Stadtnachricht

60 Jahre und noch kein bisschen müde


Schorndorfer Weiber vorm Rathaus

(sie) - Wie es sich für sparsame, schwäbische Weiber gehört, wird der 60. Geburtstag der Schorndorfer Weiber ohne viel schöne Reden und nicht mit Sektempfang und Häppchen gefeiert, sondern mit einer Veranstaltung am Samstag, dem 26. September um 19.30 Uhr in der Barbara-Künkelin-Halle. Das Programm der Gruppe "Die Traumtänzer" mit dem Stück "Seelentaucher" entführt die Zuschauer in eine Traumwelt voller Gesang, Tanz, Pantomime, Schwarzem Theater, Illusion und berührender Lebensphilosophie.

Diese Veranstaltung ist so vielseitig wie die Arbeit und die Aktionen der Arbeitsgemeinschaft. Als Rahmenprogramm läuft eine Diashow aus dem 60-jährigen Vereinsleben - abwechslungsreich, witzig und interessant.

Mit dem Erlös aus der Veranstaltung wird die gesamte Einrichtung des neuen Therapiezimmers der Schlaganfallstation im Schorndorfer Krankenhaus finanziert.

Einen Einblick in die Arbeit der Schorndorfer Weiber kann man auch bei der kommenden Kunstnacht erleben, bei der jede Frau gefordert ist. Eine Bewirtung im Röhmareal (in der Wasserwerkstatt) in diesem Ausmaß erfordert ein gehöriges Maß an Organisation, Logistik und auch Muskelkraft bis tief in die Nacht hinein.

Die paar Frauen, die sich im Nachkriegsjahr 1949 zusammenfanden um mit "Selbsterarbeitetem" Erlöse zu erzielen, um dann als Spende die ärgste Not der Nachkriegsjahre in Schorndorf zu lindern, hätten sicher nicht gedacht, dass sie "Etwas" ins Rollen gebracht haben, das noch nach sechs Jahrzehnten Bestand hat und aktiver ist als je zuvor.

Die 53 Mitglieder im Alter zwischen 26 und 90 Jahren des eingetragenen Vereins mit dem Namen "Arbeitsgemeinschaft Schorndorfer Weiber e.V." arbeiten ehrenamtlich und spenden ausschließlich zum Wohle der Schorndorfer Bürger.

Spaß macht es immer noch und der Zusammenhalt der Frauen ist bemerkenswert. So unterschiedlich diese Frauen untereinander sind, so unterschiedlich sind ihre Ideen, fachliches Wissen und praktisches Können, das zum Wohle des Ganzen eingebracht wird. Nur so funktioniert es.

Ob bei der Bewirtung der MS-Kranken im DRK-Heim, ob beim Seniorennachmittag in der Barbara-Künkelin-Halle oder auf dem Weihnachtsmarkt der Vereine auf dem Marktplatz, immer sind die richtigen Weiber am richtigen Ort. So können hinterher Spenden an Kindergärten, Altenheime, das Heimatmuseum, die Schlaganfallstation des Schorndorfer Krankenhauses, die Rettungshundestaffel des DRK, den Kirchbauverein und viele mehr überreicht werden.

Wie oft geht man an der Rückwand des Rathauses vorbei, nicht wissend, dass das große Mosaik, entworfen und gestaltet von Professor Stockhausen, zu einem großen Teil aus Spenden der "Weiber" hergestellt werden konnte und Zeuge ist, wie schon 1965 die Schorndorfer Weiber für ihre Stadt gearbeitet, gesammelt und gespendet haben.

Und wer weiß heut noch, dass das Gemeinschaftshaus hauptsächlich auf Bestreben der Arbeitsgemeinschaft unter der Leitung von Hildegard Hayer (Frau des damaligen Bürgermeisters) gebaut wurde.

Zusammen mit der Stadtverwaltung und den amerikanischen Dienststellen konnte dieses zur damaligen Zeit einzigartige Bauwerk fertiggestellt werden. Die Baupläne wurden damals von Stadtbaumeister Häussermann kostenlos in seinem Urlaub erstellt.

Die Arbeitsgemeinschaft war Bauherrin und sammelte Spenden vom amerikanischen Volk (McCloy-Fonds 50.000 DM), damit konnte der Rohbau finanziert wurde. Das restliche Bankguthaben der Frauen in Höhe 10.790,69 DM wurde für die Einrichtung des Kindertagheims, eine Nähstube, die Mietwaschküche und anfangs, als die Not am größten war, für eine Sammelstelle für Kleider, Schuhe und Möbel verwendet.

Auch das Bürgermeisteramt greift bei verschiedenen Veranstaltungen gerne auf die Schorndorfer Weiber als Unterstützung zurück. Da repräsentieren sie sich dann für ihre Stadt in ihren nahezu authentischen Kleidern der Bürger- und Bauersfrauen aus dem Jahre 1688, das Jahr in dem der Weiberaufstand gegen den französischen General Mélac und seine Söldner die Stadt vor der Zerstörung rettete.

Engagiert und couragiert, wie es sich für Weiber gehört. Deshalb tragen die Schorndorfer Weiber auch dieses aussagekräftige Motto in ihrem Logo: "Engagiert. Couragiert. Für Schorndorf."