Stadtnachricht

„Corona beherrscht unseren Arbeitsalltag“


Das Corona-Nachverfolgungsteam der Stadtverwaltung.

Seit der ersten Corona-Welle im März diesen Jahres gibt es bei der Stadt Schorndorf das so genannte Corona-Kontaktnachverfolgungsteam. Ein Team, das den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt ihre positiven und negativen Testergebnisse mitteilt, die Quarantäne-Anordnung überwacht und die Kontaktpersonen 1. Grades (KP1) informiert. Vor allem aber steht das Team für Fragen und Anliegen rund um Corona zur Verfügung.

„Als die erste Welle los ging, waren wir fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die aus verschiedenen Fachbereichen zusammengewürfelt wurden“, erzählt Jessica Pulzer, die eigentlich Sachgebietsleiterin für Verkehrsangelegenheiten ist. Auch sie musste sich erstmal in das neue Thema und die verhängten Maßnahmen und Verordnungen von Bund und Ländern einarbeiten. Abendschichten und Wochenenddienste waren keine Seltenheit und das tägliche Geschäft aus dem eigentlichen Arbeitsgebiet musste auch noch erledigt werden. „Wir waren alle hoch motiviert und wussten, dass das Thema einfach jetzt oberste Priorität hat“, so Pulzer.
Nach einer kleinen Verschnaufpause in den Sommerferien stieg im September auch in Schorndorf die Zahl der Infizierten wieder an. Sogar so stark, dass vier weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinzugezogen werden mussten. Seitdem beherrscht Corona wieder den Arbeitsalltag. Doch mittlerweile gibt es eine neue Normalität. Die Arbeitsabläufe sind eingespielt und es gibt neue Allgemeinverfügungen und Online-Formulare, die die Arbeit enorm erleichtern. Das Gesundheitsamt Rems-Murr-Kreis und auch andere Gesundheitsämter melden dem Nachverfolgungsteam in Schorndorf täglich, welche Personen in der Stadt neu infiziert oder KP1 sind. „Gerade die Kontaktpersonen sind meistens schon von der infizierten Person vorgewarnt worden und reagieren gelassen, wenn wir sie anrufen“, berichtet Jule Auracher. Sie ist Trainee bei der Stadt und seit April Teil des Teams. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel. Manche sind auch überhaupt nicht einverstanden mit der angeordneten Quarantäne, werden dann auch schon mal laut am Telefon. „Viele sind auch einfach unsicher und haben zum Beispiel Sorge um ihren Arbeitsplatz“, so Auracher, „da ist es dann wichtig, Ruhe zu bewahren und zu erklären, warum die Quarantäne-Anordnung notwendig ist.“
Aktuell gibt es 73 Infizierte in Schorndorf (Stand 11. Dezember 2020), 334 Personen befinden sich in Quarantäne. Wer sich nicht an die Auflagen hält, muss mit einem Bußgeld von 650 Euro rechnen. Grundsätzlich gibt es bei Vorsatz sogar einen Spielraum von bis zu 25.000 Euro.

Es gibt einige Fälle, die den beiden Mitarbeiterinnen des Corona-Nachverfolgungsteams sicherlich noch lange Zeit in Erinnerung bleiben werden. Jessica Pulzer wird die vielen Telefonate mit einem älteren Herren nicht vergessen, dessen Frau positiv auf das Coronavirus getestet wurde und sogar einige Tage im Krankenhaus verbringen musste. „Der hatte einfach ganz viel Redebedarf und war natürlich sehr besorgt um seine Frau.“ Glücklicherweise nahm die Geschichte ein gutes Ende. Ihre Kollegin Jule Auracher erinnert sich an eine Familie, mit der sie gleich zweimal Kontakt hatte. „Beim ersten Mal kamen sie zurück aus einem Risikogebiet und waren vorsorglich in Quarantäne, einige Wochen später wurde dann ein Familienmitglied (die Großmutter) positiv getestet. Als enge Kontaktpersonen mussten sich sowohl die Eltern als auch die Kinder in Quarantäne begeben. Glücklicherweise waren die Testergebnisse negativ und die Familie konnte bald in den Alltag zurückkehren.“

Durch die vielen Einzelschicksale und die engen Kontakte, die das Team täglich zu den Schorndorferinnen und Schorndorfern hat, die infiziert oder in Quarantäne sind, gibt es ein deutlich größeres Verständnis für die Maßnahmen und Verordnungen von Bund und Ländern. „Wir stellen das einfach nicht in Frage, weil wir hautnah miterleben, was für die Menschen auf dem Spiel steht“, sagt Jessica Pulzer.