Stadtnachricht

Chance für jüngere Menschen


Sketchvorführung

Die Schorndorfer Abendrealschule feierte dieser Tage ihr 40-jähriges Bestehen. Eingeladen waren zum Jubiläum frühere Absolventen der Bildungseinrichtung, Lehrer, ehemalige Lehrer und Geschäftsführer sowie die 50 derzeitigen Schüler.

Im Grunde feiern wir auch 40 Jahre pädagogisches Engagement, erklärte OB Matthias Klopfer bei der Begrüßung der Gästeschar im Großen Sitzungssaal des Rathauses. "300 Schülerinnen und Schüler haben bislang die Abendrealschule Schorndorf besucht. 300 Leben haben sich durch diesen weiteren Bildungsabschluss maßgeblich geändert. Eine zweite Chance muss jedem offen stehen und dafür setzen sich viele ein, die heute da sind, um gemeinsam dieses Jubiläum zu feiern", so Klopfer weiter.

Viele, die hier wären, fuhr Klopfer fort, hätten genau diese "zweite Chance" genutzt. Besonders ermutigend dabei finde er, dass einige der ehemaligen Abendrealschüler richtige "Erfolgsstorys" erzählen können. Da gebe es eine Schülerin, die nun an der Universität London studiere, einer sei Rechtsanwalt geworden und ein anderer Absolvent sei in leitender Position bei einem schweizerischen Konzern tätig. Das sei toll und auch Mut machend. Für die Schüler von heute sei es Motivation und Anreiz weiterzumachen, für die Politik ein Signal, dass auch in finanziell schlechten Zeiten Geld für Bildung unabdingbar ist.

Für Rainer Brechtken, erster Geschäftsführer der Abendrealschule Schorndorf, steht fest, dass anhand von Schulnoten das tatsächliche Leistungsvermögen eines jungen Menschen nicht beurteilt werden kann. Es gebe, wie überall im Leben auch in der Hauptschule "Spätzünder" die eine zweite Chance bräuchten. Eben diese würde ihnen die Abendrealschule als wichtige Bildungseinrichtung bieten.

Brechtken erzählte den erstaunt lauschenden Zuhörern, wie es eigentlich zur Gründung der ersten Abendrealschule kam. Die ersten Überlegungen, dass hier eine Lücke im Bildungssystem vorhanden sei, stellten Stuttgarter Kolpingsbrüder Ende der sechziger Jahre an. Sie vereinbarten dam als, dass jeder Kolpingsbruder einen Stundenlohn spenden sollte. Dieses Geld sei das Gründungskapital für die erste Abendrealschule in Stuttgart gewesen. Die zweite wurde dann in Schwäbisch Gmünd gegründet und Schorndorf wurde ihre Außenstelle.

Auch Horst Messerschmidt, derzeit Geschäftsführer, appellierte an das Durchhaltevermögen der Abendrealschüler. Diejenigen, die von Anfang bis Ende durchhielten, würden laut Statistik zu 90 Prozent auch den Abschluss schaffen.

Schulleiter Peter Beck betonte, dass einige Schüler der Abendrealschule teilweise schon einen recht chaotischen Lebensweg hinter sich hätten. Andere, was immer häufiger der Fall sei, hätten Probleme mit ihrem Migrations-Hintergrund und den damit oft einhergehenden Sprachproblemen. Diese Problematik sei für die Abendrealschule eine besondere Herausforderung, da ohne schulische Integration meist auch die soziale Integration ausbliebe.

Es gab aber nicht nur Reden, der Abend wurde durch Beiträge der SchülerInnen wie über den Schorndorfer Arbeiterdichter Ludwig Palmer und einen Film über ihre Fahrt nach Auschwitz ergänzt.

Viel Beifall bekam ein in Englisch aufgeführter Sketch, bei dem Titel von der Rockband "Queen" mit selbst geschriebenen Textversionen gesungen wurden.

Beeindruckend war die von Dr. Frieder Stöckle - er gibt Deutsch - gekonnt moderierte Zeitzeugen-Podiumsdiskussion.