Stadtnachricht

Den richtigen Zeitpunkt erwischt


Teil der Lesemannschaft

(jab) - Der Jahrgang 2010 vom Stadtwengert am Grafenberg ist gelesen und zum Ausbau in den Keller des Weinguts Bernhard Ellwanger (Großheppach) transportiert. Die großbeerigen Trollinger-Trauben werden etwa 650 Liter Wein ergeben, deutlich weniger als im Vorjahr. Der Grund liegt beim schlechten Wetter im Juni, das die Befruchtung während der Blüte negativ beeinflusste. Dafür ist die Qualität spitze. Die Stadtwengerter Bernhard und Sven Ellwanger erwarten mindestens einen Kabinett, der im kommenden Frühjahr auf die Flaschen mit dem städtischen Etikett kommt. Dazu haben auch die vor der Reife am Stock halbierten Trauben ihren Teil beigetragen.

Die Lese wurde wegen der beginnenden Fäule sehr kurzfristig, aber zum richtigen Zeitpunkt angesetzt. Deshalb war die städtische Lesemannschaft mit Stadträten, Bürgermeister und Amtsleitern heuer etwas kleiner als sonst. Dafür wurden sie von einigen „Profis“ der Ellwangers unterstützt, um die zehn Reihen am recht steilen Hang abzuernten.

Erstmals mit der scharfen Schere dabei war Regionalrätin Renate Seibold-Völker. „Kann ich etwas falsch machen?“ wollte sie vom Fachmann wissen. „Ja doch, die Blätter abschneiden“, lautete die knitze Antwort von Bernhard Ellwanger. Als „eine angenehme Erfahrung, mal am Anfang der Produktkette zu stehen“, empfindet Stadtrat und Centro-Vorsitzender Gerhard Nickel die Arbeit im Weinberg. Der weinverständige Advokat war nach einer Stunde Einsatz durchaus zufrieden: „Das ist ja gar nicht so schwierig. Jetzt wäre ich eingeschafft.“ Keine Lese ausgelassen hat Stadträtin Heidi Rapp. Ihr geht das Trauben-Abschneiden entsprechend flott von der Hand. „Das macht Freude und ich tue es gerne für die Stadt“, begründet sie ihre Motivation.

Am besten von allen hat es OB Matthias Klopfer getroffen. Ein Geschäftstermin vor der Lese zog sich länger hin als erwartet. Deshalb kam er mit Verspätung aber recht flott und unverschwitzt den Berg hochgeradelt (das E-Bike der Stadtwerke macht es möglich) - gerade richtig zum deftigen Wengerter-Vesper, das als Belohnung für die fleißigen Helfer an Bierschrannen im Weinberg eingenommen wurde. Der freie Blick über die Weinberge und die Dächer der Daimlerstadt ließ bei so manchem Teilnehmer einen alten Vorsatz aufkeimen: Man sollte sich das Jahr über an sonnigen Nachmittagen öfter mal die Zeit nehmen und am Grafenberg mit einem Gläschen Wein anstoßen. Auch das ist ein Stück Lebensqualität.