Stadtnachricht

Politik im Rathaus: Stadträtinnen und Stadträte haben das Wort


Warum geben wir so viel Geld für Ganztagesbetreuung aus?

Werner Neher: Eine zuverlässliche Ganztagesbetreuung ist nicht nur für Alleinerziehende wichtig. Sie sind aber ganz besonders darauf angewiesen, denn alleinerziehende Eltern müssen nicht nur, nein sie wollen oft ihren Beruf weiter ausüben. Wenigstens in Teilzeit. Hier muss die Stadt möglichst vielfältige Möglichkeiten anbieten, damit uns die Fähigkeiten dieser Menschen in der Wirtschaft nicht verloren gehen. Viele wollen auch ganz bewusst den Anschluss in ihrem Beruf, den sie gerne ausüben, nicht verlieren. Aber auch bei Eltern, die ihre Kinder gemeinsam erziehen, will nicht immer einer der Partner seine Tätigkeit unterbrechen, um sich ganz der Kindererziehung zu widmen. Der Bedarf an Ganztagesbetreuung steigt weiter an, weil viele Frauen ihre beruflichen Interessen nicht mehr hintanstellen wollen und es sich leider aber nur wenige Männer vorstellen können, eine Auszeit für die Kinder zu nehmen.

Nun kann man/frau der Auffassung sein, dass es nicht Aufgabe der Stadt ist, für Kinder, deren Eltern aus welchen Gründen auch immer dies wünschen, eine Ganztagesbetreuung zu bezahlen. Dazu muss gesagt werden: Die Betreuung ist erstens nicht umsonst und zweitens auch im allgemeinen Interesse. Der bisherige Verzicht vieler Frauen, ihre berufliche Karriere ohne Unterbrechung fortzusetzen, hat für unsere Wirtschaft erheblichen Know-how-Verlust bedeutet.

Eine echte Chancengleichheit gab es in Wirklichkeit nicht und gibt es bisher auch nur in Ansätzen. Andere Länder, wie zum Beispiel Norwegen, zeigen, dass mit einem breiten Angebot an Ganztagesbetreuung die Chancengleichheit hergestellt wird und viel mehr Frauen in leitender Position in der Wirtschaft und Verwaltung sitzen.

Die Wartelisten in unserer Stadt wurden immer länger und wir mussten handeln. Deshalb haben wir uns gemeinsam entschlossen, im ehemaligen Forstamt ein neues Kindertagheim einzurichten. Der Betrieb wurde an freie Träger vergeben. Bei der AWO, die auch aufgrund niedriger Personalkosten der günstigste Anbieter war, werden wir aber sehr darauf achten, dass nicht zulasten der Kinder an der Qualität der MitarbeiterInnen gespart wird.

Den Ausbau der Ganztagesbetreuung sehen wir als wichtigen Schritt in eine sozial ausgewogene Politik an. Auch die Chancengleichheit für Frauen wird dadurch verbessert. Das ist eine gute Investition in die Zukunft unserer Kinder.