Weiße Flecken – was tun?
04.04.2019
Wenn die Schornbacher Ortsvorsteherin Sandra Sachse von ihrem Büro im Rathaus aus telefonieren will, muss sie ans Fenster gehen und sich weit rauslehnen. Besser sie geht zu ihrem Gartengrundstück – von da ist der Empfang besser. Und wenn Schorndorfs Oberbürgermeister Matthias Klopfer im Sitzungsaal des Rathauses ist, muss seine Mitarbeiterin runter kommen, will sie ihrem Chef schnell etwas mitteilen. Denn auch hier klappt es mit dem Telefonieren nicht immer so – wobei das Handy des Oberbürgermeisters ein durchaus modernes Exemplar ist. Alle Welt spricht vom super schnellen Internet namens 5G, mit dem die Übermittlung von Daten in atemberaubender Geschwindigkeit möglich werden soll. In Schorndorf und seinen Teilorten hapert es aber schon beim Telefonieren mit dem Handy – Funklöcher sind ein ständiges Ärgernis.
Viel Diskussionsbedarf
Die Digitalisierung „greift in alle Bereiche ein und deshalb müssen die Rahmenbedingungen stimmen“, so Joachim Pfeiffer. Und zwar Rahmenbedingungen, die sich über die ganze Fläche ausbreiten. Es genügt längst nicht mehr, dafür zu sorgen, dass Haushalte abgedeckt sind. Um die „Gleichwertigkeit aller Lebensbedingungen“ zu erreichen, führte auch Pfeiffer das Zitat von einer „Abdeckung bis zur letzten Milchkanne“ an. Jeder will heute überall „online“ gehen, surfen, chatten, Videos laden, Daten verschicken und telefonieren. Eine Mehrheit telefoniert längst nicht mehr vom Festnetz aus, sondern mit dem Handy und die Datenmenge, die ständig unterwegs ist, hat sich in den letzten Jahren enorm vergrößert: „Dieser unglaublichen Dynamik muss die Infrastruktur folgen“, so Pfeiffer.
Ein Mix an Instrumenten
Das tut sie aber nur bedingt. „Wir brauchen einen Mix an Instrumenten, um die Infrastruktur zu verbessern“, so Pfeiffers Appell und im Zentrum dieses Mixes und im Fokus der Diskussion im Schorndorfer Rathaus: der Ausbau der Mobilfunkmasten. „5G wird es nicht geben ohne neue Antennen“ und um die errichten zu können, so das Credo der Fachleute, „müssen auch die Kommunen Flächen zur Verfügung stellen“.Und da beginnt das Problem: Nicht nur, dass Schorndorf aufgrund seiner Lage, die dank der Hügel und Täler zwar malerisch, für die Verbreitung des Netzes aber problematisch ist, im Weg steht sozusagen auch ein Beschluss des Gemeinderates, „aktiv keine kommunalen Gebäude anzubieten“, wie Manfred Beier erinnerte.
Das Netz der Zukunft
In Weiler, einem Ort, der einer der weißen Flecken auf der Karte ist, gibt es beispielsweise keinen Mobilfunkstandort. Das „Netz der Zukunft“ aber brauche vor allem mehr Standorte, denn nur im Mix mit diesen können auch die sogenannten kleinen Zellen, small cells, die in Straßenlampen, Verkehrsschildern oder auch an Häusern angebracht werden können, das Netz zukunftsfähig machen.Michael Zieg von der Telekom sprach sich deshalb wie seine Kollegen, Hilmar Möhlmann von Telefonica und Vodafone-Vertreter Marcus Staschenuk dringend dafür aus, dass die Kommunen mehr Standorte zur Verfügung stellen. Man suche dabei immer nach Lösungen, „die städtebaulich verträglich sind“, betonte Marcus Staschenuk und auf Nachfrage aus dem Publikum versicherten die Mobilfunk-Vertreter, dass sie auch ihre eigenen Masten den Mitbewerbern zur Nutzung anböten. Freilich konnte man auch heraus hören, dass selbst bei idealen Baubedingungen der Ausbau den Ansprüchen kaum hinterherkommt. Die Nachfragesteigerung, so Hilmar Möhlmann, beläuft sich in den vergangenen Jahren auf 50 Prozent.