Stadtnachricht

Schafferpreis für Gabriele Koch


V.l.n.r. Dagobert Windolf, Claus Stammler und Gabriele Koch

Lange Zeit war es ein gut gehütetes Geheimnis. Letzte Woche wurde es gelüftet. Die Schafferpreisträgerin 2010 heißt Gabriele Koch. Die Oberverwaltungsrätin ist 52 Jahre alt und leitet im Bürgermeisteramt das Amt für Wirtschaftsförderung. Sie gilt gleichermaßen als Familien- und Karrieremensch. Laudator Claus Stammler lobte ihre Arbeit als ergebnisorientiert und entscheidungsfreudig. Sie besitze durchweg Eigenschaften, die den idealen Unternehmer auszeichnen. Den Wanderpokal, eine künstlerisch gestaltete Bronzestatue, überreichte ihr nebst Urkunde BdS-Vorsitzender Dagobert Windolf. Die Feierstunde in der Barbara-Künkelin-Halle wurde vom Esperanto Jazz Ensemble musikalisch professionell umrahmt.

Der Schafferpreis wird seit 1995 in zeitlichen Abständen an Personen oder Organisationen verliehen, die sich in besonderer Weise um die Stadt Schorndorf verdient gemacht haben. Architekt Claus Stammler ließ keinen Zweifel daran, dass Gabi Koch die Auszeichnung erschafft und mehr als verdient hat. Er weiß schließlich, wovon er spricht. Stammler kennt die resolute und ebenso umtriebige Mitarbeiterin des Bürgermeisteramts schon seit Jahren. Bei der Entwicklung des Arnold-Areals und dem Umbau der dortigen städtischen Gebäude saß er regelmäßig mit Gabi Koch an einem Tisch. Dabei lernte er sie als eine Gesprächspartnerin kennen, die eine hohe Bereitschaft auszeichnet, sich auf ständig neue Situationen einzustellen und einzulassen. Stammler drückte seine Bewunderung für die Preisträgerin so aus: "Sie ist bereit, Verantwortung zu übernehmen und auch dauerhaft zu tragen. Sie ist kreativ und über allem steht die Fähigkeit, bei jeder Gelegenheit dem Ernst der Stunde die Spitze mit einem fröhlichen Lachen zu nehmen." Damit schaffe es Gabi Koch, dem Bild der Stadt Schorndorf einen kompetenten, zielstrebigen und auch heiteren Ausdruck zu verleihen.

Die aus Ellwangen stammende Gabi Koch hat auf dem dortigen Rathaus die Ausbildung zum gehobenen Verwaltungsdienst begonnen. Eigentlich wollte sie Lehrerin werden, aufgrund der damaligen Lehrerschwemme nahm sie davon Abstand. Ihren Dienst im Schorndorfer Rathaus hat sie am 1. Dezember 1981 angetreten. Sie war in mehreren Aufgabengebieten tätig, bis ihr vor sieben Jahren vom damaligen OB Winfried Kübler das neu gegründete "Amt für Wirtschaftsförderung" übertragen wurde. In dieser Führungsposition - übrigens die erste weiblich besetzte - konnte sie alle Talente ausspielen, um für die Daimlerstadt ein glaubhaftes, wirtschaftsfreudiges Image zu erzielen. Der Laudator unterstrich dies mit den erfolgreichen Aktionen Kochs in der gesamten Region, die zusammen mit einem aggressiven Marketing und einer engagierten Bearbeitung aller Anfragen von Gewerbetreibenden dazu geführt haben, dass sich viele Betriebe in der Stadt neu ansiedelten. Stammler anerkennend: "In dieser Form kann dies kaum eine andere Stadt im Landkreis vorweisen." Kurzum: "Gabi Koch ist Dreh- und Angelpunkt der Aktivitäten zwischen Stadtverwaltung und Wirtschaft."

Gabi Koch ist dieser Erfolg nicht in den Schoß gefallen, zumal sie auch in der Familie frühzeitig "ihren Mann" stehen musste. Durch die Scheidung ihrer Eltern und den frühen Tod ihres Vaters war sie schon bald gezwungen - aber auch bereit - Verantwortung zu übernehmen. Die Pflege der vorher alles beherrschenden Großmutter nach deren Schlaganfall wurde als zum Leben gehörig angenommen. Gemeinsam organisierte und bewältige man dies im "großen Clan." Gabi Koch ist damals konsequenterweise in die Rolle des Familienoberhaupts geschlüpft. Um die gutmütige Mutter Katharina zu schützen, hat sie schon als Siebzehnjährige mit Anwälten korrespondiert und verhandelt. Seit vielen Jahren lebt die Mutter in einem Pflegeheim. Gabi Koch nimmt sich die Zeit zum täglichen Besuch in der Schlichtener Straße.

Zu Leid gehört auch Freud, die man insbesondere in katholischen Gegenden wie Ellwangen, zu leben versteht. Den Fasching nutzte die junge Gabi, um vier Wochen lang die Abende tanzend auf Faschingsbällen zu verbringen. So manche Hochzeit und mancher Altennachmittag wurden zum unvergesslichen Event, als Gabi Koch ihren Bruder am Akkordeon mit Mandoline und Gitarre begleitete.

Angesichts der Jazzer beim Festakt überkam Gabi Koch ein bisschen die Wehmut: "Eigentlich schade, dass ich meine Gitarre so früh zur Seite gelegt habe." Sie bedankte sich bei ihren Mitarbeitern ("die ziehen in jeder Weise wunderbar mit") und allen am Festakt Beteiligten. Die 29-jährige Treue zu ihrem Standort unterstrich Gabi Koch ausdrücklich: "Ich arbeite und lebe gerne hier. Ich finde Schorndorf eine tolle Stadt, die viel zu bieten hat, mit vielen engagierten Menschen, für die sich der Einsatz lohnt." Ein Extra-Lob gab es auch für den Chef, Oberbürgermeister Matthias Klopfer: "Er lässt mich machen, steht voll hinter mir und wenn nötig stellt er sich auch vor mich. Ich arbeite ausgesprochen gerne mit ihm zusammen."

In seinem Grußwort musste sich das Stadtoberhaupt indes zurückhalten, da er den Namen und die Erfolge der Preisträgerin nicht einmal andeutungsweise nennen durfte. Deshalb bedankte er sich bei den ortsansässigen Unternehmen, dass sie auch in schwierigen Zeiten Arbeitsplätze erhalten. Enttäuschend sei für ihn die Art und Weise gewesen, wie bei Kelch 170 Arbeitsplätze weggefallen sind. Angesichts des inzwischen auf zehn Millionen Euro angewachsenen Haushaltslochs warb OB Klopfer um Verständnis, dass auf die Bürger unweigerlich Sparmaßnahmen zukommen.