Stadtnachricht

Politik im Rathaus: Stadträtinnen und Stadträte haben das Wort


Stadtwerkestrom aus eigenen Netzen für die ganze Stadt

Martin Thomä (SPD): Es war richtig, die Probleme, die sich seit der Regulierung des Energiemarktes im Jahr 2005 für unsere Stadtwerke ergaben, nicht durch eine Beteiligung des Energieriesen EnBW in den Griff zu bekommen. Es war richtig, dass sich der gesamte Gemeinderat für eigenständige und flexible Stadtwerke starkmachte. Für die SPD-Fraktion kam eine Beteiligungslösung ohnehin nie in Frage.

Was die Organisationsform eigenständiger Stadtwerke anging, standen wir zunächst einer GmbH-Lösung skeptisch gegenüber, weil wir befürchteten, dass diese Lösung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Nachteile mit sich bringen könnte und die Mitsprache des Gemeinderates nicht mehr ausreichend gegeben sei. Die neue Geschäftsführung der Stadtwerke und externe Beratungsinstitutionen konnten uns aber nachvollziehbar darlegen, dass die Stadtwerke im schwieriger werdenden Energiemarkt flexibler agieren müssen.

Zusätzlich zu erwartende finanzielle Vorteile erleichterten uns die Zustimmung zu dieser Organisationsform. Aber auch andere Fraktionen sind über ihren Schatten gesprungen: Dass die Stadtwerke die Stromnetze in den Ortsteilen zurückkaufen, ist inzwischen im gesamten Gemeinderat unstrittig.

Heute, zwei Jahre nach der "GmbH-Grundsatzentscheidung", haben sich unsere Stadtwerke nach übereinstimmender Beurteilung von Fachleuten überaus positiv und höchst erfreulich entwickelt. Es ist beispielsweise gelungen, sich als eigenständige Marke beim Stromverkauf zu positionieren und viele Kunden aus ganz Deutschland für den Stadtwerkestrom zu gewinnen. Auch Stadtteilbewohner können schon seit geraumer Zeit Strom von den Stadtwerken ihrer Heimatort beziehen. Und sparen! Bei einem Strombedarf von 4.000 kWh pro Jahr sind dies im Vergleich zu den Anbietern, denen (noch) die Stadtteilnetze gehören, immerhin knapp 100 Euro im Jahr! Und sie unterstützen damit auch das Oskar Frech SeeBad, das von den Stadtwerken vorbildlich betrieben und finanziert wird. Auch unsere Straßenbeleuchtung wird inzwischen durch die Stadtwerke auf Effizienz getrimmt. Allein der Ersatz älterer Lampen durch moderne Metalldampflampen wird sich in wenigen Jahren amortisieren.

Und: zusammen mit den Stadtwerken Fellbach wurde die "Energiedienstleistung Remstal" (EDR) gegründet, die Dienstleistungen auch über das Stadtgebiet hinaus, also zum Beispiel für weitere Remstalgemeinden anbieten wird.

Gut geführte Stadtwerke tragen heutzutage zu einer nachhaltigen Stabilisierung der kommunalen Haushalte bei. Das ist jedenfalls in Schorndorf der Fall! Wir können unseren Gemeinderatskolleginnen und Gemeinderatskollegen aus den Nachbargemeinden daher wärmstens und voller Überzeugung empfehlen, die jetzt auslaufenden Konzessionsverträge dazu zu nutzen, ihre Stromnetze zurückzukaufen, um dadurch ein Stück mehr Eigenständigkeit bei der Versorgung ihrer Bürgerinnen und Bürger zu erreichen. Dass damit auch die Finanzkraft der Gemeinden gestärkt wird, können viele Stadtwerke überzeugend darlegen. Dass auch mehr Eigenständigkeit bei der Stromerzeugung durch erneuerbare Energien, auch mit mehr Bürgerbeteiligung, möglich ist, wird sich in Schorndorf in den nächsten Jahren zeigen.