Stadtnachricht

Frech-Azubis an ungewöhnlichen Lern-Orten


Frech-Azubis holen ihre Mäppchen beim Zauberfaden ab.
Beim Zauberfaden lernten die Frech-Azubis eine andere Werkstatt kennen und konnten gleich auch ihre in Auftrag gegebenen Schlampermäppchen abholen.

Marcel Zimmermann, Elena Gruhne, Daniel Kohlstrunk und auch Lars Kämper sind Auszubildende. Auszubildende bei der Oskar Frech GmbH & Co. KG, dem Schorndorfer Unternehmen, das von Weiler aus den Weltmarkt in Bereich Druckgießtechnologien anführt. Wer heute Weltmarktführer ist und es auch gerne morgen noch sein will, der muss neben sehr guten Produkten und ausgezeichneten Serviceleistungen vor allen Dingen auch dafür sorgen, dass genügend qualifizierte Menschen im Unternehmen arbeiten. Dazu gehören die erfahrenen, langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und dazu gehört der Nachwuchs. Ausbildung und Nachwuchsförderung steht deshalb bei der Oskar Frech GmbH & Co. KG ganz weit oben auf der Prioritätenliste.

Aktuell 33 Auszubildende

Bei Frech kann man eine Ausbildung zum Industriekaufmann oder zur Technischen Produktdesignerin machen. Das Weilermer Unternehmen bildet zur Fachkraft für Lagerlogistik, zum Elektroniker für Betriebstechnik und zum Zerspanungsmechaniker ebenso aus, wie zur Werkzeugmechanikerin oder Industriemechanikerin. MechatronikPlus nennt sich die Kombination von Ausbildung und Studium, die bei Frech auch möglich ist. Aktuell hat die Oskar Frech GmbH 33 Auszubildende. Wer seine Ausbildung erfolgreich abschließt, hat gute Chancen, übernommen zu werden und bei Oskar Frech seinen Weg zu gehen.

Wie wichtig dem Unternehmen seine Azubis sind, zeigt sich in der modernen und 510 Quadratmeter großen Ausbildungswerkstatt, die beste Ausbildungs- und Qualifizierungsangebote für den Nachwuchs bietet. 25 Werkbankarbeitsplätze stehen der Metall- und Elektroausbildung zur Verfügung. Integriert wurde eine Schweißkabine, ein CNC-Maschinenraum, der Fräs- und Schleifmaschinen beherbergt sowie eine Hydraulik- und Pneumatik-Lerninsel. Im ausbildungseigenen PC-Schulungsraum wird das digital unterstützte Lernen umgesetzt. Zu einer guten Ausbildung gehört bei Oskar Frech aber mehr als das Erlernen der theoretischen und praktischen Fertigkeiten, die der Beruf erfordert. Und so kommt es, dass man die Frech-Azubis an Orten antreffen kann, die auf den ersten Blick inhaltlich sehr weit entfernt sind von ihrem Alltag als angehende Industriemechaniker oder Zerspanungsmechaniker. Lars Kämper etwa schließt in diesem Sommer seine Ausbildung zum Industriekaufmann bei Frech ab. An einem Freitag im Juni lernt man ihn nun aber nicht an seinem Schreibtisch kennen, sondern in der Wohngruppe im Wohnheim der Diakonie Stetten im Rehfeld in Weiler.

Endlich mal wieder einen Schubkarren beladen

Frech-Azubis beim Einrichten eines Sandkastens. Hier wohnen seit Anfang der 80er Jahre in drei Häusern mittlerweile 38 Menschen im Alter von 20 bis 76 Jahren. In unmittelbarerer Nachbarschaft zum Unternehmen Oskar Frech. Einmal im Jahr lädt die Diakonie zum „Schafftag“ ein und in diesem Jahr nahmen die Azubis von Frech die Einladung an, den Garten im Rehfeld herzurichten. Lars Kämper hat mit seinen neun Kolleginnen und Kollegen einen Tag lang im Garten zusammen mit den Bewohnerinnen und Bewohnern geschafft, angeleitet vom Frech-Betriebsgärtner, Karl-Heinz Siegle. „Ich hab’ mich richtig über die Einladung gefreut“, sagt Lars. Gefreut darüber, den Schreibtischstuhl mit der Schaufel zu tauschen, gefreut darüber, mal etwas anderes kennenzulernen. Und die Freude hat vor Ort angehalten, weil er, wie seine Kolleginnen und Kollegen schnell gemerkt hat, dass die Bewohnerinnen und Bewohner im Rehfeld über ihre Hilfe sehr dankbar waren. Gemeinsam buddelten sie neuen Sand in den Sandkasten, verteilten Sägespäne unter der Schaukel und pflanzten neue Blumen. Daniel Kohlstrunk, im ersten Lehrjahr zum Elektroniker für Betriebstechnik, eingeteilt im Sandkastenbauteam, bemerkte lächelnd: „Ich merke, dass ich schon lange keinen Schubkarren mehr gefahren habe“.

Frech-Azubis bei Arbeiten an einer Schaukeln. Tage wie diese gehören bei Frech zur Ausbildung dazu. Cordula-Eva Bauer, Ausbildungsleiterin bei Frech, will ihren Azubis ganz bewusst Einblicke in andere Welten verschaffen. Nicht aus Selbstzweck, sondern als Teil der Bildung, die man den Jugendlichen im Unternehmen vermitteln will. Ausbildung heißt hier auch: Die jungen Menschen mit Situationen konfrontieren, die neu und vielleicht auch ungewohnt für sie sind. Eine Erfahrung, die sie in ihrem späteren beruflichen Alltag brauchen können, denn auch hier läuft nicht immer alles nach dem gewohnten Muster. Für die Ausbildungsleiterin ist Inklusion eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, der sich Unternehmen, zumal solche, die sich am Weltmarkt behaupten wollen, nicht verschließen können. Inklusion bedeutet dabei ja nicht nur mit Menschen mit Behinderung leben und ihre Fähigkeiten erkennen und schätzen. Inklusion bedeutet, zu verstehen, dass wir alle anders sind und dass diese Verschiedenartigkeit ein großes Plus ist.

Schlampermäppchen aus dem Zauberfaden

Frech-Azubis besichtigen die Nähwerkstatt Zauberfaden. Eine Erfahrung, die die Azubis ein paar Wochen zuvor auch bei ihrem Besuch in der Nähwerkstatt „Zauberfaden“ machen konnten. Hier arbeiten Ehrenamtliche mit Flüchtlingen zusammen und stellen unter anderem mittlerweile schon kultige Rucksäcke aus alten Mehlsäcken her. Sylvia Marks, Beirätin bei Frech hatte die Idee, für den „Zauberfaden“ zu spenden. Doch es sollte nicht nur eine Geldspende sein, die Spende wurde mit einem Auftrag verbunden und am Besuchstag konnten die Azubis das Produkt abholen: für jeden Auszubildenden ein Schlampermäppchen, gefertigt in der Nähwerkstatt „Zauberfaden“.

Und beim Abholen nutzten die Azubis die Gelegenheit, das Projekt kennenzulernen. Elena Gruhne macht eine Ausbildung zur Industriemechanikerin, Pia Rolf zur Elektronikerin. Mittlerweile haben sie Flüchtlinge als Kollegen, die beide über ein Praktikum bei der Firma Frech einen Ausbildungsplatz bekommen haben. Wie sie findet auch Marcel Zimmermann, der eine Ausbildung zum Technischen Produktdesigner macht, den Besuch im „Zauberfaden“ toll. Beeindruckt sind die Azubis alle von dem, was in der Nähwerkstatt geleistet wird und mit welchem Ehrgeiz sich hier alle einbringen und arbeiten. Der abstrakte Begriff „Flüchtling“ bekommt für viele nun ein menschliches Gesicht. „Man sieht auch, wie gut man es hat“, sagt Marcel Zimmermann. Die Näherinnen und Näher, so erfahren sie von Sükriye Döker und Klaus Österle, Initiatoren und Begleiter des Projektes, seien alle hoch motiviert. Und das bei einem Lohn von einem Euro pro Stunde. Wichtig für die Menschen sei es aber vor allem, dass sie eine sinnvolle Beschäftigung haben. Pia und Elena finden, dass die Ausflüge in andere Welten innerhalb ihrer Ausbildung ziemlich sinnvoll sind: „Man lernt ja nicht nur seinen Job. Man muss ja auch lernen, mit anderen klar zu kommen.“

Info

Wer mehr über die Ausbildungsmöglichkeiten bei der Oskar Frech GmbH + Co. KG wissen möchte, kann sich auf der Website den Ausbildungsflyer herunterladen: www.frech.com.