Stadtnachricht

Auswahl der Palm-Preis-Träger getroffen


Kuratoriumsmitglieder


Am Samstag, 27. März tagte das Kuratorium der Palm-Stiftung im Daimler-Haus in Schorndorf. Das Kuratorium ist das Fachgremium für die Auswahl der Preisträger für den Johann-Philipp-Palm-Preis für Meinungs- und Pressefreiheit. Er wird in jedem Preisjahr vom Vorstand der Stiftung einberufen. Ihm gehören in diesem Jahr 13 Persönlichkeiten aus Presse, Politik, Kirche und öffentlichem Leben an, wie etwa leitende Redakteure des SWR, der ZEIT oder der ehemalige Landesbischof der Evangelischen Kirche in Württemberg. Traditionell gehört auch der Oberbürgermeister der Stadt Schorndorf dazu: Matthias Klopfer übt das Amt des Kurators in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal aus.

Erstmals seit der Gründung des Palm-Preises im Jahr 2002 wurde das Kuratorium in diesem Jahr wesentlich verändert. "Es war uns wichtig, neue Gesichter, frische Gedanken in das Gremium hineinzutragen. Vor allem freut uns, dass wir mit Christiane Schlötzer von der Süddeutschen Zeitung und der Publizistin Seyran Ates zwei Frauen gewinnen konnten, die außerordentlich gut vernetzt sind und sich bereits seit Jahren im Bereich Meinungs- und Pressefreiheit engagieren." betont Annette Barth, Leiterin der Geschäftsstelle der Palm-Stiftung.

Die Entscheidung, wer letztlich mit den 20.000 Euro Preisgeld ausgezeichnet werden soll, fällt nie leicht. "Hinter jeder knappen Kandidatenvorstellung steht eine persönliche Geschichte von Berufsverbot, brutaler Misshandlung oder Sorge um das Leben von Familienangehörigen. Oft kann und will man sich gar nicht ausmalen, was mit denen passiert, die keine öffentliche Aufmerksamkeit und keinen Preis bekommen", beschreibt Annette Barth die oft zwiespältigen Gefühle bei der Auswahl der Preisträger.

In diesem Jahr kamen die Vorschläge erneut aus nahezu allen Regionen der Welt, die die Kooperationspartner der Palm-Stiftung, Amnesty International und Reporter ohne Grenzen, als besonders gefährlich für Journalisten bezeichnen: vom Iran bis Usbekistan, von Sri Lanka bis El Salvador. Kein Wunder, dass die Sitzung lange dauerte und die Kuratoren beinahe zu spät zum erfreulicheren Teil des Tages, dem gemeinsamen Abendessen, kamen. Sie hatten sich die Entscheidung nicht leicht gemacht.

Wen sie wählen, bleibt aber zunächst noch geheim. Erst am 26. August wird traditionell der oder die Preisträger bekannt gegeben. Am 26. August 1806 wurde der Namensgeber des Preises, der aus Schorndorf stammende Buchhändler Johann Philipp Palm, wegen der Verbreitung einer Flugschrift von einem französischen Militärgericht erschossen. Palm war in einer Nacht- und Nebelaktion verschleppt und ohne Verteidiger in einem Schauprozess abgeurteilt worden. Dessen Resultat hatte der Chef der von Palm kritisierten Militärdiktatur, bekannt unter dem Namen Napoleon, bereits vorher angeordnet - noch heute gängige Praxis in vielen Ländern, noch viel Arbeit für die Kuratoren der Palm-Stiftung.