Stadtnachricht

Verkehrsversuch wird fortgeführt


Bürgerinformationsveranstaltung in der Barbara-Künkelin-Halle

Für die einen ist sie ein Segen, für die anderen ein Fluch: die Einbahnstraßenregelung in Weiler, die seit Mai 2020 in einem Verkehrsversuch getestet wird. Am Dienstagabend informierte die Stadtverwaltung gemeinsam mit Ortsvorsteher Klaus Beck knapp 60 interessierte Bürgerinnen und Bürger in der Barbara-Künkelin-Halle über den aktuellen Stand. Selbstverständlich unter Einhaltung der Corona-Hygienemaßnahmen und mit Maskenpflicht während der gesamten Veranstaltung. Das Zwischenergebnis: Aus Sicht der Verkehrssicherheit ist der Versuch ein Erfolg, der in eine Dauerlösung übergehen soll - sofern sich die bisherigen Ergebnisse bis zum Ende des Versuchs Mitte Mai 2021 bestätigen. „Das Gefahrenpotenzial in der Winterbacher Straße ist, seit sie nur in Richtung Schorndorf befahren werden darf, enorm zurückgegangen, die Autos fahren langsam und angemessen, die Fußgänger und Radfahrer sind deutlich sicherer unterwegs“, fasst es Schorndorfs Erster Bürgermeister Edgar Hemmerich, zusammen. In Zahlen heißt das: Vor dem Verkehrsversuch fuhren rund 6.000 Fahrzeuge durch die Winterbacher Straße, aktuell sind es rund 1.000 Fahrzeuge. Und: 85 Prozent der Fahrzeuge fahren nicht schneller als 32 km/h.

Deutlich mehr Verkehr in der Stettiner Straße

Gleichzeitig hat der Verkehr in der Stettiner Straße deutlich zugenommen. Vor dem Versuch fuhren hier täglich rund 850 Fahrzeuge, aktuell sind es 3.200. 85 Prozent der Fahrzeuge fahren hier nicht schneller als 38 km/h. „Wir sind uns sehr bewusst, dass es für die Anwohnerinnen und Anwohner in der Stettiner Straße eine mehr als schwierige und sehr unbefriedigende Situation ist“, betont Schorndorfs Oberbürgermeister Matthias Klopfer. „Jahrelang war dies eine ruhige Straße, jetzt rollt Durchgangsverkehr hindurch. So sehr es schmerzt, müssen wir als Verwaltung immer auch die Gesamtsituation im Blick haben. Und diese zeigt deutlich, dass sich die Situation in der Winterbacher Straße extrem verbessert hat. Und, dass es uns scheinbar gelingt, auch Verkehr aus Weiler hinauszudrängen. Rollten vor dem Versuch fast 7.000 Fahrzeuge durch Weiler, so sind es aktuell mit etwas mehr als 4.000 deutlich weniger. Allerdings lässt sich schwer sagen, inwiefern dies auch corona-bedingt ist.“ Dies wiederum, gepaart mit der neuen Verkehrsführung, erschwere die Situation für die Geschäfte in Weiler, die mit Umsatzeinbußen zu kämpfen haben. Auch dessen ist sich OB Klopfer bewusst. „Für uns als Stadtverwaltung, als Ortschaftsrat und für mich als OB ist das eine äußerst verzwickte Situation, in der wir sehr genau abwägen müssen.“ Nach aktuellem Stand sei aber klar, dass die Einbahnstraßenregelung nach Ende des Verkehrsversuchs beibehalten werde. Das entspreche auch dem Wunsch des Ortschaftsrats, der die Idee zum Verkehrsversuch angestoßen hatte. „Viele Bürgerinnen und Bürger sind auf uns als Ortschaftsrat zugekommen und haben uns darin bestärkt, die neue Regelung dauerhaft umzusetzen. In der Abwägung steht für uns die Verkehrssicherheit an erster Stelle“, betont Ortsvorsteher Klaus Beck. Bis zum Ende des Verkehrsversuchs Mitte Mai 2021 werde der Verkehr in beiden betroffenen Straßen monatlich weiter gemessen, „so dass wir verlässliche Zahlen haben“, betont Erster Bürgermeister Edgar Hemmerich.

Weitere Maßnahmen, die umgesetzt werden

Im Rahmen einer Sonderverkehrsschau haben Stadtverwaltung, Ortschafts- und Verkehrsbeirat zudem weitere Maßnahmen erarbeitet, die im Zuge der Einbahnstraßenregelung aktuell umgesetzt werden sollen. „Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, die derzeitige Regelung weiter zu optimieren, auch im Hinblick auf eine Dauerlösung“, sagt Schorndorfs Erster Bürgermeister Edgar Hemmerich.
  • Öffnung der Stettiner Straße für den gegenläufigen Radverkehr: Eine Prüfung der Verwaltung hat ergeben, dass die Stettiner Straße ohne Bedenken für den gegenläufigen Radverkehr geöffnet werden kann. „Der Straßenverlauf gestalte sich übersichtlich, geradlinig und ausreichend breit für Begegnungsverkehr durch Radfahrer“, erklärt Jessica Pulzer, zuständig für Verkehrsrecht im städtischen Fachbereich Sicherheit und Ordnung. Dies sei in der Schorndorfer Straße/Winterbacher Straße allerdings nicht der Fall, weshalb hier die Einbahnstraße nicht für den gegenläufigen Radverkehr geöffnet werden könne.
  • Verkehrszeichen „Verbot der Einfahrt“: Das derzeit vorhandene Schild „Verbot der Einfahrt“ in der Schorndorfer Straße (auf Höhe der Einmündung in die Stettiner Straße) wird auf einer weißen Trägertafel angebracht, um die Sichtbarkeit zu erhöhen und Falscheinfahrten entgegen der Einbahnstraße zu verhindern. Zusätzlich wird statt des vorhandenen Zusatzes „150 Meter“ der Zusatz „frei bis Kelterstraße“ eingesetzt.
  • Sperrmarkierungen: Aus Verkehrssicherheitsgründen wird gegenüber der Einmündungen Bahnhofstraße und Brünner Straße eine Sperrfläche angebracht.
  • Wegweiser in Richtung Winterbach: Bei den Einmündungen der Kelterstraße sowie der Pfarrstraße in die Winterbacher Straße/ Schorndorfer Straße wird jeweils ein gelber Wegweiser in Richtung Winterbach (nach rechts zeigend) angebracht. Ein solcher Wegweiser wird auch an der Kreuzung Schorndorfer Straße/ Stettiner Straße installiert (nach links zeigend), so dass für die in Richtung Schorndorf fahrenden Personen die Lenkung des Verkehrs klar ersichtlich ist.
  • Pfeilmarkierungen: An der Ausfahrt aus der Stettiner Straße in die Winterbacher Straße werden Pfeilmarkierungen angebracht, um die Einordnung bei Ausfahrt aus der Stettiner Straße zu verdeutlichen. Darüber hinaus wird es dadurch für den aus Richtung Winterbach kommenden Verkehrsteilnehmer klarer erkennbar, dass es sich bei der Stettiner Straße um eine Einbahnstraße handelt. Das Risiko von Falscheinfahrten wird so verringert.
  • Halbseitige Straßeneinengungen: Am Beginn der Einbahnstraße in der Winterbacher Straße werden beim Verkehrszeichen „Verbot der Einfahrt“ halbseitige Straßeneinengungen angebracht, um zu verdeutlichen, dass es sich um eine Einbahnstraße handelt.
  • Weitere Fußgängerüberwege: Geplant ist auch die Installation weiterer Fußgängerüberwege wie beispielsweise in der Stettiner Straße, kurz vor dem westlichen Ende. Der ausgebleichte Zebrastreifen auf Höhe des Remsgässles wird erneuert.

Keine gegenläufigen Radschutzstreifen

Nicht umgesetzt werden gegenläufige Radschutzstreifen. Aus Sicht der Verwaltung ist dies weder in der Winterbacher noch in der Stettiner Straße möglich. „Um die Radschutzstreifen anbringen zu können, müssten wir ein Parkverbot für Fahrzeuge am Fahrbahnrand verhängen. Das Fehlen der parkenden Autos wiederum würde zu einer optischen Verbreiterung der Straße führen und damit dazu, dass die Autofahrerinnen und -fahrer schneller fahren. Und das wollen wir unbedingt vermeiden“, erläutert Jessica Pulzer.