Stadtnachricht

Blühender Auftakt ins Gartenschau-Jahr


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Mehr als 750 Schorndorferinnen und Schorndorfer sowie weitere Gäste trotzten dem Schneechaos und folgten vergangenen Freitag der Einladung der Stadt Schorndorf zum Neujahrsempfang in die Barbara-Künkelin-Halle. In der Festhalle war von Väterchen Frost absolut keine Spur, denn auf der Bühne fanden die Besucherinnen und Besucher eine frühlingshafte und blühende Auenlandschaft vor. Eingeleitet wurde die Veranstaltung mit einem Kurzfilm, der den aktuellen Stand der Schorndorfer und Schwäbisch Gmünder Erlebnisgärten zeigte. Auch Remsi, das Gartenschau-Maskottchen, war mit von der Partie. Mit dem „Offenen Singen“ nahm Albrecht Meincke, Verbandschorleiter des Chorverbands Friedrich-Silcher und Chorleiter des Popchors Sotto Voce beim Liederkranz Weiler e.V., das gesamte Publikum mit. In seiner Neujahrsrede setzte Oberbürgermeister Matthias Klopfer neben der Gartenschau die Schwerpunkte auf die zukünftigen Herausforderungen in der Pflege und der Digitalisierung.

Unendliche Vorfreude

„In 119 Tagen eröffnet unsere Remstal Gartenschau 2019. Die Arbeiten in allen Remstalkommunen laufen auf Hochtouren“, erklärte Klopfer in seiner Neujahrsansprache. Er freue sich schon sehr auf 164 Tage Remstal pur und lud das Publikum ein, maximal viel Zeit im Remstal zu verbringen. Ab dem 10. Mai öffnen 350.000 Remstäler die Tore zu ihrem unendlichen Garten. Klopfers Vision: Neben dem Ziel, ein hervorragender Gastgeber zu sein, soll das Remstal auch Naherholungsgebiet Nummer eins und ein starker Wirtschaftsstandort in der Region Stuttgart werden. Künftig soll das Remstal als Marke und die Region im In- und Ausland in den Köpfen der Menschen präsent sein.

Gartenschau schreibt Geschichte

„Bundesweit ist die Remstal Gartenschau die erste interkommunale Gartenschau überhaupt“, so Klopfer. Niemals zuvor sei eine Gartenschau entlang eines kompletten Flusses realisiert worden. Was vor Jahren noch unvorstellbar gewesen sei, werde nun Realität. Denn die Rems werde über das gesamte Remstal nachhaltig und ökologisch aufgewertet sowie erlebbar gemacht.

Die Arbeit mit 16 Kommunen, den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, drei Landkreisen und Landräten, dem Verband der Region Stuttgart, dem Land Baden-Württemberg und den Fördergesellschaften sei keine leichte Aufgabe. So bedankte Klopfer sich an dieser Stelle bei Thorsten Englert, Geschäftsführer der Remstal Gartenschau GmbH. Das Vertrauen, das nun unter den Kommunen, Behörden und Beteiligten im Remstal entstanden sei, sei ein wertvoller Effekt. Damit richtete Klopfer seinen nächsten Dank gleich an die vielen tausenden ehrenamtlichen Gartenschau-Mitmacher, die sich bereits engagiert und ihre Mithilfe signalisiert haben, sowie an die Sponsoren und Partner.
Schon heute seien allein in Schorndorf 10.000 RemstalCards, die Dauerkarte für die Erlebnisgärten, und insgesamt knapp 40.000 Stück im gesamten Remstal verkauft worden.

Vielfältiges Angebot

„Das Remstal bietet unendlichen Raum für Bewegung“, sagte Klopfer. Kanufahren zwischen Weinstadt und Waiblingen, Picknicks an den Remsstränden und -ufern, Familienspaß an den Wasserspielplätzen oder spannende Exkursionen mit Gewässerführern. Der Drei-Gartenschauen-Radweg verbinde die Remstal Gartenschau mit der Gartenschau in Wassertrüdingen und der Bundesgartenschau in Heilbronn. 220 Kilometer Wandervergnügen biete der RemstalWeg. Außerdem dürften sich Wanderfreunde auf 60 Kilometer Rundwanderwege und sechs ausgezeichnete Qualitätswanderwege freuen.

Ein ebenso vielfältiges Angebot sei auch für alle Genießer geboten. Der Weinbau sei aufgrund seiner mehr als 900-jährigen Tradition im Remstal natürlich präsent: Vom Schauweinberg mit mehr als 100 verschiedenen Rebsorten in Grunbach über Weinführungen und -proben bis hin zur Genussedition mit „Rot, Rosé und Weiß von hier“, „Prickelnd von hier“ oder der alkoholfreie Apfel-Quitten-Secco. Neu werden auch Touren inklusive Weinprobe mit dem Genuss-Bus ab Weinstadt angeboten.

Kunst trifft Natur

Als interkommunales Projekt realisieren 16 namhafte Architekten Skulpturen und Stationen. Wer von einer besonders schönen Trauung mit einmaligem Ausblick träume, könne sich beispielsweise im Hochzeitsturm in Plüderhausen das Ja-Wort geben, so Klopfers Empfehlung. In Schorndorf entstehe am Grafenberg ein Prisma, das einen sagenhaften Ausblick auf die Stadt und das Remstal ermögliche.

Ein herausragendes Kunstprojekt in Schorndorf sei die Aufstellung hunderter Daimlerfiguren, die vom renommierten Künstler Ottmar Hörl in blau, grau und gold entworfen wurden. Als seine persönlichen Höhepunkte nannte Klopfer darüber hinaus den Schlosspark mit der Blumenhalle, die Freiluft-Küche im Stadtpark, die Aussichtsplattform am Grafenberg sowie den Baurenwasen.

Positive Begleiterscheinungen

Viele innerstädtische Projekte ließen sich durch die Gartenschau auch beschleunigen. So habe das neue Parkleitsystem, die Fassadensanierungen in der Weststadt, die Sanierung der historischen Kindergärten in der Burgstraße und vor allen Dingen die Sanierung der Bahnhofsunterführung Vorrang erhalten. Klopfer ist sich sicher, dass die Gartenschau auch zukünftige Entscheidungen positiv beeinflussen werde.

Pflege und Digitalisierung als zentrale Herausforderungen

Im zweiten Teil seiner Ansprache löste Klopfer das Rätsel auf, weshalb er mit einem Paralleltandem inklusive Remsi eingeradelt ist. Das Tandem, wobei zwei Personen nebeneinandersitzen, aber nur eine in die Pedale treten muss, unterstützt durch einen Elektroantrieb, hatte er beim Johanniterstift in Plochingen ausgeliehen, um auf das Thema Pflege und Teilhabe im Alter zu sprechen zu kommen. Mit einem Tandem dieser Art könne man pflegebedürftige aber auch in der Bewegung eingeschränkte Menschen beispielsweise an der Gartenschau teilhaben lassen, ihnen das Gefühl von Freiheit geben und sie den Wind in den Haaren spüren lassen. Überzeugt von dem Tandem sagte Klopfer, dass er sich mit einer großzügigen Spende für den Kauf eines solchen Gefährts engagiere und schlug vor, dies als Bürgerprojekt mit Unterstützung der Bürgerstiftung Schorndorf anzustoßen.

In Sachen Pflege sei es kurz vor zwölf, weshalb er noch im vergangenen Dezember einen Pflegegipfel einberufen habe. Die aktuelle Situation stelle sich wie folgt dar: lange, Wartelisten, kaum bis schwer zu erhaltende verfügbare Kurzzeitpflegeplätze und eine maximal ausgelastete Tagespflege sowie ausgelastete ambulante Dienste. Ein hoher Mangel an Personal, ein zu optimistisch formulierter Pflegeplan des Kreises sowie unbekannte Bedarfszahlen verschärfen die Situation. Hier seien die Kommunen gefordert. Die Gemeinden müssten Klartext reden, Verbündete suchen und aktive Stadtentwicklung betreiben.

Neue Pflegeheime aber auch ambulante Formen und neue Möglichkeiten wie Pflege-Wohngemeinschaften müssten unterstützt werden. So unterstütze die Stadtbau Schorndorf GmbH aktuell mit knapp 20 Wohnungen, die ausschließlich für Pflegepersonal vorgehalten werden. Aber auch in Sachen Kinderbetreuung seien Menschen in Pflegeberufen und damit Schichtdiensten besonders auf Unterstützung angewiesen. Auch müssten Lösungen für pflegende Angehörige gefunden werden. Für Pflegekräfte, die aus dem Ausland, meist Osteuropa, oft für mehrere Monate in den Familien leben und arbeiten, sieht Klopfer den dringenden Bedarf Anlaufstelle zu werden, wie für alle anderen Bürger auch.

Investitionen in die Infrastruktur

Medizin und Pflege würden künftig mehr denn je von Technik und schnellem Internet abhängen. So kam Klopfer unter anderem auf den Einsatz von Pflegerobotern zu sprechen. Teilweise entdecken Maschinen Krankheitsbilder bereits besser als Menschen. Um die Zukunft Schorndorfs zu sichern müsse in den Breitband- und Mobilfunkausbau schnellstmöglich investiert werden. Deshalb lade Klopfer im Frühjahr zu einem Mobilfunkgipfel nach Schorndorf ein. Jede dritte Straßenlaterne solle mit Glasfaser angebunden werden. „Fast 60 Millionen Euro investieren die Stadtwerke Schorndorf in den kommenden Jahren in das Schorndorfer Glasfaser- und Stromnetz. Damit schaffen wir zugleich die Voraussetzung für die Infrastruktur für Elektromobilität“, sagte Klopfer, der froh ist, mit den Stadtwerken einen starken Partner an der Seite zu haben. „Bis 2028 soll der Ausbau in Schorndorf und den Teilorten abgeschlossen sein. Denn nur so können wir langfristig den Industrie- und Wohnstandort Schorndorf sichern.“

Zukünftige Mobilität

Was in der ganzen Welt bereits 2018 auf die Straßen kam, außer in Deutschland, war der Elektroroller. Mit einem Exemplar der Sindelfinger Firma Fele, der mit Akku-Technologie von der Schorndorfer Firma Akkupower betrieben wird, rollte Klopfer über die Bühne. Noch arbeite das Bundesverkehrsministerium an einer Verordnung. Bis diese verabschiedet werde, dürfe der Roller offiziell gar nicht in der Öffentlichkeit genutzt werden.

Gemeinwohlorientierung

Aufgabe der Politik sei es, bei den aktuellen Herausforderungen die richtigen Fragen zu stellen. So machte Oberbürgermeister Matthias Klopfer auf den bevorstehenden „Superwahltag“ am 26. Mai, an dem Ortschafts-, Gemeinde-, Kreis-, und Regional- und Europaräte gewählt werden, aufmerksam. Er bedankte sich bei allen Mitgliedern des Ortschafts- und Gemeinderats und den Ortsvorstehern sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung und städtischen Unternehmen, den Schulen, Kirchen und Vereinen für die vertrauensvolle Zusammenarbeit. „Sie haben an dem Erfolg unserer Stadt maßgeblich Anteil“.

„Wir brauchen echte Debatten, politischen Streit, der mit Wertschätzung vor der Position des anderen geführt wird. Wir brauchen Differenzierung und klare Analysen. Was wir nicht brauchen, sind Vorurteile, einfache Antworten und fake news“, sagte Klopfer.

Er vertraue darauf, dass in Schorndorf der europäische Wertekompass weiterhin Grundlage des Zusammenlebens bleibe. „Wir haben alle Chancen, unsere Zukunft positiv zu gestalten“, so Schorndorfs OB Matthias Klopfer.