, Autorenlesung Urs Widmer

Im Oktober

Text-Musik-Improvisation aus der Werkstatt für Jugendlichen mit Peter Grohmann.