Stadtnachricht

Naturbad Ziegelei wird attraktiv gestaltet


Naturfreibad


(jab) - Das Naturbad Ziegeleisee, offiziell Ziegelei SeeBad genannt, ist in die Jahre gekommen. Das einst hoch gelobte Gewässer, in dem sich auch Fische wohl fühlen, hat deutlich an Charme verloren. Dies belegen die ständig zurückgehenden Besucherzahlen, die sich seit 2003 von einst jährlich 100 000 nahezu halbiert haben. Diesem Abwärtstrend soll nun Einhalt geboten und mit einer attraktiven Neugestaltung gegengesteuert werden. Trotz einiger Bedenken stimmte der Gemeinderat nach gründlicher Aussprache bei lediglich vier Gegenstimmen aus der CDU-Fraktion den Plänen der Stadtwerke zu, das SeeBad gründlich umzumodeln und es für Familien wieder attraktiv zu machen. Wenn die Rechnung aufgeht, amortisieren sich die Investitionen bei einer Abschreibungszeit von 25 Jahren. Dazu müssen jährlich wieder rund 60 000 Besucher mehr das Angebot nutzen und eine moderate Preiserhöhung um etwa einen Euro gegenüber dem bisherigen Tageseintritt von 1,20 Euro in Kauf nehmen. Keine Frage war es für das Gremium, die zu eng gewordene Saunalandschaft im neuen Hallenbad für eine Million Euro zu erweitern (siehe auch letzte Ausgabe von Schorndorf Aktuell).

Der Ausgangspunkt ist einleuchtend. Auf der einen Seite befindet sich das neue Oskar Frech SeeBad, das als Aushängeschild der Daimlerstadt gilt und von den Besuchern aus der Region regelrecht gestürmt wird. Die Prognosen wurden weit übertroffen. Das gilt vor allem auch für den Saunabereich, in dem "überall Enge herrscht" (OB Matthias Klopfer) und mit dem Geld verdient wird. Wie ein "Aschenputtel" nimmt sich dagegen das Naturbad mit seinem von Algen und Schmutzstoffen eingetrübten Wasser aus. Als einen weiteren Grund der ausbleibenden Badegäste hat Bäderbetriebsleiter Jörg Bay die längst nicht mehr zeitgemäßen und desolaten sanitären Einrichtungen und Umkleideräume ausgemacht. Um diesen Kontrast zum Hallenbad möglichst aufzuheben, sind viele Änderungen notwendig.

Vorneweg ist die geplante voll-biologische Wasseraufbereitung für 1,4 Millionen Euro zu nennen. Die beiden Filter arbeiten ohne Chemie. Auch Wasserflöhe sollen natürliche Unterstützung leisten. Weil sie den Fischen als Nahrung höchst willkommen sind, müsse deren Bestand laut Jörg Bay deutlich reduziert werden. Angestrebt werde eine Sicht bis 3,5 Meter Wassertiefe, ähnlich dem Bodensee. Bay: "Damit nehmen wir den Schwimmern die Angst vor dem Unbekannten in der Tiefe." Mit 1,1 Millionen Euro werden die Kosten für neue Umkleidegebäude, ein Kassensystem und Spielflächen veranschlagt. Für Letztere gibt es eine ordentliche Auswahl an Attraktionen wie Sprungfelsen, Rutsche, Wasserfälle und Quellsteine.

Oberbürgermeister Matthias Klopfer ("wir arbeiten ehrlich, offen und transparent") riet dem Gemeinderat, in das Naturbad zu investieren, um das Defizit nicht weiter zu vergrößern. Auch sollte das Projekt möglichst an einem Stück realisiert werden: "Mehrmals Baustellen einzurichten wäre nicht im Sinne des Erfinders", weil der Badebetrieb doch erheblich gestört wird. Ein Problem seien vielmehr die Bäder in den Teilorten, weil diese hoch defizitär arbeiten. Da müsse man sich über eine Optimierung Gedanken machen.

In der Diskussion beleuchteten die Stadträte vor allem die schwierige Finanzsituation, zu der die Pläne zumindest auf den ersten Blick in einem gewissen Kontrast stünden. Darauf wies als erster CDU-Fraktionsvorsitzender Matthias Härer hin, der sich von den aufgezeigten Möglichkeiten angetan zeigte, das Naturbad attraktiv zu gestalten. Es sei gut, einen "Drive reinzubringen." Man müsse allerdings aufpassen, kein zusätzliches Defizit anzuzüchten. Genau dies befürchten einige Fraktionskollegen. Stadtrat Ingo Sombrutzki, einst auch ausgewiesener Gegner des neuen Hallenbads, nannte die kalkulatorischen Annahmen eine "Spekulation." Zudem sei der Umbau das falsche Signal: "Wir haben viele andere, sinnvollere Pflichtaufgaben zu erfüllen." Klares Wasser im See brauche nicht sein und die sanitären Einrichtungen könne man mit weniger Aufwand verbessern. Ähnlich sieht dies Dr. Max Klinger, der von einem Glaubwürdigkeitsproblem sprach, wenn man andererseits wichtige Projekte streiche oder auf die lange Bank schiebe. Im Übrigen sei das Wasser des Ziegeleisees schon immer trüb gewesen (siehe auch Politik im Rathaus).

Ganz anders dagegen Stadtrat Martin Thomä von der SPD. Nach seiner Auffassung hätte man die Sanierung des Naturbads schon längst vornehmen müssen. Jetzt nicht zu investieren, wäre nach seiner Meinung ein weitaus größerer Verlust: "Das schlechte Image des Sees hat auch negative Auswirkungen für das Hallenbad." Fraktionskollege Thomas Berger stellte die soziale Funktion des SeeBads in den Vordergrund: "Ein Tag für 2,20 Euro kann sich jeder leisten." Hier werde Urlaub geboten, auf den sonst viele verzichten müssten.

Für den FDP/FW-Fraktionsvorsitzenden Peter Erdmann "geht die Rechnung auf." Nichtstun bedeute Einnahmen runter, Defizit rauf. Nach der Kalkulation ("die Stadtwerke brauchen einen Vertrauensvorschuss") liege die Mehrbelastung unter dem Strich schließlich bei null Euro. Ihm pflichtete Kurt Mächtlen bei: "Gerade für einen Wirtschaftsbetrieb bedeutet Stillstand zugleich Rückschritt." Deshalb unterstütze man diese Überlegungen und das Projekt: "Wir sind bereit dazu." Das sind auch die Grünen, wie Petra Häffner verdeutlichte: "Wir freuen uns auf die Umsetzung." Der Gemeinderat trage die Verantwortung, die Attraktivität des Bads zu erhalten.