Stadtnachricht

Schorndorf trauert um Peter Erdmann


Peter ErdmannAm gestrigen Mittwoch fand auf dem Neuen Friedhof die Trauerfeier für den Schorndorfer Stadtrat Peter Erdmann statt, der am 17. September im Alter von 78 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben war. Oberbürgermeister Matthias Klopfer würdigte in seinem Nachruf sein ehrenamtliches und berufliches Engagement und rief sein vielfältiges Wirken in Erinnerung:

Mit Peter Erdmann verliert Schorndorf einen besonderen Mitbürger, eine Persönlichkeit, die sich 44 Jahre lang, von 1975 bis zu seinem Tod, mit ganzer Kraft und Leidenschaft und viel Sachverstand kommunalpolitisch als Stadtrat für das Wohl und die Belange der Menschen in Schorndorf eingesetzt hat.
37 Jahre lang, von 1981 bis September 2018 war er Fraktionsvorsitzender der FDP/FW-Fraktion. Er war, wie sein Nachfolger Gerhard Nickel anlässlich des von ihm beantragten Ausscheidens schrieb, der Lotse. Man kann ihn aber durchaus auch gleichzeitig als Kapitän und Steuermann der Fraktion bezeichnen.

Wege für Entscheidungen geebnet

Er verstand es zum einen, die Fraktion sach- und ergebnisorientiert zu moderieren, in einer Art und Weise, dass sich jede und jeder, egal ob FDPler oder Freier Wähler ernst genommen und in einer guten Gemeinschaft aufgehoben fühlte. Zum anderen verstand er es wie kaum ein anderer, im Gemeinderat - häufig auch ganz spontan - scheinbar verhärtete Fronten und unüberwindliche gegensätzliche Positionen aufzusprengen und mit einem sorgfältig überlegten Kompromissvorschlag doch noch den Weg für eine Entscheidung zu ebnen und diese zu ermöglichen.

Er beteiligte sich engagiert und interessiert an den großen strukturellen Weichenstellungen der vergangenen vier Jahrzehnte:
  • Innenstadtentwicklung, Schutz der Altstadt, Schorndorf als Markt- und Einkaufsstadt: keine innenstadtrelevanten Sortimente auf der grünen Wiese, Entwicklung von Arnold- und Breuninger-Areal
  • Kulturstätten – Schorndorf als Kultur- und Kunststadt, Umzug der Manufaktur in den Hammerschlag, Neubau der Barbara-Künkelin-Halle, eine Galerie für Kulturforum und Kunstverein, gute Bedingungen für die Volkshochschule, in deren Vorstand er lange aktiv war.
  • Stadtgeschichte lebendig präsentieren; Umbau und Neugestaltung des Stadtmuseums
  • Sportstätten und Sportplätze: Schorndorf als Sportstadt mit vielfältigsten Bewegungsmöglichkeiten: Bau des Oskar Frech SeeBades und Umgestaltung des Ziegelei SeeBades, Bau und Unterhaltung von Sportstätten in den Teilorten und an den Schulen bzw. Schulzentren, Entwicklung und Realisierung des Sportparks Rems mit dem Ulrich Schatz Sportvereinszentrum der SG Schorndorf, dem neu gestalteten Stadion und der Finnenbahn. Für ihn, den leidenschaftlichen Leichtathleten, Projekte, die mit besonders viel Herzblut verbunden waren.
  • Energie, Ver- und Entsorgung und Zentrale Dienste: Umbau der Stadtwerke zu einer GmbH mit neuen Aufgaben und Sparten, Gründung des Eigenbetriebs Zentrale Dienste, Wandel vom Bauhof zum modernen Dienstleister, Ausbau und Modernisierung der Kläranlage - Ausgliederung der Abwasserbeseitigung in den Eigenbetrieb Stadtentwässerung
  • Wohnungsbau: Mitglied im Aufsichtsrat der Städtischen Wohnbaugesellschaft, heute Stadtbau GmbH Schorndorf; viele beispielhafte Wohn- und Sonderprojekte wurden seit der Gründung, die er miterlebt hat umgesetzt.
  • Kinderbetreuung und Bildung: Schorndorf als Schulstandort und familienfreundliche Stadt mit einem vielfältigen Kinderbetreuungsangebot; Ausbau der Schulzentren Grauhalde und Rainbrunnen, Neubau Burg-Gymnasium, Bau neuer Kinderhäuser und Kindergärten, der Bewegungskindergarten im Sportpark Rems, ein Modell ganz nach seinem Geschmack.
  • Soziales: Peter Erdmann war im Beirat für das Pflegezentrum „Spittler-Stift“ und engagierte sich ehrenamtlich im Vorstand der Rudolf und Anna Bühler Stiftung.
  • Schorndorf als Partnerstadt mit vielfältigen internationalen Beziehungen; mit seiner Frau Elke selbst Mitglied im Partnerschaftsverein hat er bei verschiedenen Gelegenheiten alle Partnerstädte Schorndorfs besucht, war Teil offizieller Delegationen aber auch privat unterwegs. An Gegenbesuchen in Schorndorf beteiligten sie sich regelmäßig als Gastgeber und öffneten ihr Heim, zuletzt Ende Mai / Anfang Juni für Freunde aus Bury.

Über den Tellerrand

Peter Erdmann war ein Mensch, der gerne über den Tellerrand hinaus schaute, neue Eindrücke gewann, gute Beispiele und Ideen sammelte. In die Ratssitzungen kam er immer bestens vorbereitet, hatte die Sitzungsvorlagen sorgfältig studiert, brachte oft Artikel zu gesellschaftlich aktuellen Themen aus überregionalen Zeitungen mit und zitierte daraus.

Mit Stolz erfüllte ihn die Ehrung mit der Ehrennadel des Städtetags Baden-Württemberg in Gold mit Lorbeerkranz für 41-jährige ehrenamtliche Tätigkeit im Gemeinderat. Er bekam sie am 23. November 2016 im Rosengarten in Mannheim bei der Städtetagshauptversammlung von der damaligen Reutlinger Oberbürgermeisterin Barbara Bosch überreicht. Seine Frau und er waren als Ehrengäste geladen und er ließ sich in der Festschrift mit seinem Motto: „Immer so verantwortungsvoll handeln, dass man anschließend in den Spiegel schauen kann“, zitieren. Bereits 1995 hat er für 20 Jahre Gemeinderatstätigkeit die städtische Verdienstmedaille in Gold erhalten.

Peter Erdmann, den überzeugten Liberalen und FDP-Politiker, würdigte in einem weiteren Nachruf der Landtagsabgeordnete und Freund Jochen Haussmann. Peter Erdmann, den Sportler mit Leib und Seele, beschrieb und charakterisierte für die SG Schorndorf Dr. Ralf Brügel.
Charakteristisch für ihn waren auch Disziplin und ein eiserner (Überlebens-) Wille. Einen Ausgleich fand er neben seiner sportlichen Betätigung bei Aufenthalten an der Nord- und Ostsee. Als selbstständiger Drogist und Chef der vom Großvater Robert Erdmann gegründeten Drogerie, deren Leitung er 1978 übernahm, vollzog er im Laufe der Jahre, gemeinsam mit seiner Familie, erfolgreich einen betrieblichen Wandel und eine Spezialisierung auf die Bereiche Fotohaus und Parfümerie / Kosmetik.

Mit seinem Geschäft in der Johann-Philipp-Palm-Straße, direkt im Herzen der Innenstadt, war Peter Erdmann für viele Schorndorferinnen und Schorndorf so etwas wie ein „Ortsvorsteher der Innenstadt“. Er hatte stets für alle Anliegen der Bürgerinnen und Bürger ein offenes Ohr und bot gewissermaßen eine ständige „Bürgersprechstunde“ im Laden an, von der er anschließend, zu berichten wusste, was „d´Leut schwätzä“. Der Bund der Selbständigen, in dem er ebenfalls viele Jahrzehnte aktiv war, zeichnete ihn, den Schaffer, dem es vor allem um seine „Innenstadt Schorndorf“ ging, im April 2000 mit dem „Schafferpreis“ aus.

Gemeinderat und Stadtverwaltung werden Peter Erdmann nicht vergessen und ihm mit großer Dankbarkeit, ihn in der „Stadtfamilie“ gehabt zu haben, ein ehrendes Andenken bewahren.