Stadtnachricht

Den Verstorbenen wieder einen Namen geben


Oberbürgermeister Matthias Klopfer und Dr. Andrea Bergler auf dem Friedhof.

Auf dem Alten Friedhof in Schorndorf wurde die Kriegsgräberstätte in Gedenken an die in den Jahren 1943 bis 1945 verstorbenen osteuropäischen Zwangsarbeiter neu gestaltet. Die Holzkreuze, die durch Witterungseinflüsse unansehnlich und teilweise nicht mehr lesbar geworden waren, sind nun ersetzt. Die Intention war, den Verstorbenen wieder einen Namen zu geben. „Einprägsam und würdevoll würdigen die Gräber nun die Bestatteten“, sagt Schorndorfs Oberbürgermeister Matthias Klopfer.

Bericht über die Situation der Zwangsarbeiter

Die Zwangsarbeitergräber wurden neu gestaltet.Zwangsarbeit war eines der vielen Verbrechen im Nationalsozialismus. Dr. Andrea Bergler, Leiterin des Stadtmuseums, hat bei einem Pressetermin von der Situation der Zwangsarbeiter während des zweiten Weltkriegs berichtet. Im März 1942 gab es das erste russische Arbeitskommando in Schorndorf. Bis zum Frühjahr 1945 waren es durchschnittlich etwa 200 Personen, die in Schorndorf als Zwangsarbeiter eingesetzt wurden. „Viele Arbeiter waren bei landwirtschaftlichen Betrieben, Lederfabriken, oder in Unternehmen, die Werkzeugmaschinen produzieren, tätig.

Bei der Unterbringung der Menschen wurde auch zwischen ethnischen Gruppen unterschieden, denn die osteuropäischen Arbeiter waren in eigenen Lagern untergebracht“, schildert Bergler. Die ungleiche Behandlung wurde mit der Rassenideologie begründet, jedoch hätte es auch Firmen gegeben, die in ihrem eigenen Interesse ihre Arbeiter besser versorgten. Die Mehrheit der Zwangsarbeiter mussten Markierungen auf der Kleidung tragen.

„Ich halte es für sehr wichtig, diese Geschichten in Erinnerung zu behalten, denn solch schreckliche Geschehnisse möchten wir nie wieder erleben“, betont Schorndorfs Oberbürgermeister und ergänzt: „Der Alte Friedhof ist ein schöner und ruhiger Ort, um an diese Menschen zu erinnern und innezuhalten.“

13 Einzelgräber wurden dort neu gestaltet, in denen elf russische (sowjetische) Staatsangehörige und zwei polnische Staatsangehörige bestattet sind. Künftig sollen Interessierte hier auch in Flyern nachlesen können, welche Geschichten hinter den Kriegsgräbern und Namen stehen.

Die neuen Grabkreuze sind aus Corten-Stahl gestaltet und die Namen der verstorbenen wurden mit Laser eingraviert. Oberbürgermeister Matthias Klopfer bedankte sich bei Viktor Steinhauer von der Firma VSM-Metallbau: „Die Neugestaltung war uns ein wichtiges Anliegen. Die Umsetzung ist wunderbar gelungen.“ Um die Pflege der Ehrengräber kümmern sich die Zentralen Dienste der Stadt Schorndorf.