Stadtnachricht

Gelungener Brückenschlag


Vorher: So sieht das Gebäude derzeit noch aus

Oberbürgermeister Matthias Klopfer, Daniel Schmieder vom Fachbereich Stadtentwicklung und Baurecht, Horst Schaal, Berater im Verfahren, und Vera Baumbusch-Ober, die den Wettbewerb betreute, stellten am Montag den Siegerentwurf für die Mehrfachbeauftragung im Projekt „Neubau Wohn- und Geschäftshaus Marktplatz 9“ vor. Der Investor hat zusammen mit einer Jury mehrere Architekturbüros mit der Erarbeitung von Lösungsansätzen beauftragt, damit diese nach städtebaulichen, gestalterischen und funktionalen Kriterien in einem anonymisierten Verfahren verglichen werden können. Das Architekturbüro Stammler Architekten PartGmbB von Claus und Felix Stammler hat mit seinem Entwurf bei dem Bewertungsgremium gepunktet. Oberbürgermeister Matthias Klopfer beglückwünschte das Büro Stammler zu dieser Mehrfachbeauftragung: „Ich freu mich, dass das Büro Stammler in dieser Mehrfachbeauftragung erfolgreich war. Claus und Felix Stammler schaffen mit ihren Entwürfen in Schorndorf immer den heiklen Brückenschlag zwischen den alten Fachwerkhäusern und Neubauten in unserer Stadt.“

Scharnierposition

Das Gebäude am Marktplatz 9, in dem früher die Deutsche Bank ihre Geschäftsräume hatte, beherbergt aktuell im Erdgeschoss einen Pop-Up-Laden. Die restlichen Stockwerke stehen leer. Der Investor des Gebäudes hat das Haus ursprünglich gekauft, um es zu sanieren. Sein Ziel war die Unterbringung von Gastronomie im Untergeschoss und Erdgeschoss und Fremdenzimmer in den Obergeschossen. Doch da das Gebäude, so Oberbürgermeister Matthias Klopfer, „eine Scharnierposition zwischen dem Oberen und Unteren Marktplatz“ bildet und die vom Bahnhof kommenden Besucherinnen und Besucher oder Bürgerinnen und Bürger „in der historischen Altstadt empfängt“, und somit eine städtebaulich herausragend Situation darstellt, wurde das weitere Vorgehen in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Schorndorf geplant. In den ersten gemeinsamen Gesprächen zwischen dem Fachbereich Stadtentwicklung und Baurecht und dem Investor, stellte sich heraus, dass eine Sanierung nicht wirtschaftlich wäre und das Gebäude auch als nicht erhaltenswert im Sinne des Denkmalschutzes gilt. Somit fiel die Entscheidung auf eine Mehrfachbeauftragung, deren Ziel es war, für die ausstehende Planungsaufgabe „Neubau Marktplatz 9“ den optimalen Entwurf nach städtebaulichen, gestalterischen und funktionalen Kriterien in einem anonymisierten Verfahren zu finden. Vera Baumbusch-Ober vom Stadtplanungs- und Architekturbüro BoPlan half als Wettbewerbsbetreuung, die gewünschten städtebaulichen Aspekte in die Wettbewerbsunterlagen aufzunehmen.
Im November 2020 gaben daraufhin vier Architekturbüros, darunter auch das Architekturbüro Zoll Architekten aus Esslingen und Stammler Architekten aus Schorndorf, ihre Entwürfe ab. Das Beratungsgremium beriet über die Entwürfe im Februar in der ersten Jurysitzung per Videokonferenz. Das Ergebnis dieser Sitzung: Die Entwürfe von Zoll Architekten und von Stammler Architekten standen gleichauf, mussten jedoch überarbeitet werden, um der städtebaulichen Herausforderung vollständig gerecht zu werden. Auch die Nutzung des Gebäudes wurde in Frage gestellt und angepasst. Der Neubau Marktplatz 9 soll nun anstelle von Gastronomie und Fremdenzimmern, Mietwohnungen und die Möglichkeit für flexible Dienstleistungsflächen vereinen. In der zweiten Sitzung des Bewertungsgremiums im Mai erhielt der angepasste Entwurf von Stammler Architekten die volle Zustimmung. „Unser Konzept lässt nicht alles zu, aber vieles“, erklärt Claus Stammler den Siegerentwurf, der flexibel gestaltet wurde, um möglichst viele unterschiedliche Nutzungen zu ermöglichen. Das im Stadtgefüge untypische Langhaus wird dazu in zwei Gebäude aufgeteilt. Es besteht aus einem Kopfbau und einem durchgesteckten Bau. Optisch sieht es so nach zwei Gebäuden aus, die jedoch in ihrer inneren Organisation zusammenhängen. Der gewählte Entwurf fügt sich in die bereits bestehenden Häuserreihen des Unteren Marktplatzes und die der Neuen Straße ein. „Ein großer Giebel zeigt zum Alten Rathaus und kleine Giebel zeigen in Richtung unterer Marktplatz“, erklärt Felix Stammler. Somit können die Häuserreihen am Unteren Marktplatz und in der Neuen Straße optisch fortgeführt werden.
13 Wohnungen sieht der Entwurf im ersten und zweiten Obergeschoss vor, davon 8 Wohnungen durch eine Aufzugsanlage barrierefrei erreichbar. Im Erdgeschoss und im Untergeschoss bietet der Entwurf die Möglichkeit für 300 Quadratmeter Dienstleistungsfläche, welche jedoch auch flexibel in Praxis-, Wohnräume oder als Gastronomie angepasst werden können. Felix Stammler erklärt weiter, dass Nachhaltigkeit bei einer Immobilie an diesem Standort bedeutet, flexibel auf Veränderungen reagieren zu können. „Man merkt, mit wie viel Leidenschaft der Entwurf gestaltet wurde. Ich bin froh, dass wir die beiden städtebaulich brisanten Themen der öffentlichen Nutzung und Wohnraumschaffung mit diesem Entwurf vereinen konnten“, lobt Oberbürgermeister Matthias Klopfer das Architekturbüro. Mit dem Neubau Marktplatz 9 soll auch die dahinter liegende Kronengasse aufgewertet werden und als städtischer Platz Aufenthaltsqualität schaffen.

Nächste Schritte – Abbrucharbeiten ab Ende 2022

Nach dem Ergebnis der Jury kann das Projekt nun weiter in Richtung Realisierung geplant werden. Die nächsten Schritte, die vor dem Abriss und Neubau des Gebäudes Marktplatz 9 erfolgen, sind Finanzierungsgespräche und Gespräche mit zukünftigen Mietern. Außerdem wird vom Architekturbüro Stammler Architekten nun ein Vorentwurf zum Baugesuch entwickelt, sodass die Gesamtkosten für das Projekt präzisiert werden können, bevor das Baugenehmigungsverfahren startet. „Wir gehen davon aus, dass bis Ende nächsten Jahres mit den Abbrucharbeiten begonnen werden kann. Ab dann muss mit ungefähr 18 Monaten Bauzeit gerechnet werden“, so Claus Stammler. Aktuell wird ohne Abbruchkosten ein Gesamtbetrag von rund vier Millionen Euro geschätzt.

Nachher: So soll das Gebäude künftig aussehen