Stadtnachricht

Rote Karte für Alkoholmissbrauch


In der warmen Sommerzeit haben die Alkoholexzesse in den Schlosswallgütern und um den Parksee heftig zugenommen. Damit verbunden sind Ruhestörungen, Beschwerden der Nachbarn und Fußgänger sowie jede Menge Müll, der von städtischen Mitarbeitern zu beseitigen ist. Mangels einer von der Landesregierung zunächst versprochenen Rechtsgrundlage sind den Polizisten nahezu die Hände gebunden, hier wirkungsvoll einzugreifen. Dies soll sich nun ändern. Die Stadt zieht die Notbremse und hat sozusagen auf eigene Faust eine "Benutzungsordnung" entworfen, die der Gemeinderat am heutigen Donnerstag verabschieden möchte. Nach ihr ist der Genuss und das Mitführen von alkoholischen Getränken im Bereich der beiden Grünanlagen von abends 22 Uhr bis morgens 6 Uhr generell untersagt. Für den Kinderspielplatz in den Schlosswallgütern gilt dies ganztägig.

Vor der Presse bedauerte OB Matthias Klopfer, dass Städte und Polizei mit dieser Problematik allein gelassen würden. Weil die FDP ein entsprechendes Gesetz blockiere, sei in der Landesregierung keinerlei Bewegung auszumachen. Dabei handle es sich um "ein Top-Thema, auf das ich in der Stadt laufend angesprochen werde." Das Stadtoberhaupt weiß, wovon er spricht, denn er hat seine eigene Beobachtungen gemacht: "Abends überlege ich mir, durch den Park zu gehen, um rasch nach Hause zu kommen." Leider würden vor allem Jugendliche von Jahr zu Jahr mehr dem Alkohol zusprechen. Die Situation sei inzwischen "kurz vor unerträglich."

EBM Horst Reingruber pflichtet uneingeschränkt bei: "Wir stehen mit dem Rücken zu Wand. Viele prügeln auf uns ein." Weil das auf dem Polizeigesetz basierende Alkoholverbot an einzelnen Stellen und Plätzen höchstrichterlich aufgehoben wurde, stehe man auch in Schorndorf mit leeren Händen da. Mit der an die Stadt Sindelfingen angelehnten Satzung könne man nur hoffen, dass sie juristisch hält. Für sie dient die Gemeindeordnung als Grundlage. Vorteil sei künftig, dass die Polizei sofort agieren könne. Reingruber: "Wir sollten es schaffen, wenigstens die größten Auswüchse in den Griff zu bekommen."

Dies ist leichter gesagt als getan, meint Revierleiter Rainer Schuster von der örtlichen Polizei. Da für 100.000 Einwohner nächstens nur drei Streifen zur Verfügung stehen, setzt er auf die Unterstützung von Hundeführern, der Bereitschaftspolizei in Göppingen und der städtischen Vollzugsbediensteten. Weil Alkohol für Lautstärke sorge, sei es dennoch der richtige Weg, den Schorndorf einschlage: "Wenn wir die alkoholischen Getränke wegnehmen, wird das Wirkung zeigen." Nach seiner Beobachtung haben sich schon bis zu 350 Jugendliche im Park getroffen, allerdings in mehreren Gruppen und an mehreren Stellen. Der Einzugsbereich sei groß: Kontrolliert habe man schon Leute aus Aalen, Reutlingen, Esslingen und Göppingen (siehe dazu auch Rubrik "Politik im Rathaus" auf dieser Seite).