Stadtnachricht

Durch den Wald bei Buhlbronn gestreift


Feucht fröhlicher Gang

Manches was man so als Stadtrat oder Rätin das Jahr über tut, verfolgt ja durchaus mehrere Ziele. So ganz gewiss auch der traditionelle Gang in den heimischen Wald. Den begingen eine illustre Schar von Räten und Rätinnen nebst Gatten, Gattinnen oder Lebenspartnern und die beiden Fachleute, Revierleiter Uwe Exner und der Leiter der Forstverwaltung Dr. Hermann Riebl. Dabei lernen die Damen und Herren aus dem Stadtrat natürlich eine Menge. Außerdem sind derlei Spaziergänge durchaus geeignet, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken. Dass dies heuer ganz besonders gut gelang, lag am Wetter. Genauer gesagt am Sauwetter. Starkregen nennen das die Meteorologen, was am Samstag in Buhlbronn manch gemeinderätliches Haupt benässte. Unterm Regenschirm, mit klammen Jacken und nassen Füßen kam man sich aber fraktionsübergreifend recht nahe.

Dabei begann alles zunächst durchaus gemütlich in der Schreinerei von Albrecht Haug im Heuweg in Buhlbronn. Albrecht Haug ist ein Schreiner, wie ihn sich die Forstleute wünschen. Sein Betrieb, ausgezeichnet mit dem Biosiegel, fügt sich in das ein, was man gemeinhin ein nachhaltiges Wirtschaften nennt. Seine Lehrlinge wissen um den Rohstoff, mit dem sie arbeiten. Höchstpersönlich sucht er sich die besten Stücke für seine Möbel aus. Eine Generation schafft das Holz vom Wald in die Werkstatt, die andere wartet und benutzt zum Arbeiten das Holz, das schon länger lagert. Holz, das frisch geschlagen ist, kann nicht sofort verarbeitet werden. Wer mit dem Naturstoff arbeitet, braucht Geduld. "Hochachtung vor dem Holz" ist etwas was der Schreiner seinen Lehrlingen mitgeben will. Und "ordentlich umgehen mit dem Rohstoff" ist für ihn oberstes Gebot.

Er gehört zu jener aussterbenden Spezies, die weiß, wie wichtig der Standort für einen Baum ist. Für Hermann Riebl ein Vorbild: "Albrecht Haug ist einer, der auf die Zusammenhänge achtet."

Albrecht Haug fertigt keine billige Massenware und mit schwedischen Möbelgiganten kann und will er nicht konkurrieren. Kindergartenkinder sitzen in mehreren Generationen auf den Möbeln aus Buhlbronn und die Kunden, die zu ihm kommen, wissen seine Arbeit zu schätzen.

In der Werkstatt hat Albrecht Haug für die Damen und Herren Stadträte die verschiedenen Holzsorten aufgereiht, die der Schorndorfer Wald so hergibt: Neben Buche und Eiche sind das Erlen und Pappeln, die Waldkirsche, vereinzelt auch noch die Ulme oder die Robinie, insgesamt rund 20 Baumarten.

Von welcher Art der Holzstock war den der kleine Manuel, mit 19 Monaten der älteste Enkel von Stadträtin Heidi Rapp, zum Trommelschlegel umfunktionierte konnte nicht geklärt werden. Wenn er mal groß ist, dann ist vielleicht die neu erworbene Fläche am Waldrand von Buhlbronn mit Waldbäumen bewachsen. 3500 Quadratmeter direkt am Wald "runden" die Waldgrenze ab. Was das denn gekostet habe, will einer wissen und wird von Stadtkämmerer Frank Geißler beruhigt: "wenige Euro".

Vom Waldrand hinein in den tiefen Wald und die Hoffnung, es möge hier drinnen doch etwas trockener sein. Frieder Stöckle stürzte beim Schritt vom Wege fast ab und Kollege Matthias Härer bemerkte launig: "Diesen Waldgang verbuchen wir unter skurrilen Ausflügen des Gemeinderats".

Manch einer überlegte, ob dieser Ausflug wohl so was sei wie das neumodische "Survival-Training" und alle freuten sich auf eine erste Rast mit Kaffee und Hefekranz, wahlweise auch Schnaps. Was zur feucht-fröhlichen Bemerkung führte: "Kein Bier vor vier, aber für Schnaps gilt das nicht".

Vorab blickten die Räte noch in die Baumkronen, die davon zeugen, dass in Sachen Waldsterben noch lange nicht Entwarnung gegeben werden kann. Sind die Baumwipfel nämlich "transparent", dann ist das ein sichtbares Zeichen dafür, dass der Baum krank ist.

Nach der Kaffeepause kam der Abenteuer-Part: Quer durch den Matsch, steil hinauf zum Holzernter stiefelte der Stadtrat. Da waren durchaus Kletterkünste gefragt und wer bis dahin noch hoffte, sein Schuhwerk einigermaßen sauber zu halten, der musste diese Hoffnung nun endgültig aufgeben. "Im Amt gestorben", unkte schon mal einer, aber passiert ist dann doch keinem was. Zwar fielen den Räten die Bäume rechts und links um die Ohren aber das war alles im Grunde ganz harmlos und irgendwie doch auch schön. Anderen beim Schaffen zuschauen, während man selbst noch einen Blick auf eine alte Buchenkolonie warf und sich von den Fachleuten das langwierige Prozedere des Aufforstens erklären ließ.

Zur Belohnung für all diese Mühe gab’s im Lamm in Buhlbronn ein opulentes Mahl: Wirt Horst Wahl servierte ein Buhlbronner "Begegnungssüppchen" - Hirnsuppe ohne Hirn Rehbraten und Schwein, Rotkohl, Knödel und Spätzle und zum Abschluss noch ein paar süße Apfelküchle. Spätestens dann waren Starkregen und umherfliegende Bäume längst zur Legende geworden: "Weißt noch, wie wir damals mit dem Stadtrat im Wald waren und es sehr geregnet hat, der Frieder Stöckle schier abgestürzt ist und wir arg schwitzen mussten, als wir den Forstarbeitern beim Schaffen zugucken mussten."