Stadtnachricht

Kaukasisches Quartett "Urmuli"


Wer einmal in der kaukasischen Republik Georgien war, wird sich der Faszination von Land und Leuten nicht entziehen können. Auch in Schorndorf gibt es Menschen, die vom "kaukasischen Freundschaftsfieber" erfasst wurden und deshalb 1990 einen Deutsch-Georgi’schen Verein (DGV) mit dem Ziel Völkerverständigung und Kulturaustausch gegründet haben. "Kein Grund zum Jubeln", sagt dessen erster Vorsitzender Jürgen Wöhrle. Und tatsächlich, wer die unruhige und wechselvolle Geschichte Georgiens seit seiner Unabhängigkeit von der ehemaligen Sowjetunion, seine mühevollen Schritte hin zu einer Demokratie und die letzten kriegerischen Auseinandersetzungen mit Russland verfolgt hat, wird dem zustimmen. Dennoch, so Wöhrle, "das Jubiläum ist eine Gelegenheit sich zu erinnern, was bislang geleistet wurde und allen zu danken, die sich ideell und materiell für die deutsch-georgischen Beziehungen eingesetzt haben".

In zwei Etappen (im Herbst wird es noch ein offenes Fest der Vereinsfreunde geben) lädt der Verein nun zu einer Folge von Jubiläumsveranstaltungen ein, in deren Zentrum das Quintett "Urmuli" (eigens aus Tiflis eingeflogen) mit Georgischer Musik aus mehreren Jahrhunderten steht.

Am Donnerstag, 17. Juni, 19.30 Uhr, ist in der Buchhandlung Bacher der erste Veranstaltungstermin: "Deutsch-Georgi’sche Beziehungen in Geschichte und Gegenwart" ein Vortrag des Stettener Pfarrers Peter Haigis und "Schwäbische Spuren im Kaukasus - Auswandererschicksale" Jürgen Wöhrle, Zur wechselvollen Deutsch-Georgi’schen Deutsch-Georgischen Vereins -Frieder Gölz (2. Vorsitzende), Zu bisherigen und aktuellen Förderprojekten -, musikalische Umrahmung "Urmuli".

Freitag, 18. Juni 19.30 Uhr, Versöhnungskirche - Großes Konzertprogramm mit "Urmuli"

Samstag, 19. Juni, 11 bis 14 Uhr, Hardys Weinstube am Ochsenberg - mit Musik von Urmuli, Kunst von Alla Reingold und Hartmut Ohmenhäuser

Sonntag, 20. Juni, 19 Uhr, Evangelische Kirche Plüderhausen - Zweites Großes Konzert mit "Urmuli"

Nicht zuletzt "neue Impulse" möchten Wöhrle und seine Mitstreiter mit dem Jubiläumsprogramm setzen. Denn aus den vom politischen Umbruch um 1990 ergriffenen 70 Gründungsmitgliedern des Vereins ist inzwischen ein kleinerer aber umso rührigerer Kern geblieben.

Seit Anfang dazu gehört die seit 1995 in Schorndorf lebende Familie von Elisabeth und Michael Beniashvili, der auch die ersten Kontakte mit Georgien initiierte. Gefördert wurde der Verein früh von Philipp und Maria Palm mit ihrer Stiftung. Schorndorfs Alt-OB Winfried Kübler, die Unternehmer Wolfgang Frech und Ulrich Schatz, Pfarrer Thomas Fuchsloch und der verstorbene Redaktionsleiter der Schorndorfer Nachrichten, Hans Peter Burchard und viele andere unterstützten die Arbeit des Deutsch-Georgi’schen Vereins bisher tatkräftig. Wesentliche Unterstützung kam zu Anfang auch vom Sport mit dem TuS 1846 und den Bundesliga-Ringern vom ASV Schorndorf 08. Dabei waren die beiden Schorndorfer Gymnasien ebenso wie der Musikverein Concordia aus Weiler. Von allen Seiten wurde die Idee der völkerverbindenden Begegnungen mit dem fernen Kaukasus auf die eine oder andere Art aufgegriffen und gefördert.

Eine enge Zusammenarbeit des DGV besteht seit langem mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Georgien und Christiane Hummel, der Witwe des 2004 verstorbenen Bischofs Gert Hummel. So unterhält die Kirche im Ostgeorgi’schen Kwareli ein Ferien-Landhaus, in dem Jugendliche aus Tiflis im Sommer bei Sanierungsarbeiten in einem Kindergarten oder beim Ausbau der dörflichen Ring- und Judohalle (2005) unter fachlicher Anleitung mitgeholfen haben. Die dazu nötigen Materialkosten wurden vom DGV zur bereitgestellt.

Im Sommer 2008, kurz nach der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Georgien und Russland, die zu vielen Tausenden von Flüchtlingen führte, unterstützte der DGV schnell und unbürokratisch eine vor Ort arbeitende Hilfsorganisation. Aktuell unterstützt der Verein ein Friedhofs-Denkmal-Projekt einer ehemaligen deutschen Gemeinde und zusammen mit World Vision und der Lutherischen Kirche Georgiens den Ausbau einer Lern-Gartenanlage in einem Schulzentrum, ebenfalls in Kwareli.

Immer wieder aber gibt es seither Besuche und Gegenbesuche, wird die berühmte Georgi’sche Gastfreundschaft genossen und erwidert, haben sich auch zahlreiche Freundschaften und Beziehungen entwickelt, auf die man (auf-) bauen kann. Hilfe zur Selbsthilfe unter Freunden, so wie man gerade kann. Friedensarbeit im Kleinen, die eine kriegerische Vergangenheit überwinden helfen möchte.

"Georgien hat uns in den vergangenen zwanzig Jahren mit seiner alten und aktuellen Kultur, Musik, Gesang, Tanz, Kunst und Sport, Land und Leuten bereichert und wir Remstäler versuchen", fasst Jürgen Wöhrle zusammen und zitiert Philipp Palm, "mit unseren Mitteln dem kleinen Land ein bisschen zu helfen".