Stadtnachricht

Pinkatsano Jhenny Munoz zu Gast


Ihr Stamm, die Ashanikas, die in der Provinz "Rio Negro" in Amazonien zu Hause sind haben keinen Häuptling, sondern sie, Jhenny Munoz, ist die "Pinkatsano" - die Chefin dieses Indianerstammes. Ihre Vorfahren lebten schon in den Regenwäldern Perus, als die ersten Ausbeuter dort an Land gingen, die spanischen "Conquistadores" auf der Suche nach dem verheißungsvollen "El Dorado".

Ausgebeutet wird ihr Heimatland noch immer, da hat sich in den letzten fünfhundert Jahren nicht viel geändert. Außer, dass es nicht mehr um Gold sondern um Erdöl, andere Bodenschätze und vor allem um die so wertvollen Edelhölzer des peruanischen Regenwaldes geht. Dies erzählte Jhenny Munoz bei ihrem Besuch im Schorndorfer Rathaus OB Matthias Klopfer sowie verschiedenen Vertretern des Gemeinderats und der Agenda 21.

Oberbürgermeister heißt in der Sprache der Ashanikas "Tibatainchari" erklärte die Stammeschefin, die nebenbei noch stellvertretenden Landrätin ist. Jhenny Munoz sprach während ihres Berichtes "Kastellan". Da ihr Heimatland in der Hälfte Südamerikas liegt, die im 16. Jahrhundert durch Papst Alexander VI., jenem Borgia, der selbst aus Katalanien (Spanien) stammte, bei der Teilung des Subkontinents den Spaniern zugesprochen wurde, ist die Amtssprache Spanisch. Die andere Hälfte ging an Portugal. Damit verhinderte er seinerzeit einen Seekrieg zwischen den beiden Weltmächten.

Als Übersetzer fungierte Eberhard Bolay vom Eine-Welt-Laden "el mundo" für Munoz. Er hat viele Jahre als Tropen-Ökologe in der Karibik gearbeitet und spricht fließend Spanisch. Heute leben er und seine Familie im Schorndorfer Mehrgenerationen-Haus am "Alten Mühlbach".

Ihr Stamm, erläuterte Munoz, würde gleich vielen anderen indigenen Völkern wie eh und je voll im Einklang mit der Natur leben: "Die Natur sprich der Urwald ist für unseren Stamm Apotheke und Krankenhaus. Er ist Nahrungsquelle, Jagdrevier und Supermarkt zugleich, denn dort gibt es alles, was mein Volk zum Überleben braucht. Was wir vom Wald lernen, können wir auf keiner Universität lernen. Und dieses Wissen wird bei uns von Generation zu Generation seit Urgedenken weitergegeben. Ebenso wie unsere Sprache, unsere Sitten und unsere Kultur".

Das Bestreben ihres Volkes sei es den Urwald nachhaltig zu nutzen, zu schützen und nicht ihn einfach abzuholzen. Man könne alle bei ihnen vorkommenden Nahrungsmittel ersetzten, aber für das Wasser gebe es keinen Ersatz. Wenn das Wasser ausbliebe, seien die Natur und mit ihr die Menschen zum Sterben verurteilt. "Die Gewinne, die die Ausbeuter von heute durch den Raubau an der Natur erzielen - das Papier (Geld), davon wird man nicht satt".

Die Ashaninkas seien mit 60.000 Stammesmitgliedern das zahlenmäßig größte Volk der 67 indigenen Völker in Amazonien und sie würden nicht aufhören gegen die Ausbeutung ihrer Heimat durch ausländische Firmen anzukämpfen.

80 Prozent der Fläche von Peru leiden unter dieser Ausbeuter-Mafia und von der Zentralregierung bekämen sie nur zu hören: Wo Ihr geht und steht, das gehört Euch, aber alles darüber und darunter, die Bodenschätze und die Bäume, gehören der Zentralregierung. Zwei Millionen Hektar des Regenwaldes, von dem man sagt, er sei die grüne Lunge unseres Planeten, wurden schon gefällt. "Hier geht es nicht nur um das Überleben der indigenen Völker, sondern um das Überleben aller Völker auf unserem Planeten. Deshalb unterstützen sie uns im Wege des weltweiten Klimabündnisses in unserem Kampf für die Erhaltung der Natur", appellierte Jhenny Munoz an die Zuhörer im Foyer des Alten Rathauses.

Munoz wird während ihres Aufenthalts noch in einigen Schulen Vorträge halten.