Stadtnachricht

Politik im Rathaus: Stadträtinnen und Stadträte haben das Wort


Schorndorf und der Urwald

Clemens Schlink: Kürzlich wurde im neuen Stadtpark das wunderschöne Piratenschiff eingeweiht. Es wurde aus dauerhaftem und wetterfesten Robinien- und Lärchenholz aus unserem Stadtwald gebaut. Auch Mitglieder der grünen Fraktion haben daran mitgearbeitet. Dagegen sind die Sitzbänke im Park aus nicht zertifiziertem Tropenholz. Dies verstößt klar gegen einen Beschluss des Gemeinderates, der genau das verhindern sollte. Schon beim Bau des Künkelin-Rathauses wurden beschlusswidrig Fenster aus indonesischem Meranti eingebaut.

Zum Glück hat jetzt das EU-Parlament den Handel mit illegalem Tropenholz in Europa verboten, wobei das Verbot leider erst ab 2012 gilt. Ich habe schon 1965 als Student der Holzwirtschaft in Nigeria hautnah erlebt, wie deutsche Importeure im afrikanischen Regenwald Raubbau betreiben. Wenn es Schwierigkeiten mit einer Einschlagskonzession gab, bekam die Frau des Ministers mal wieder einen neuen Mercedes. Solche Praktiken sind bis heute üblich, nur in viel größerem Stil.

Und was hat das mit Schorndorf zu tun? Die Stadt ist Mitglied im Klimabündnis, einem Zusammenschluss einiger Städte und Gemeinden mit indigenen Völkern der Regenwälder. Gemeinsames Ziel ist der Erhalt des globalen Klimas durch CO2-Reduktion am Ort der Entstehung und der Schutz der Regenwälder. Durch die Satzung ist die Stadt verpflichtet, ihren Ausstoß an Treibhausgasen laufend zu verringern.

Auf Vermittlung von "el mundo" waren im Sommer Jenni Muñoz und ihre Tochter als Vertreterinnen der Ashaninka aus dem peruanischen Amazonasgebiet im Rathaus zu Gast. Im Gespräch bat sie ausdrücklich darum, dass die reichen Länder nicht durch den Kauf von Holz aus dem Regenwald ihre Lebensgrundlagen untergraben sollten. Jagd und Fischfang sind bis heute wichtiger Teil ihres Lebens.

Der Einschlag von Mahagoni in den Reservaten und anderen Gebieten im Amazonasgebiet Perus findet illegal im großen Maßstab statt. Die Blockaden der verzweifelten Ureinwohner werden brutal durch Militär unterbunden. In diesem Jahr kamen dabei 30 bis 50 Menschen ums Leben. Ein Netz unerlaubt gebauter Straßen durchzieht die Wälder. Dabei geht es nicht nur um Edelhölzer, sondern es wird nach Erdöl, Erdgas und anderen Bodenschätzen gebohrt.

Die tropischen Regenwälder verschwinden immer schneller und müssen unbedingt geschützt werden. Nicht nur wegen ihrer Schönheit und des Artenreichtums. Diese Entwaldung trägt mit circa 20 Prozent erheblich zur Klimaerwärmung bei. Durch unseren Hunger nach Palmöl, Soja, Fleisch, Gold und anderen Bodenschätzen sind wir in den industrialisierten Ländern großenteils verantwortlich für diese Fehlentwicklungen.

Also "global denken, lokal handeln!"