Stadtnachricht

Keine akute Gefährdung für Keplerschüler


Bürger bei der Infoveranstaltung

Die Geothermie-Bohrungen, mit denen Wärme aus hundert und mehr Meter Tiefe zum Heizen gewonnen wird, gelten wegen ihrer Nachhaltigkeit als innovative Technologie. Deshalb wird sie auch vom Land unterstützt und gefördert. Offensichtlich sind die weit ins Erdreich vorgetriebenen Bohrungen nicht ohne Risiken, zumal wenn sie nicht fachmännisch ausgeführt werden. Zu besichtigen ist dies im Bereich der Keplerschule, wo sich nach einer privaten Geothermie-Bohrung das Erdreich senkte. Risse an Wohnhäusern und beim Pavillon der Schule sind die Folge. Tragende Pfeiler wurden vorsichtshalber zusätzlich gesichert. Eine akute Gefährdung der Schüler besteht derzeit n i c h t . Mindestens einmal wöchentlich ist ein Statiker vor Ort und prüft die Standsicherheit der Wände.

Vertreter des Landratsamts als Genehmigungsbehörde der Bohrungen mit dem Ersten Landesbeamten Bernd Friedrich an der Spitze, informierten zunächst die Mitglieder des Technischen Ausschusses und dann zusammen mit weiteren Fachleuten wie Geologen und Gutachtern vor Ort bei einer Bürgerversammlung. Fazit: Man will möglichst schnell zu einer Lösung kommen, um die Situation zu klären. Im Januar sind dazu Erkundungsbohrungen vorgesehen. Für diese hat die Kreisbehörde eine sogenannte Ersatzvornahme gegenüber der Bohrfirma angeordnet. Rund 300 000 Euro schießt die Behörde dafür und die anschließende Sanierung vor. Oberbürgermeister Matthias Klopfer hat sich an die Landesregierung gewandt (siehe extra Artikel) und um Unterstützung für geschädigte Bürger und die Stadt gebeten.

Für die Nutzung von Erdwärme wurden Ende Oktober 2008 die Bohrungen von zwei 115 Meter tiefen Sonden vorgenommen. Wenige Tage darauf versiegte die Quelle bei der Keplerschule und die ersten Risse traten auf. Bei der ersten Überprüfung kommt das vom Landratsamt beauftragte Ingenieurbüro Voutta zum Schluss, dass Grundwasser von oberen Gesteinsschichten in tiefere "Stockwerke" abläuft. Untersuchungen des Landesamtes für Geologie, Rohstoffe und Bergbau sowie unabhängige Gutachter weisen darauf hin, dass die Schäden mit hoher Wahrscheinlichkeit durch den mangelnden Ausbau der Erdwärmesonden entstanden sind. Nach Meinung der Fachleute hat die ausführende Firma die Hohlräume um die Erdwärmesonde nicht fachgerecht verpresst und den Stand der Technik ebenso wenig beachtet wie erteilte Auflagen.

Nachdem die Ursache für die Schäden für die Experten fest steht, muss laut Bernd Friedrich überlegt werden, "wie wir den Stopfen wieder ins Loch kriegen." Oder anders ausgedrückt: Das Absacken des Grundwassers muss gestoppt werden, damit Erdbewegungen zur Ruhe kommen und dann mit der Sanierung beschädigter Gebäude begonnen werde kann. Dazu muss man sich mit Erkundungsbohrungen ein genaues und lückenloses Bild über den Untergrund schaffen. Dann wird entschieden, wie technisch weiter verfahren wird. Eventuell soll industrieller Ton als "Pfropfen" in den Untergrund gedrückt werden. Denkbar sind aber auch andere technische Lösungen.

Parallel dazu sollen im Januar die Schäden aufgenommen werden. Dazu werden die Häuser von einem Gutachter begangen, der auch Gipsmarken anbringt. Regelmäßig werden auch die Grundwasserstände über Sonden gemessen. Noch offen ist, was mit den Folgeschäden an Gebäuden geschieht. Weil die Bohrfirma laut Friedrich bisher den Zusammenhang zwischen der Bohrung und den Schäden anzweifelt, müssten Hausbesitzer ihre möglichen Ansprüche aller Wahrscheinlichkeit nach auf dem Rechtsweg einfordern. Dasselbe gilt übrigens auch für das Landratsamt, das sich seine Vorleistungen natürlich vom Verursacher ersetzen lassen will.

Trotz des "geringen Ermessensspielraums bei der Genehmigungspraxis" (Bernd Friedrich), ist man wohl gewillt, aus den Schorndorfer Lehren Erkenntnisse zu ziehen. Das Genehmigungsverfahren soll beispielsweise weiter entwickelt werden, was OB Matthias Klopfer als einen Teilerfolg wertet. Dazu zählt Friedrich die möglichst genaue Definition von Tabu-Zonen für Geothermie ebenso wie die öffentliche Beteiligung beim künftigen Wasserrechtsverfahren. Vorgeschrieben sollen überdies aufwändige Bohrverfahren werden, wie der Einsatz von Sperrrohren zwischen Grundwasser führenden Schichten.