Stadtnachricht

Digitales Klassenzimmer


Geografie- und Mathelehrer Steffen Sieber (links) vergrößert über der Pilotstation die Ansicht einer Versteinerung.

Man kann den anwesenden Lehrern der Gottlieb Daimler-Realschule ihre Begeisterung über das digitale Klassenzimmer anmerken. Sie sind sich mit den städtischen Vertretern - Bürgermeister Thorsten Englert, Fachbereichsleiterin Isabelle Kübler und Claudiu Zenn, Leiter der städtischen IT-Abteilung, einig, dass die Einführung des Systems einen Quantensprung für den Unterricht gebracht hat.

Erster Bauabschnitt

In den Sommerferien wurden in einem ersten Bauabschnitt 40 digitale Klassenzimmer am MPG und 19 an der GDRS ausgestattet, bis zum Schuljahr 2022/23 kommen in der GDRS in zwei Abschnitten weitere 23 dazu. Noch während der Ferien gab es parallel erste Schulungen mit den Lehrern. Gab es am Anfang teilweise noch Berührungsängste, erobern sich mittlerweile alle Lehrerinnen und Lehrer die Technik, berichtet Rektorin Beate Flemming-Nikoloff stolz. „Egal, wie weit ein Lehrer digital ist, er kann das System nutzen, wie er das möchte. Individuelle Lösungen sind möglich“ beschreibt sie die Vorteile des Systems. Dieses System, das „Digitale Klassenzimmer“, besteht aus einem Medienpult, der sogenannten Pilotstation, mit interaktivem Touchdisplay und Dokumentenkamera sowie einem interaktiven Touchdisplay mit Whiteboard-Modus, wo früher die Tafel an der Wand hing, erläutert Marc-Fabian Krommer von der Firma Kromedia, die die Schule ausgestattet hat. Und auch er zeigt sich begeistert von Schorndorf. Nicht nur, dass die Schulen aus seiner Sicht zu den bestausgestatteten deutschlandweit gehörten, sondern: „Mehr als das, was hier steht, lässt sich aktuell nicht machen - außer vergolden“, sagt er schmunzelnd.

Das wird eher nicht passieren, obwohl Bürgermeister Thorsten Englert betont, dass die Stadt lange vor Corona begonnen hat, Schulen zukunftsfähig auszustatten, und bereits knapp 5 Mio. dafür investiert hat. Aus dem Digitalpakt Schule hat Schorndorf 1,5 Millionen Euro für die digitale Neuausstattung von GDRS und MPG erhalten, 20 Prozent der Kosten muss die Stadt selbst tragen. Durch gute Ausschreibungen seitens der Verwaltung ist es gelungen beim MPG Gelder zu sparen (bei der GDRS gab es noch keine Schlussabrechnung). Diese ca. 300.000 Euro können in anderen Schulen investiert werden. Um hier auf die Wünsche der Schulen optimal einzugehen - „Die Investitionen sollen einen Mehrwert für die Schulen darstellen“, so Englert - erhebt der Fachbereich Schulen und Vereine aktuell die Bedarfe der Einrichtungen. Wie bei der GDRS erfolgt dies in enger Abstimmung mit den Schulleitungen, wie auch Beate Flemming-Nikoloff betont, die die Gelegenheit nutzt, um sich herzlich bei Isabelle Kübler für deren Engagement bei der Erstellung des Medienentwicklungsplans zu bedanken. Dieser war Voraussetzung für die finanzielle Förderung von Bund und Land.

Förderung durch Bund und Land

Aktuell gibt es fünf Fördertöpfe von Land und Bund, durch die die Kommunen bei der Digitalisierung ihrer Schulen unterstützt werden. In Schorndorf helfen sie den eingeschlagenen konsequenten Weg der Digitalisierung weiter zu realisieren. Den Fördertopf „Digitalpakt Schule“ (1,5 Mio. Euro) hat die Stadtverwaltung mit den Maßnahmen am MPG und der GDRS zu großen Teilen sowie den während der Pandemie freigegebenen Fördertopf „Sofortausstattungsprogramm Leihlaptops für Schüler“ bereits voll ausgeschöpft. Bei den zwei neuen, zusätzlichen Fördertöpfen „Schulbudget Corona“ sowie „Leihgeräte für Lehrkräfte“, wurden die gesetzlichen Grundlagen Ende Januar in Kraft gesetzt, die Mittel von Bund und Land sind jedoch noch nicht final bei den Kommunen und Schulträgern angekommen. Die Verwaltung ist dennoch bereits in der Vorbereitung, um nach Zuteilung der Gelder schnellstmöglich mit der Beschaffung beginnen zu können.

Problematisch ist laut Bürgermeister Englert, dass es zwar Fördermittel zum Aufbau der schulischen Digitalisierung gibt, allerdings bis jetzt keine Aussage getroffen wurde, wer die Kosten für Unterhaltung und Betreuung der IT trägt. Stand jetzt würden diese zukünftig den städtischen Haushalt belasten.

Digitales Klassenzimmer in Aktion

Die beiden Lehrer Steffen Sieber und Oskar Klein, die sich zusätzlich an der Schule als Netzwerkbetreuer und Multimediaberater engagieren und damit die Schnittstelle zur städtischen IT bilden, präsentieren das digitale Klassenzimmer. Ein Vorteil des Systems zeigte sich direkt: Es läuft komplett kabellos. Der Lehrer, die Lehrerin kommt in den Raum, schaltet die Pilotstation ein und schon kann’s losgehen. Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass die Lehrkraft der Klasse nicht den Rücken zuwendet, wie das beim Schreiben an der klassischen Kreidetafel der Fall ist.

Im digitalen Klassenzimmer lassen sich über die Dokumentenkamera Objekte an die Wand projizieren und dort bearbeiten, es können Videos eingebunden und interaktiv mit den Schülerinnen und Schülern gearbeitet werden. Ansichten können gespeichert, versendet und über QR-Code abgerufen werden. Durch eine integrierte Cloud-Lösung wird die Unterrichtsvor- und Nachbereitung sowohl für Lehrpersonal als auch die Klasse vereinfacht. Steffen Sieber erklärt, dass sich mit dem neuen System unglaublich praktisch und zeitsparend arbeiten lässt. Dem schloss sich Physiklehrer Klein an und betont abschließend: „Ich arbeite mit dieser Ausstattung noch lieber in der Schule“.

Digitaler Fernunterricht

„Als Schulträger hat die Stadt alle Aufgaben erfüllt, dass Unterricht auch digital nach Hause stattfinden kann“, erklärt Thorsten Englert. Beim Thema Serverkapazität für die Lernplattform des Landes kann die Verwaltung leider nichts ausrichten. Nichtsdestotrotz ist ein deutlich verbesserter Fernunterricht mittlerweile möglich: „Raus aus der Kreidezeit - direkt in die Schule 4.0“, so drückt das Schulleiterin Flemming-Nikoloff aus.

En digitales Klassenzimmer muss verschiedene Anforderungen erfüllen. Über allem steht dabei das Thema Sicherheit: Jugend-, Daten- und Urheberrechtsschutz müssen gewährleistet sein. Zudem muss es einen Mehrwert beim Lernen und Lehren haben - es geht um Technik, die dem Unterricht folgt, nicht andersrum.

Das digitale Klassenzimmer soll eine maximale Flexibilität und Interaktivität der Unterrichtsgestaltung, Vor- und Nachbereitung für Lehrerinnen und Lehrer auf der einen Seite, für Schülerinnen und Schüler auf der anderen Seite ermöglichen. Ziel des digitalen Lernens ist es, einen kompetenten Umgang mit digitalen Medien für berufliche und gesellschaftliche Chancen zu vermitteln. Dieser ist ein wichtiger Bestandteil des Bildungsauftrags.