Stadtnachricht

Vorhang auf für Lebensgeschichten


Wenn es am kommenden Samstag, 26. Juli im Schorndorfer Figuren Theater Phoenix heißt "Vorhang auf", dann erwartet die Besucherinnen und Besucher ein Theaterspiel der besonderen Art. "Lebenswelten" ist der Name des Projekts, das Geschichten von Asylsuchenden auf die Bühne bringt. Es gibt kein festes Drehbuch, kein auswendig Lernen von Texten, lediglich eine Struktur, an der die Beteiligten entlang spielen. Die Beteiligten, das sind fünf junge Männer, vier aus Afghanistan, einer aus Serbien, aus dem Wohnheim in der Schorndorfer Wiesenstraße. Zum Teil sind sie schon länger in der Daimlerstadt, zum Teil auf der Durchreise, ohne zu wissen, wo sie als Nächstes landen.

Lebenswelten

Proben

Seit Ende März proben sie einmal in der Woche gemeinsam mit vier Mädchen aus der Compagnie, dem Jugendensemble des Figuren Theaters Phoenix: mit Aisha Erdes, Nana Buhl, Stefanie Oesterle und Alina Schmid. Dabei unterstützt sie die Theaterpädagogin Shermen Assef "Wir zeigen einen biografischen Geschichtenteppich", fasst die künstlerische Leiterin Ute Getta-Assef zusammen, was sich auf der Bühne abspielt. Sie und ihr Mann Soran Assef leiten die Jugendlichen an, Hansi Fuchs sorgt mit seinen Arrangements für den musikalischen Rahmen. "Die Geschichten erzählen von Krieg und Fremde, von Liebe, Freude, Familie, Freunden und Heimat. Es gibt biografische Elemente, aber auch Fiktives. Wir stülpen den jungen Menschen nichts über, wir lassen sie ihre Themen bearbeiten." Und so wandelt sich das Stück von Probe zu Probe, erzählt die Lebensgeschichten immer ein klein wenig anders.

Unterstützer

Angefangen hat es damit, dass Jugendliche aus dem Wohnheim in der Wiesenstraße in einer Theatervorstellung waren und den Wunsch äußerten, auch Theater spielen zu wollen. "Wir haben ein Konzept entwickelt, wie wir sie integrieren können, und das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst hat uns Fördergelder zur Verfügung gestellt", erzählt Ute Getta-Assef. Außerdem kam Unterstützung von der Stadt Schorndorf sowie der Bürgerinitiative "Weiler gegen Rechts, für kulturelle Vielfalt und Toleranz".

Mohammad Ahmadi hat schon früher Theater gespielt. Bei Theaterspielen könne er aus sich herauskommen, vor allem beim Singen, sagt der 18-Jährige, der im Iran geboren wurde und seit zweieinhalb Jahren in Deutschland ist. "Ich mache das mit dem Theater, damit die Leute sehen, was wir erlebt haben", erklärt er. In Deutschland zu sein bedeutet für ihn, zur Schule gehen zu können, eine Arbeit zu finden, vielleicht eine Familie zu gründen.

Aisha Erdes ist seit fünf Jahren in der Compagnie des Figuren Theaters und auch für die 17-Jährige ist das Zusammenspiel mit den Jungs etwas Besonderes. "Es treffen komplett andere Kulturen und Einflüsse aufeinander", sagt sie. "Aber eines ist ganz klar, es ist völlig egal, wo man herkommt." Die Gesellschaft nehme oft gar nicht wahr, dass Asylsuchende hier in Deutschland leben, grenze sie aus. "Übers Theater kann man Freundschaften schließen und sich kennenlernen, wir gehen alle ganz offen miteinander um", beschreibt sie die Begegnungen mit Mohammad, Ali Ahmadi, Farhad Arabnia, Abdullkarim Hussaini und Aleksander Jovanovic. Und auch Ute Getta-Assef ist begeistert von den fünf Jugendlichen. "Sie sind alle sehr talentiert und es ist eine große Freude, mit ihnen zusammenzuarbeiten. Sie haben unheimlich viel zu geben."

Vorstellung

Die Vorstellung "Lebenswelten" findet statt am kommenden Samstag, 26. Juli um 19 Uhr im Figuren Theater Phoenix, Barbara-Künkelin-Halle, Schorndorf. Anmeldung und Karten unter der Telefonnummer 07181 932160. Der Eintritt ist frei, das Theater freut sich allerdings über Spenden. Weitere Informationen zum Projekt und zum Figuren Theater unter www.figuren-theater-phoenix.de.