Stadtnachricht

Sich eingehend mit Zukunft befasst


Prof. Dr. Dr. Radermacher beim Vortrag

Zur zweiten Sitzung des Stifterforums der Bürgerstiftung Schorndorf waren Spender und Stifter in das Foyer der örtlichen Volksbank geladen. Unter ihnen auch Ehrenbürger Dr. Werner Lempp, der sich als großzügiger Förderer dieser Einrichtung ausgezeichnet hat. Den ebenso lehrreichen wie unterhaltsamen Festvortrag hielt Prof. Dr. Dr. Franz Josef Radermacher von der Universität Ulm. Der promovierte Mathematiker und Wirtschaftswissenschaftler wurde dort 1987 Professor für Datenbanken und künstliche Intelligenz. Er gehört mehreren global tätigen Organisationen an, darunter dem Club of Rome und ist Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Weltvertrag. Für seine Zukunftsentwürfe ist er vielfach ausgezeichnet worden.

Eine gute Zukunft wird der Bürgerstiftung attestiert, legt man die "fulminante Entwicklung" (Manfred Wünsche, Vorstandsmitglied der Volksbank und Stiftung) der ersten beiden Jahre zugrunde. Gestartet mit einem Grundstock von 60.000 Euro ist dieses Kapital auf inzwischen über 400.000 Euro angewachsen. Dazu trugen viele kleine Spenden ebenso bei, wie einige größere Beträge im fünfstelligen Euro-Bereich. Von den Zinsen werden heuer knapp 5.000 Euro zur Förderung örtlicher Projekte eingesetzt. Vorgesehen ist laut Oberbürgermeister Matthias Klopfer, in den nächsten beiden Jahren einen größeren Betrag für eine konkrete Maßnahme im Zuge der Innenraumsanierung der Stadtkirche bereitzustellen (Schorndorf Aktuell wird in einer seiner nächsten Ausgaben ausführlich über Spenden und Einsatz der Fördergelder berichten).

Dieser rasante Zuwachs ist einem vielseitigen Engagement und Verwurzelung der Bürgerstiftung in der Einwohnerschaft zuzuschreiben. Einen Unterstützer hob Manfred Wünsche in diesem Zusammenhang besonders hervor. Sein Dank galt Oberbürgermeister Matthias Klopfer, der in positivem Sinne als An- und Eintreiber die Stiftung "hervorragend nach vorne gebracht" habe. Dieser unermüdliche Einsatz des Stadtoberhaupts sei für die Weiterentwicklung der Bürgerstiftung in besonderem Maße wichtig. Wünsche überreichte dem SPD-Mitglied Klopfer ein ausgewähltes Gebinde guter roter Tropfen, verbunden mit der zweideutig zu interpretierenden Erwartung: "Ich hoffe, Sie mögen die Roten."

Das rasante Wachstum der Weltbevölkerung und die damit zu erwartenden Probleme stellte Festredner Radermacher in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen und Empfehlungen, die er unter dem Titel zusammenfasste: "Welt mit Zukunft - Überleben im 21. Jahrhundert." Haben einige Tausend Jahre vor Christus gerade mal etwa 20 Millionen Menschen den Planeten Erde bevölkert, so werden es 2050 bereits 10 Milliarden sein. Diese rasante Entwicklung basiert laut Professor Radermacher vor allem auf der technischen Innovation und der Fähigkeit zur Kommunikation, die zum eigenen Vorteil gereiche. Oder anders ausgedrückt: "Wir siegen uns zu Tode." Genauso wichtig wie der technische Erfolg sei die zweite Schiene, für diese Regeln aufzustellen. Das gelte ebenso für das Klima- wie das Finanzproblem. Würden diese Dinge falsch reguliert, drohe ein Desaster, das im Kollaps ende.

Wenn man in Zukunft alle Erdenbewohner etwa gleich wohlhabend machen wolle, müsse man sich einiges einfallen lassen. Prof. Radenmacher: "Es ist leichter, eine Milliarde Menschen arm zu machen, als neun Milliarden reich." Momentan spielten die Staaten "Russisches Roulette". Die Kugel werde bald fallen, die Frage sei nur wohin? Würde es beim jetzigen Gegeneinander wohlhabender und armer Staaten bleiben, erwartet der Professor "spannende Zeiten." Seine Empfehlung lautet, am besten weltweit zu kooperieren und Balance zu halten.