Blick über Schorndorf

Stadtnachricht

Eine Ära ist zu Ende gegangen


Mit einem "Tanz in den Mai" am 30. April des Jahres 1978 fing fast auf den Tag genau vor 37 Jahren in der Schlachthof-Gaststätte alles an. Nach Schorndorf umgezogen war das junge Pächterehepaar Günther und Brigitte Juretzka mit seinen drei kleinen Kindern bereits schon Anfang Januar 1978. Ein paar Wochen "Vorlauf" waren nämlich schon notwendig, um die Schorndorfer Traditionsgaststätte erst einmal wieder auf Vordermann zu bringen. Ihr Vorgänger hatte das Lokal in einem sehr schlechten Zustand zurückgelassen.

Ehepaar Juretzka

Der gelernte Koch und seine Frau sind in der Gastronomie groß geworden und verfügten daher über die entsprechende Erfahrung. Wer gutbürgerlich und günstig essen wollte, der war bei Juretzkas immer gut aufgehoben. Ein weiterer Pluspunkt, den in ganz Schorndorf keine andere Gaststätte aufweisen kann, war all die Jahre der große Saal mit der Theaterbühne in dem rund 180 Gäste Platz finden können. Auf der Bühne stand als 14-Jährige in den 60er Jahren auch schon der inzwischen international bekannte Bassist Wolfgang Schmid, als er mit seiner Band "The Dynamites" zum Tanz aufspielte Im Saal waren stets auch an Silvester und an Fasching gutbesuchte Veranstaltungen. Selbst die Kultur kam nicht zu kurz. Im ausverkauften Saal brachten Kabarettisten wie zum Beispiel die "Gscheidles", die "Bronnweiler Weiber", "dr Alois Gscheidle - aloi" und Sabine Essinger von der "NeueMuseumsGesellschaft" die Gäste zum Lachen. Bei solchen "Großveranstaltungen" war es natürlich praktisch, dass so viele Stellplätze auf dem Schlachthof-Areal vorhanden sind.

Da der Saal durch eine Trennwand in zwei kleinere Räume aufgeteilt werden kann, konnten auch parallel zwei Veranstaltungen wie Wohnungseigentümer-Versammlungen stattfinden. Viele Vereine hielten dort ihre Hauptversammlungen oder trafen sich zu Weihnachtsfeiern, weil die eigenen Räumlichkeiten zu klein waren. Ob Seniorentanz, Konfirmation, Hochzeit, Leichenschmaus oder Geburtstagsfeier - Brigitte Juretzkas Terminkalender war fast vier Jahrzehnte meist proppenvoll. Egal, zu welchem Anlass, auf eine stilvolle Tisch- und Raumdekoration, passend zum jeweiligen Thema legten Wirtin Brigitte Juretzka und ihre Tochter Simone stets besonders großen Wert.

Letzte Woche ging aber nicht nur die Ära Juretzka endgültig zu Ende, sondern auch die über 103-jährige Geschichte einer Traditionsgaststätte, wie man im Remstal nicht gleich eine zweite findet. Für Wahlen stand die Schlachthof-Gaststätte in den letzten Jahrzehnten auch als Wahl-Lokal zur Verfügung. Das war im Pachtvertrag ausdrücklich so festgelegt. Apropos Wahl - die Juretzkas werden ihren Lebensabend in ihrer "Wahlheimat" Schorndorf verbringen. Schließlich haben sie fast zwei Drittel ihres Lebens in der Daimlerstadt verbracht und ihre Kinder wohnen in der näheren Umgebung. Jetzt können die zwei Ruheständler endlich mehr Zeit in ihrem geliebten Gärtle draußen im "Kuhwasen" verbringen und den Ruhestand genießen. Natürlich ist dem Paar der eine oder andere Stammgast auch ans Herz gewachsen. Dabei entstand so manche gute Freundschaft, die bereits seit Jahren hält.


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