Stadtnachricht

Lösungsansätze am Runden Tisch diskutiert


Runder Tisch

Auch wenn bei den momentanen Witterungsverhältnissen fast keiner einen Gedanken an ihn verschwendet, weil er zeitlich doch noch weit weg ist - der nächste Sommer kommt aber bestimmt. Und damit auch wieder die nächtlichen Saufgelage mit bis zu hundert Jugendlichen in den Schorndorfer Grünanlagen mit ihren oft sehr hohen Lärmpegeln. Die Anwohner, die schon wegen der schwülen Hitze der Sommernächte nicht recht schlafen können, beschweren sich, was verständlich ist, dann zu Recht über diese oftmals ausufernden Gelage jugendlicher Krakeeler, die sie um den Schlaf bringen.

Um Lösungsmöglichkeiten zu finden, diesen Gelagen, bei denen der eine oder andere Jugendliche auch in der Ausnüchterungszelle des Polizeireviers oder im Krankenhaus landet, entgegen zu wirken, haben sich Vertreter von Gemeinderat, Polizei, Justiz, Mobiler Jugendarbeit, Jugendamt, Stadtverwaltung und SchorndorfCentro im Rahmen der kommunalen Kriminalprävention zu einem gemeinsamen Gedankenaustausch am "Runden Tisch" getroffen.

Mit dem Thema Alkoholprobleme in öffentlichen Grünanlagen hat sich der Schorndorfer Gemeinderat bereits im Herbst letzten Jahres befasst. Damals wurde vereinbart, diese Problematik im Rahmen der Kommunalen Kriminalprävention rechtzeitig vor dem Frühjahr aufzugreifen.

Damals gingen die Mitglieder des Gremiums allerdings davon aus, dass bis zu diesem Zeitpunkt die von Innenminister Heribert Rech angekündigte Schaffung einer gesetzlichen Eingriffsgrundlage durch eine entsprechende Änderung des Polizeigesetzes in Kraft treten werde.

Leider hat sich diese Hoffnung in Luft aufgelöst, denn bis heute hat sich in dieser Richtung nichts getan, so dass Kommunen und Polizei nach wie vor keinerlei Rechtsgrundlage für ein präventives Einschreiten besitzen. Die Kommunen wurden hier von der Landesregierung regelrecht im Regen beziehungsweise im Lärm stehengelassen.

Im vergangenen Jahr wurden bei 38 polizeilichen Einsätzen aufgrund gemeldeter Probleme im Zusammenhang mit Alkoholkonsum in öffentlichen Grünanlagen (Parksee, Schlosswallgüter, Raible-Anlage und Freizeitgelände Aichenbach) nur sehr wenige Straftaten festgestellt, berichtete Revierleiter Rainer Schuster.

Überwiegend habe es sich um Ordnungsstörungen gehandelt. Bei sehr stark betrunkenen Jugendlichen veranlasse man seitens der Polizei nicht nur die Versendung eines "Blauen Briefes" durch die Stadtverwaltung, sondern informiere auch das Jugendamt und nehme Kontakt mit den Eltern der Betroffenen auf.

Oft erfolge seitens der Eltern, so berichtete EBM Horst Reingruber, jedoch keinerlei Reaktion. Dieses Nicht-Reagieren könne jedoch vielerlei Gründe haben, meinte Stadtrat Gerhard Nickel - von Scham bis Desinteresse.

Aus verschiedenen Blickwinkeln wurde die Problematik in dem zweieinhalbstündigen Gespräch beleuchtet und diskutiert.

Der Vorschlag von Jugendgemeinderätin Michelle Mantel doch einzelnen Jugendlichen die Verantwortung für angemeldete Treffen zu übergeben, wurde im Verlauf der Diskussion jedoch als nicht praktikabel verworfen. Jugendlichen könnten, dieser Auffassung war der Großteil der Runde, die Verantwortung dafür letztendlich nicht übernehmen.

Die Praxis habe gezeigt, dass es meistens nicht beim ursprünglichen Teilnehmerkreis bleibe und sich plötzlich jede Menge Jugendliche aus dem ganzen Landkreis vor Ort einfinden. Was im Zeitalter von Internet und SMS natürlich auch kein Wunder sein dürfte.

Letztendlich einigte sich die Diskussionsrunde auf folgende Ergebnisse: Unter Federführung von Simone Vestner, Joachim Schäfer von der Psychosozialen Beratungsstelle und Wolfgang Aust vom Jugendamt soll die in Gründung befindliche Entwicklungswerkstatt, die von Vestner vorgestellt wurde, eine Stadtteilkonferenz für den Parksee organisieren und durchführen. Dies wäre ein Forum, wo Jugendliche, Anwohner, Polizei und Stadtverwaltung aufeinander zugehen und miteinander ins Gespräch kommen können. Im Herbst soll dann über die Ergebnisse berichtet werden, um gegebenenfalls eine Ausweitung auf andere Schwerpunkte, insbesondere die Schlosswallgüter, prüfen zu können.

Die sogenannten "Tandem-Streifen" an den bekannten Brennpunkten durch Polizei und Sozialarbeiter werden beibehalten.

An der Versendung von "Blauen Briefen" durch die Stadtverwaltung wird festgehalten. Ebenso werden die Information des Jugendamts durch die Polizei und die Gespräche der Polizei mit den Eltern fortgesetzt.

Die Problematik soll im Jugendgemeinderat thematisiert werden. Vorgesehen ist sowohl eine Einladung der Jugendlichen, als auch der SMV (Schülermitverwaltung). Die Jugendsachbearbeiter des Polizeireviers sind bereit, insoweit dem Jugendgemeinderat Starthilfe zu leisten.

Es soll eine soziologische Untersuchung über Erfolg oder Misserfolg der "Blauen Briefe" durchgeführt werden. Stadtrat Thomas Berger erklärte sich bereit, Kontakte zu den Studenten der Akademie der Polizei herzustellen, diese seien an derartigen Themen äußerst interessiert. Kosten würden dabei aber keine entstehen.