Stadtnachricht

Stadtverwaltung geht neue Wege


In der Stadtverwaltung geben sich Mitarbeiter Lobkarten.

Die sogenannten „Ideenwerkstätten“ sind bei der Stadtverwaltung Schorndorf kreative Arbeitsgruppen, die sich jeweils einem speziellen organisatorischen Verwaltungsthema annehmen und dieses überarbeiten und modernisieren. Der Clou: Jede Mitarbeiterin, jeder Mitarbeiter kann sich für die Ideenwerkstätten melden. Und so kommen stets bunte, kreative und vor allem fachbereichs- und hierarchieübergreifende Teams zusammen, die sich so manche verkrustete Struktur innerhalb der Verwaltung anschauen und diese auf neue Wege bringen. „Wir hatten beispielsweise eine Ideenwerkstatt zum Thema ,mobiles Arbeiten’, die mit ihren Ideen diese Form des Arbeitens bei der Stadtverwaltung erst möglich gemacht hat“, erklärt Hanna Oesterle, stellvertretende Personalchefin.

Mit alten Mustern brechen

Mit dem Ergebnis einer Ideenwerkstatt hat die Stadtverwaltung Schorndorf nun auch die Aufmerksamkeit der sogenannten „Musterbrecher“ geweckt und es in die Neuauflage ihres gleichnamigen Buches „Musterbrecher – die Kunst, das Spiel zu drehen“ geschafft. Die Autoren des Buches sind Dr. Stefan Kaduk und Dr. Dirk Osmetz. Die beiden Managementprofis machen sich seit Jahren auf die Suche nach Unternehmen und Organisationen, die mit herkömmlichen (Führungs-) Mustern brechen, um mit dem Neuen und Ungewöhnlichen zu experimentieren. Fündig geworden sind sie jetzt auch in Schorndorf. Denn die Stadtverwaltung testet seit Jahresbeginn ein neues System für die sogenannte leistungsorientierte Bezahlung (LOB). LOB im Öffentlichen Dienst heißt, dass aus einem zur Verfügung stehenden Budget Leistungszulagen ausbezahlt werden können. Bei der Stadt Schorndorf fußte dies in den vergangenen Jahren auf einer Art Schulnotenprinzip. Wer besser war als 3,3 im Schnitt - wobei 6 die beste und 1 die schlechteste Bewertung war – bekam eine einmalige Zulage ausbezahlt. „So richtig glücklich war keiner mit diesem System, es war kompliziert, nicht logisch und wurde von vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch nicht als gerecht empfunden“, erklärt Personalchefin Cornelia Dietrich.

Die Ideenwerkstatt „LOB“, an der elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitgewirkt haben, traf sich im September 2018 zum ersten Mal. Gerade einmal eineinhalb Jahre später ging es mit dem neuen System an den Start - für eine Testphase von zunächst zwei Jahren. Das Prinzip ist denkbar einfach: „Wir gehen davon aus, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am besten wissen, wer das Jahr über Besonderes leistet“, erklärt Cornelia Dietrich. Sobald jemandem auffällt, dass die Kollegin oder der Kollege etwas besonders Gutes geleistet hat, kann man dieser Person eine LOB-Karte zukommen lassen. Die Summe der Karten beeinflusst am Endes des Jahres die Höhe der Zulage.

Loben über alle Ebenen hinweg

„Das Schöne ist, dass das Loben unkompliziert über alle hierarchischen Ebenen hinweg funktioniert“, ergänzt Hanna Oesterle. „Ein Mitarbeiter kann seine Kollegin loben, die Chefin kann ihren Mitarbeiter loben, die Mitarbeiterin kann aber genauso ihren Chef loben.“ Damit aber keine allgemeine Lobhudelei in der Verwaltung ausbricht, müssen drei Kriterien erfüllt sein, bevor es ein LOB-Kärtchen geben kann: Es muss ein Mehrwert für die Bevölkerung oder die Verwaltung entstanden sein, die Leistung darf nicht erwartbar gewesen sein und muss über die eigentliche Tätigkeit hinausgehen. Und, die Aktion muss auffallend und sichtbar sein.

Nach etwas mehr als einem halben Jahr im Test sind die Personalerinnen sehr zufrieden: „Auch wenn es sicherlich an der einen oder anderen Stelle noch hakt, so zeigt sich aber ganz deutlich, dass das System schon ziemlich gut funktioniert. Die Rückmeldungen aus der Mitarbeiterschaft sind positiv“, sagt Hanna Oesterle.