Stadtnachricht

Ausländer sind gerne gesehen


Moschee

Im Straßenbild der Daimlerstadt fallen sie kaum auf, die ausländischen Mitbürgrinnen und Mitbürger. Vereinzelt halten türkische Frauen das Haar mit dem Kopftuch bedeckt, die komplett verhüllenden Burkas werden erst gar nicht gesichtet. In der Kernstadt wurden zum 30. April dieses Jahres 3.717 ausländische Mitmenschen gezählt. Dies entspricht 14,9 Prozent der 24.907 Einwohner. In den Ortschaften, die zusammen knapp 15.000 Einwohner stellen, haben rund 800 Ausländer ihr derzeitiges zu Hause. Diese Vielfalt bekommt der Stadt ganz offensichtlich, wie mehrere Gespräche ergaben, die Schorndorf Aktuell in diesem Zusammenhang führte, zugute.

Die mit Abstand größte Gruppe stellen die Frauen und Männer mit türkischem Pass. Von ihnen haben 899 ihren Wohnsitz in Schorndorf gemeldet. Es folgen Italiener, die hier leben. Von ihnen sind 701 beim Einwohnermeldeamt registriert. Die drittstärkste Ausländergruppe stellen die Griechen mit 694. Insgesamt sind Leute aus 101 Nationen hier ansässig, die einkaufen, selbst Geschäfte betreiben und so einen wichtigen Anteil zum wirtschaftlichen Leben in der Stadt beitragen. Aus Südafrika, wo jetzt die Fußball-WM zu Ende ging, hat sich ein Bewohner die Daimlerstadt als Wohnsitz ausgewählt. Im letzten Jahr haben sich 57 Personen einbürgern lassen.

Nicht lange nachzudenken braucht Finanzdezernent Horst Reingruber, wenn er nach dem wirtschaftlichen Anteil der ausländischen Mitbürger gefragt wird: "Unsere Infrastruktur ist auf 40.000 Einwohner ausgerichtet. Ohne Ausländer droht uns ein finanzielles Desaster." Dies ist leicht nachvollziehbar, denn auf der Einnahmenseite würden rund 15 Prozent des städtischen Anteils an der Einkommensteuer ebenso fehlen, wie die Gewerbesteuer von Geschäftsleuten. Leerstände gäbe es im gewerblichen Bereich wohl ebenso wie in Wohnhäusern. Ebenfalls um etwa 15 Prozent müssten Wasserzins und Abwassergebühr erhöht werden, um in diesen Bereichen weiterhin kostendeckend zu arbeiten.

Und wie steht es mit der Kriminalität, die zu Zeiten des Asylantenwohnheims in der Stuttgarter Straße auffallend hoch war? Sie ist seither deutlich zurückgegangen. Dieter Stumpp, Leiter der Rauschgiftermittlungsgruppe, fasst seine Erfahrung zusammen: "In Schorndorf ist die Rauschgiftszene nicht stärker als anderswo." Dabei dürfte unter dem Strich der Ausländer-Anteil (vor allem Albaner) bei den Dealern gegenüber den Deutschen prozentual höher sein. In diesem Jahr sei ein großes Verfahren wegen Heroin und Kokain anhängig. Hauptdrahtzieher dabei seien ein Schwarzafrikaner und ein Deutscher. Zu Zeiten des Asylantenheims dagegen sei dort "die zweite Heimat der Rauschgiftfahnder gewesen", erinnert sich Dieter Stumpp. Erster Polizeihauptkommissar Klaus Heinisch zitiert aus der Kriminalstatistik von 2008, die allerdings nur Tatverdächtige (also keine rechtskräftigen Urteile) ohne Verkehrsdelikte enthält. Sie weist 865 Straftaten auf, von denen 210 Ausländer betreffen. Deren Anteil liegt damit bei über 24 Prozent, also annähernd doppelt so hoch, wie der Anteil an der Gesamtbevölkerung. Im "üblichen Rahmen", so Wolfgang Schiele vom Bürgermeisteramt, halten sich dagegen Verstöße gegen das Gaststättenrecht. Meistens gehe es hier, wie bei den deutschen Kollegen, um Sperrzeitverstöße.