Stadtnachricht

Kulinarisches im Pfauen


Pfauen

Die Schorndorfer Gastronomie-Szene hat mit dem gründlich renovierten und am Wochenende wieder eröffneten "Pfauen" eine Ergänzung und Bereicherung erfahren. Zu der glanzvollen Eröffnungsparty kamen knapp 200 geladene Gäste. Unter ihnen erhoben das Glas auf eine erfolgreiche Zukunft neben Landrat Johannes Fuchs und OB Matthias Klopfer der Vizepräsident des neuen deutschen Fußballmeisters Bayern München, Prof. Dr. Fritz Scherer. In die Daimlerstadt war er allerdings als Aufsichtsrats-Vorsitzender der örtlichen FLEX Fonds-Kapitalanlagengesellschaft gekommen, die finanziell für den "Pfauen" verantwortlich zeichnet. Laut dem Pächter und ehemals Deutschlands jüngstem Sternekoch Markus Krietsch erwartet die künftigen Gäste eine schwäbisch-badische Küche auf gehobenem Niveau. Einen Vorgeschmack lieferten bei der Eröffnung die feinen Fingerfood-Kreationen.

Das Fachwerkgebäude in der Höllgasse atmet geradezu Historie. Ein Gebäude stand dort erstmals vor stolzen 436 Jahren, das nach den beiden Stadtbränden wieder aufgebaut und mehrfach renoviert wurde. Der Großvater von Gottlieb Daimler hat den Gebäudeveteran vor 170 Jahren erworben und dort eine Bäckerei betrieben. Enkel Gottlieb, der Erfinder des schnell laufenden Benzinmotors, wurde nebenan geboren und schaute öfters vorbei. In den letzten beiden Jahrzehnten war den Betreibern des "Pfauen" nicht allzu viel Glück beschieden. Die Bedienungswege waren zu lang, die Küche viel zu klein und das Gerät veraltet. Dies alles hat sich grundlegend geändert. Die Renovierungskosten haben sich von zuerst kalkulierten 970.000 Euro rasch auf 1,7 Millionen Euro hochgeschraubt. Dafür speisen die Gäste auf zwei Stockwerken in hellen Räumen, die bis ins Detail von der Innenarchitektin liebevoll gestaltet sind. Bei Normalbestuhlung haben 70 bis 80 bequem Platz, bei der sogenannten "Silvesterbestuhlung" lassen sich auch mal 120 unterbringen. Im Kellergeschoss sind eine bequeme Cigar-Lounge und der Weinkeller eingerichtet. Die sieben Hotelzimmer einschließlich der Suite sind nach berühmten Erfindern und Ingenieuren benannt.

Am auffälligsten für den Betrachter ist der neu gestaltete und etwa einen Meter vorgezogene Eingang aus Glas. Dieses architektonisch behutsam zugefügte Teil erfüllt zwei wichtige Funktionen. Der Glasvorbau ermöglicht den direkten Zugang über die historische Kellertreppe zur Cigar-Lounge. Wer im Restaurant diniert hat vor allem von der Galerie-Ebene einen unverstellten Blick hinaus in die Konstanzer Hofgasse, was ein Stück weit Großzügigkeit vermittelt. Weil der Glasvorbau auf ein Minimum reduziert und mit ihm die ehemalige Torhöhe des Ackerbürgerhauses aufgenommen wurde, fiel der Oberen Denkmalbehörde in Stuttgart die Zustimmung leicht.

Investor Gerald Feig verneigte sich symbolisch vor dem Architektenteam, dem Bauleiter und der Innenarchitekten. Sie hätten ihr Meisterwerk abgeliefert und den Patienten "Pfauen" in einer Operation "am offenen Herzen" wieder lebensfähig gemacht. Der erfahrene Bauherr bekannte freiweg, dass ihn noch kein Objekt so provoziert und herausgefordert habe, wie die Renovierung des altehrwürdigen Gebäudeveteranen in der Höllgasse: "Ich habe noch nie so viel Herzblut investiert." Dabei habe er das Projekt wegen seiner vielen Nachteile zunächst nicht anrühren wollen, als ihn OB Klopfer telefonisch von der Verkaufsabsicht der Eigentümer informierte. Jetzt ist Feig über das Erreichte stolz: "Die Autofahrer auf der B 29 können ab sofort die Ausfahrt Schorndorf nehmen." Sprich: Man will locker mit den gastronomischen Flaggschiffen "Lamm" in Hebsack oder "Ochsen" in Stetten mithalten, ohne diese zu kopieren.

OB Matthias Klopfer sprach von einem "besonderen Tag für Schorndorf." Geboren sei ein stolzer, aber keineswegs eitler "Pfau". Der Mut des Investors habe sich ausbezahlt. Er erinnerte an das Motto Gottlieb Daimlers, der stets "das Beste - oder Nichts" wollte. Diesem Anspruch werde der umgebaute "Pfauen" gerecht. Als Einweihungsgeschenk überreichte er eine Daimler-Torte und eine gerahmte historische Urkunde, nämlich die erste für den "Pfauen" erteilte Gaststättenkonzession. Damals, im Jahr 1897, habe Schorndorf 5.000 Einwohner gezählt, die zwischen 23 Gast- und 28 Schankwirtschaften wählen konnten.