Stadtnachricht

Gedenkfeier mit zwei Schülerinnen
Respektvoll und friedlich miteinander umgehen - OB Klopfer legte Kranz nieder


Die Gedenkfeier zum Volkstrauertag stand in diesem Jahr unter einem besonderen, zukunftsweisenden Zeichen: Erstmals trugen auf dem Alten Friedhof die MPG-Schülerinnen Alina Fink und Patrycja Polody ihre Gedanken vor. Sie riefen dazu auf, friedlich und respektvoll miteinander umzugehen. Ihre Ausführungen schlossen mit dem Gedicht "Heldenfriedhof" von Josef Albert Stöckl. OB Matthias Klopfer würdigte am Mahnmal auch die Opfer des Faschismus mit einem Kranz, ehe es hinüberging zum Gefallenendenkmal. Das Stadtoberhaupt erinnerte an die Entstehung des Volkstrauertrags, der zunächst in Bayern nach dem Ersten Weltkrieg eingeführt wurde. Die Nazis tauften ihn dann per Gesetz in "Heldengedenktag" um. Nach mehrjähriger Pause wurde er dann 1950 wieder als Volkstrauertag eingeführt.

Nachfolgend ein Auszug aus den von Alina Fink und Patrycja Polody vorgetragenen Gedanken.

"Erster und Zweiter Weltkrieg kosteten fünfundsechzig Millionen Menschen das Leben. In dieser Zeit haben viele Diktatoren durch Gewaltmaßnahmen ihr eigenes Volk unterdrückt und fremde Völker unterworfen. Millionen Menschen kamen als Soldaten, in Konzentrationslagern oder auf der Flucht um. Millionen Zivilisten ließen ihr Leben im Bombenhagel, viele starben als Zwangsarbeiter. Gerade unser Kontinent ist ein unrühmliches Beispiel dafür. So gibt es in Europa vielleicht nur wenige Familien, die keine Opfer von Kriegen und Gewalt zu beklagen hatten und haben. Auch heute noch leiden die Nationen unseres Kontinents an den Spätfolgen dieser Hinterlassenschaft. Die vielen im Westen Europas schon vorhandenen und die immer noch zu errichtenden Kriegsgräberstätten im Osten sprechen eine eindeutige Sprache. Sie machen den Besucher sprach- und fassungslos, regen ihn dann möglicherweise aber doch an, bei der wichtigen Arbeit des Volksbundes für den Frieden mitzuhelfen.

So sollte der Volkstrauertag Anlass sein, sich der Folgen von Krieg und Gewalt bewusst zu werden, inne zu halten, die eigene Haltung zu überdenken und an die Verantwortlichen, die Politiker und jeden Einzelnen zu appellieren, andere Wege einer Konfliktlösung zu finden.

Der Volkstrauertag unserer Zeit ist kein Heldengedenktag, denn nicht Kriegshelden stehen im Mittelpunkt, sondern die Kriegsopfer, die Opfer von Gewalt und Terror - und das sind neben den Soldaten auch Männer, Frauen und Kinder, Zwangsarbeiter, Verfolgte und Vertriebene und in den Gefangenenlagern und KZs verstorbene Menschen. Deshalb gelten die Erinnerung, das Gedenken und die Trauer an dem heutigen Tag allen Opfern von Krieg und Gewalt.

Es ist die Aufgabe von uns allen, auch kommende Generationen daran zu erinnern, auch wenn keine Zeitzeugen mehr da sein werden, die uns mit ihren Erinnerungen und Erlebnissen mahnen können.

Jeder sollte ein Stück selbst dazu beitragen, dass dies alles nie in Vergessenheit gerät und immer ein aktuelles Thema bleibt, bei dem man aus den Erfahrungen der Vergangenheit lernt und ein friedliches Miteinander möglich ist.

Auch in Deutschland leben wir in einer multikulturellen Gesellschaft, in der es gerade wichtig ist, dass die verschiedenen Menschen, die aus der ganzen Welt kommen, respektvoll und friedlich miteinander umgehen, denn die Akzeptanz und die Vergebung der Fehler aus der Vergangenheit sind wichtige Voraussetzungen dafür, dass die Gründe für Krieg und Gewalt des vergangenen Jahrhunderts nicht nochmals aufkeimen".