„Es ist normal, verschieden zu sein.“
Inklusionstag an der Reinhold-Maier-Schule
21.07.2016
Das einfache Weiterreichen eines Balles wird blind zur Herausforderung.
Insgesamt 45 Schulen hat das Inklusionsprojekt „Handicap macht Schule“ in diesem Jahr besucht, darunter auch die Schorndorfer Albert-Schweitzer-Schule, die Künkelinschule, die Gemeinschaftsschule Rainbrunnen und die Reinhold-Maier-Schule. Ziel des Projektes ist es, Viertklässlern auf spielerische Art und Weise und einem Perspektivwechsel näherzubringen, dass „behindert sein“ relativ ist. Möglich gemacht wird das durch eine Trainingseinheit im Blindenfußball oder Rollstuhlbasketball. Dafür stehen die zwei erfahrenen Trainer Benjamin Zoll für Blindenfussball und Werner Rieger für Rollstuhlbasketball zur Verfügung.
„Handicap macht Schule ist das erste Projekt der SportRegion Stuttgart, das über einen solch langen Zeitraum läuft. Das positive Feedback zeigt uns, dass wir das richtige Gespür hatten und damit auf dem richtigen Weg sind, denn Barrieren bestehen meist nur in den Köpfen der Menschen. Es ist normal, verschieden zu sein“, sagte Matthias Klopfer, Oberbürgermeister der Stadt Schorndorf und Vorsitzender der SportRegion Stuttgart bei der Eröffnung der Pressekonferenz. Thomas Nuss, Geschäftsführer des Württembergischen Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes, freute sich ebenfalls über den Erfolg des Projektes: „Die bisherige Entwicklung ist mehr als positiv. Wir haben damit eine gute Möglichkeit geschaffen, Kindern das Thema Inklusion auf spielerische und interessante Weise nahezubringen.“ Gleichzeitig kündigte er Untertützung durch einen neuen Förderpartner an: Die Kinderhilfsaktion „Herzenssache“ von SWR, SR und Sparda-Bank hat Spendengelder für die kommenden zwei Jahre zugesagt. „Dadurch können wir das Projekt noch weiter ausbauen, noch mehr Schulen besuchen und somit den inklusiven Gedanken noch weiter verbreiten“, so Nuss.
Als Überraschungsgast nahm Andrea Rothfuss, Goldmedaillengewinnerin bei den Paralympics 2014 im Ski-Slalom, teil. „Handicap macht Schule zeigt immer wieder, dass Kinder sehr offen für dieses Thema sind und weniger Berührungsängste als viele Erwachsene haben. Über Inklusion wird hier nicht nur gesprochen, sondern erlebbar gemacht. Genau so können Barrieren im Kopf erfolgreich abgebaut werden.“
Andrea Rothfuss als Gast beim Inklusionstag
Am Anfang ihrer Ski Karriere wurde sie oft gefragt, wieso sie nur mit einem Stock fährt. „Ab und an wurde ich auch gefragt ob ich ihn verloren hätte.“ Als dann alle wussten, dass sie wegen einer fehlenden Hand nur einen Stock nutzt, wurde sie immer schnell erkannt. „Einmal hatte sich eine Mitfahrerin den Arm gebrochen und war ebenfalls mit nur einem Stock unterwegs. Da wurden wir häufig verwechselt“, erzählt Andrea Rothfuss lachend.
Tischtennis-Trainingseinheit mit Tim Laue
Bei ihrem Auftritt trugen Escher und Laue die Trikots des Team BaWü, das alle Sportlerinnen und Sportler, egal ob behindert oder nicht, nur bei Meisterschaften tragen dürfen. „Die Spieler freuen sich immer, die Trikots anziehen zu dürfen. Das sieht man auch auf ihren Whatsapp-Profilen“, erzählte Escher mit einem Grinsen. Zum Abschluss der Praxiseinheit hatten Freiwillige noch die Gelegenheit, fünf Aufschläge von Tim Laue zurückzuspielen. Meist konnte Laue allerdings schon vorher sagen, ob die Gegener die Bälle ins Netz schlugen oder gar links oder rechts von der Platte spielten.