Stadtnachricht

Offizielle Verabschiedung von OB Matthias Klopfer


Verabschiedung von OB Matthias Klopfer

Der Abschied fiel Oberbürgermeister Matthias Klopfer sichtlich schwer. Sowohl in seiner letzten Gemeinderatssitzung am vergangenen Donnerstag, als auch bei seiner offiziellen Verabschiedung in der Manufaktur Schorndorf, einen Tag später, ließ er seinen Emotionen freien Lauf und zeigte sich bei den Worten vom Ersten Bürgermeister Thorsten Englert gerührt. Dieser bedankte sich im Namen der Stadt für das Engagement des Oberbürgermeisters: „Mit Ihnen zu arbeiten hat uns allen richtig viel Spaß gemacht und auch bereichert. Ihre positive Art war und ist ansteckend. Man spürt, dass Sie Ihren Beruf mit Leib und Seele ausüben und es Ihnen eine Herzensangelegenheit ist, Ihren Mitarbeitenden und unseren Bürgerinnen und Bürgern ein Ansprechpartner in allen Lebenslagen zu sein. Gemeinsam stark sein, Netzwerke bilden, für alle Themen offen sein oder ganz neue Wege finden, auch mal zu experimentieren und Fehler machen dürfen. Heute selbstverständlich, vor 15 Jahren der Beginn eines ganz großen Kulturwandels. Herr Klopfer, Sie sind Oberbürgermeister aus Leidenschaft. Sie haben immer die Interessen der Stadt über Ihre eigenen gestellt und waren rund um die Uhr für unsere Stadt und die Bürgerinnen und Bürger im Einsatz und erreichbar. Gemeinwohlorientierung - einer unserer Werte, den Sie immer gelebt haben und der Wert, der Ihnen am wichtigsten war, der immer über allem stehen muss.“

Doch weil der scheidende OB eigentlich keine großen Abschiedsworte wollte, ging es in der Manufaktur nach dem emotionalen Einstieg mit einer launigen und kurzweiligen Gesprächsrunde zwischen Matthias Klopfer, Tübingens OB Boris Palmer und Gmünds OB Richard Arnold weiter. Dabei sprachen sie über ihre ersten Begegnungen vor 20 Jahren in der Landespolitik, sprachen über Gemeinsamkeiten in der OB-Arbeit und teilten sich auf die Frage von Moderatorin Iris Kümmerle, wer denn welches Amt in einer gemeinsamen Landesregierung haben würde, witzig und gekonnt ihre Wunschämter zu. Für Klopfers Zukunft in Esslingen wünschte ihm OB Boris Palmer wirtschaftlichen Aufschwung, der ihm Gestaltungsspielraum bietet. OB Arnold wünschte ihm den Mut, bei seinen Visionen zu bleiben und „über den Tag hinauszudenken“. Musikalisch begleitet wurde die Abschiedsveranstaltung von Improvisationen von Wolfgang Schmid und Max Gerweien. Und für einen von beiden hatte OB Klopfer noch eine ganz besondere Überraschung parat.

Ehrung für Wolfgang Schmid

Wolfgang Schmid, der seit 1990 verschiedene Workshops bei den Schorndorfer Gitarrentagen leitet, bekam vom OB die städtische Verdienstmedaille in Gold verliehen, in Würdigung seines 30-jährigen Engagements bei den Schorndorfer Gitarrentagen

„Lieber Wolfgang, es war mir ein persönliches Anliegen, dass ich dir als meine letzte Amtshandlung diese Ehrung überreichen darf“, sagte OB Klopfer.

Wolfgang Schmid zählt zu den bekanntesten und erfolgreichsten Bassisten Europas. Er verewigte seinen guten Namen und seine Talente als Produzent, Komponist und Musical Director auf bislang über 400 Alben und bei mehreren Theaterproduktionen. Seine Spielweise und stilistische Vielfalt brachten ihm weltweite Tourneen und Auftritte auf großen Festivals. Seit einigen Jahren lehrt Wolfgang Schmid Jazz- und Popmusik an der Musikhochschule Stuttgart und ist ein engagierter Pädagoge, der sein Können gerne an Nachwuchstalente weitergibt. Die Mitarbeitenden des Kulturforums sagen über Wolfgang Schmid: „Als liebenswerter und engagierter Musiker und Pädagoge mit riesigem Erfahrungsschatz schafft er es, alle Musiker, die das Zusammenspiel in einer Band kennenlernen und verbessern möchten, mitzunehmen und mit ihnen in sämtliche Musikrichtungen einzutauchen. Er ist nicht auf ein Musikgenre festgelegt, sondern deckt nahezu alle Richtungen von Jazz bis Klassik, von Rock und Pop über Soul und Funk bis hin zu Hip Hop ab.“

OB legt die Amtskette ab

Als allerletzte Amtshandlung übergab OB Klopfer in der Manufaktur die städtische Amtskette an EBM Englert. Diese hatte er stets bei Ehrungen oder Empfängen wie dem Neujahrsempfang getragen. „Ich sage nun wirklich tschüss und ade und räume mein Büro für meinen Nachfolger oder meine Nachfolgerin. Liebe Schorndorferinnen und Schorndorfer, machen Sie es gut. Es war mir eine Ehre, 15 Jahre Ihr Oberbürgermeister sein zu dürfen.“

Rückblick auf seine Amtszeit

Wir blicken noch einmal zurück auf die Highlights der vergangenen 15 Jahre, mit Auszügen aus der Abschiedsrede von EBM Englert:

Wahl und Wiederwahl

Im WM-Sommer 2006 wurde Matthias Klopfer mit knappem Vorsprung zum Oberbürgermeister von Schorndorf gewählt. 2014 dann die Wiederwahl, mit 76 Prozent.

Umbau des Alten Rathauses

Eines der ersten Großprojekte von OB Klopfer war der Umbau des Alten Rathauses. Beim Amtsantritt von Matthias Klopfer im Jahr 2006 arbeiteten die städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dort noch in rustikalen Büroräumen, mit schweren Türen und Holzverzierung. Schon das Erdgeschoss wirkte wie eine Behörde. Heute ist es ein modernes und offenen Gebäude und die Türen stehen offen.

„Der Umbau im Alten Rathaus steht exemplarisch für all das, was Sie persönlich auszeichnet“, so EBM Englert. „Sie sind ein Visionär, der unserer Zeit immer einen Tacken voraus ist und immer offen für Neues ist. Einer, der zuhört, der Hierarchien abbaut, um auf Augenhöhe gemeinsam die Zukunft zu gestalten. Einer, der immer seine Tür offen hat, wenn er im Büro ist, um zu demonstrieren: Jeder und jede ist bei mir herzlich willkommen. Der erste Gang morgens ist der durch den Flur. Ein Blick und ein „guten Morgen“ in jedes Büro. Dabei auch mal Meinungen abfragen und wenn es nötig ist, Haltung beziehen. Über den Tellerrand hinausblicken und Lösungen finden statt auf Zuständigkeiten zu verweisen.

Dieser Wandel, den Sie, lieber Herr Klopfer, vor 15 Jahren angestoßen haben, war groß und für sicherlich ein paar Alteingesessene schwierig - aber er hat uns heute als Stadtverwaltung zu dem gemacht, was wir sind: ein großartiges Team.“

Ausbau des Sportparks Rems 2012 bis 2019

Als studierter Sportwissenschaftler war dem OB das Thema Sport und Bewegung stets ein großes Anliegen. Matthias Klopfer hatte die Idee eines Sportparks für alle. Auf einer Fläche von 100.000 m² entstand der Sportpark Rems mit einem Sport- und Freizeitangebot, welches das Herz eines jeden Bewegungsfans höherschlagen lässt. Erlebnisbereiche für Kinder und Erwachsene - ein Wasserspielplatz inklusive, das SG-Sportzentrum, ein Stadion, das nun die aktuellen Leichtathletik- und Wettkampfbestimmungen erfüllt und durch die blaue Laufbahn besonders ins Auge fällt. Ein weiteres Herzstück des Sportparks Rems ist das Kinderhaus mit Bewegungsschwerpunkt.

„Mit diesem Projekt haben Sie etwas vorangetrieben, das viele Generationen prägen wird. Die Schorndorferinnen und Schorndorfer können jetzt gar nicht mehr anders, als in Bewegung zu bleiben.“

Neubau des Burg-Gymnasiums

Der Bewegungskindergarten ist nur eine von vielen Bildungseinrichtungen, die in den vergangenen 15 Jahren unter der Leitung des OBs in unserer Stadt errichtet wurden.

Als größte Investition der Stadtgeschichte geht der Neubau des Burg-Gymnasiums in die Annalen ein: 25 Millionen Euro hat der Neubau gekostet, davon wurden rund 6,5 Millionen Euro vom Land bezuschusst. Keine Frage, die Investition hat sich gelohnt und spätestens in der Corona-Krise mehr als bezahlt gemacht. Das Burg-Gymnasium ist landesweites Vorbild und Vorreiter im Bereich digitales Klassenzimmer.

„Es gab viele weitere Großprojekte, die Ihre Amtszeit prägten: der Neubau der Rainbrunnenschule, die Digitalisierung der Schorndorfer Schulen, der Neubau zahlreicher Kindertagesstätten, um der wachsenden Kinderbedarfsplanung gerecht zu werden und Ihre besondere Leidenschaft, die Weiterentwicklung unserer städtischen Tochtergesellschaften. Nur dank Ihres Wirkens konnten Projekte mit dieser besonderen Strahlkraft nach außen realisiert werden.“

Entwickung des ZiB 2015

Als 2015 die Flüchtlingskrise auch die Stadt Schorndorf überrollte, hat OB Klopfer ad hoc ein Team zusammengestellt, um die Herausforderungen zu meistern. Es wurde viel geleistet und aufgebaut und Schorndorf wurde mit Ihrem Krisenmanagement zum Vorbild für die ganze Region.

So entstand beispielsweise ein Ort, an dem sich Menschen unterschiedlichster Kulturen unvoreingenommen begegnen können: Das Zentrum für internationale Begegnungen (ZiB) wurde geschaffen und trägt bis heute Früchte.

„Zu Ihrem Selbstverständnis des kollektiven Miteinanders gehört auch der Respekt gegenüber allen, die nach den demokratischen Grundwerten leben - egal welche Hautfarbe oder Herkunft er oder sie oder es hat.“

Erhalt des Klinikstandortes 2016/17

2016 folgten harte Auseinandersetzungen um den Erhalt der Klinik und des Gesundheitsstandortes Schorndorf. Umso erfreulicher war die Nachricht, dass die Klinik erhalten bleibt und jetzt sogar, nach der Standortzusage des Landes Baden-Württemberg, modernisiert und erweitert wird. „Danke für Ihren unermüdlichen Einsatz als OB und Aufsichtsrat für unseren Klinikstandort vor Ort.“

SchoWo 2017

„Nicht immer lief alles reibungslos - es gab viele herausfordernde, kräftezehrende Situationen, auf die keiner vorbereitet war. Und doch haben Sie diese Herausforderungen souverän gemeistert.“

Die SchoWo 2017 bescherten der Stadt Schorndorf turbulente Tage und Wochen. „Damit kommen wir in die Tagesschau“, sagte OB Klopfer, als ihm die Schlagzeilen zu Augen kamen. Am nächsten Tag führte unser Städtchen die Twitterhitliste an, der Hashtag #Schorndorf erreicht 44 Millionen User und sogar die New York Times berichtete über uns. Ein Paradebeispiel dafür, wie schnell sich Fake-News verbreiten können. „Wir leben wirklich in einer verrückten Welt, die immer schneller und komplizierter wird. In der Krise zeigt sich der wahre Charakter. Und mit Ihnen an der Spitze haben wir als Verwaltung gezeigt: Wir können Krise und wir sind systemrelevant.“

Remstal Gartenschau 2019

Die Remstal Gartenschau 2019 war sicherlich das Highlight in der Amtszeit von OB Klopfer. Der Verband Region Stuttgart hatte die Idee einer interkommunalen Gartenschau ins Remstal getragen und „ich würde fast so weit gehen zu sagen, dass es ohne unseren OB dieses interkommunale Projekt niemals gegeben hätte“, sagte Englert. „Matthias Klopfer hat alle 16 Oberbürgermeister und Bürgermeister an einen Tisch geholt, hat immer vermittelt, wo es notwendig war und sich stets solidarisch mit den kleinen Kommunen gezeigt. Eine Meisterleistung, die unser aller Respekt verdient.“

Die Stadt Schorndorf hat durch die Remstal Gartenschau noch einmal ein völlig neues und modernes Facelift bekommen. Der Schloss- und der Stadtpark wurden deutlich aufgewertet und sind bis heute ein Anziehungspunkt für Groß und Klein. Nicht zu vergessen: der Grafenberg.

Unternehmerisch denken

Damit Schorndorf als Ausflugsort weiterhin attraktiv bleibt, ist eine pulsierende Innenstadt enorm wichtig. Wie so viele Städte im Remstal, hat auch Schorndorf mit Leerstand zu kämpfen. Corona hat die Situation noch einmal verschärft. „Aber wir sind kreativ, bieten zum Beispiel eine Starthilfe für Existenzgründer an und konnten so schon einige Selbstständige in unsere Stadt locken. Auch die Unternehmen, die in unseren Ortsteilen ansässig sind, hatte der OB immer fest im Blick. Wirtschaftsförderung war Chefsache. Unternehmerisch denken, bei allen Entscheidungen, die man trifft - das haben Sie nicht nur gepriesen, sondern auch selbst getan. Und ganz wichtig: bei all der Arbeit den Spaß niemals verlieren“, so Englert.

Die vielen kleinen Projekte

Doch OB Klopfer hat nicht nur große Projekte angepackt, sondern die Gesellschaft auch im Kleinen verändert. Er hatte immer ein großes Herz für die Schwächeren, für Minderheiten, setzte sich für Gerechtigkeit ein und hat dann, wenn es wichtig war, klare Kante gezeigt.

Die Stolpersteine, die an die Gräueltaten der NS-Zeit erinnern, waren ihm eine Herzensangelegenheit. Ebenso die regelmäßigen Besuche in unseren Partnerstädten, vor allem im französischen Tulle, um dort der SS-Massaker zu gedenken. Für ganz viele, die dabei waren, ein Weckruf. Zusammen mit Schwäbisch Gmünd und OB Richard Arnold initiierte er Bildungsprojekte im Libanon. Und nicht zuletzt besuchten Sie regelmäßig die Obdachlosen im Hammerschlag. „Stets gaben Sie denjenigen eine Stimme, die sonst nicht gehört werden. Sie waren und sind durch und durch Sozialdemokrat.“

Führungsphilosophie

Matthias Klopfer war nicht nur Oberbürgermeister, sondern auch „Oberpersonaler“. So war er für fast 1.000 Mitarbeitende im Konzern Stadt verantwortlich. „Mit Ihrem Menschenbild, Ihrem Verständnis von Führung und einem ausgeprägtem Teamgedanken waren Sie ein extremer Glücksfall für die Stadtverwaltung“, sagte der EBM.

„Fördern und fordern war stets Ihr Anspruch. Dem Team-Schorndorf haben Sie es so ermöglicht zu wachsen und einen Kulturwandel in Gang zu setzen, um den uns heute sehr viele Städte beneiden.“

Bester Arbeitgeber in Schorndorf zu werden, das war eines der großen Ziele von OB Klopfer. Mittlerweile ist die Stadtverwaltung mit ihrem Personalmanagement sogar bundesweit bekannt. „Ihre Führungsphilosophie ist geprägt von konzeptionellem, langfristigem und zukunftsorientiertem Denken: Ihr Blick reicht immer über den Tellerrand bzw. die Stadtgrenzen hinaus. Sie sehen die Zusammenhänge, das große Ganze, denken in die Ortschaften hinein. Nicht viele Menschen schaffen das. Sie sind oft allen anderen eine Meile voraus, denken in Lösungen statt in Zuständigkeiten und besonders betonen möchte ich den Umgang miteinander: Sie sind immer auf Augenhöhe. Ich könnte jetzt stundenlang ausführen und unzählige Beispiele anbringen, welche Veränderungen Sie als oberster Chef der Stadt Schorndorf auf den Weg gebracht haben und uns zu diesem einzigartigen Team gemacht haben, das wir heute sind. Das wichtigste und stärkste Wort, das ich stellvertretend für alle an Sie richten darf, heißt deshalb: Danke! Für Ihr neues Amt in Esslingen wünsche ich Ihnen im Namen der gesamten Stadtverwaltung von Herzen alles Gute!“

Zum Schluss noch ein paar Zahlen

In seiner Amtszeit leitete OB Klopfer 170 Gemeinderatssitzungen mit 2.905 Drucksachen. Ganze 597 Stunden und 37 Minuten verbrachte der OB im Gremium. Das sind über 25 Tage. Nimmt man den Technischen Ausschuss und den Verwaltungs- und Sozialausschuss noch dazu, kann man die Anzahl der Tage mindestens verdoppeln.

Von 2006 bis 2021 wurden Investitionen von über 300 Millionen Euro getätigt und der Konzern Schorndorf hat Haushalte mit Umsätzen von über 2,5 Milliarden Euro verabschiedet.

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