Stadtnachricht

Gedenkveranstaltung in der Stadtkirche


Auf dem Foto ist Familie Guttenberger mit Freunden im Stadtwald im Jahr 1942 zu sehen.

Im März 1943 deportierten die Nationalsozialisten eine Sinti-Familie von Schorndorf in das Konzentrationslager Auschwitz. Zum 80. Jahrestag der Deportation erinnert die Evangelische Kirchengemeinde zusammen mit der Stadt Schorndorf an dieses NS-Verbrechen.
Die Gedenkveranstaltung findet am Freitag, 14. April, um 18 Uhr in der Evangelischen Stadtkirche Schorndorf statt. Initiiert wurde der Gedenkabend von Pfarrerin Silke Stürmer, der Beauftragten der Ev. Landeskirche für die Zusammenarbeit mit den Sinti und Roma.

Unter dem Motto „Aus unserer Mitte“ gedenkt nach der Begrüßung durch Pfarrerin Stürmer zunächst OB Bernd Hornikel den Sinti und Roma, die aus der Mitte unserer Gesellschaft und Gemeinde herausgerissen wurden. Die Familie Guttenberger lebte und arbeitete in Schorndorf, die Kinder gingen hier zur Schule und wurden konfirmiert. Sie waren Teil der Gemeinde und besaßen ein Haus in der Römmelgasse.

Unter dem Vorwurf, sie seien Sinti, deportierten die Nationalsozialisten acht Familienmitglieder im März 1943 in das sog. Zigeunerlager nach Auschwitz. Zwei weitere Familienmitglieder wurden später im Jahr 1943 ebenfalls dorthin verschleppt. Die meisten von ihnen wurden in Auschwitz ermordet. Zwei erwachsene Kinder der Familie starben in anderen Lagern und zwei Familienmitgliedern gelang es, mehrere Konzentrationslager zu überleben. Nur zwei erwachsene Kinder konnten während des Nationalsozialismus in Schorndorf bleiben und unter schwierigen Bedingungen diese Zeit überstehen.

Nach dem Impulsvortrag von Pfarrerin Silke Stürmer lesen Schorndorfer Konfirmandinnen und Konfirmanden aus Erinnerungstexten wie der Autobiographie von Karoline Wagner. Sie war eine der Töchter der Familie Guttenberger, die Auschwitz und Ravensbrück überlebte. Anschließend wird der von Silke Stürmer und Stefan Adam 2022 erstellte Dokumentarfilm „Einfach ein Mensch – Sinti und Roma in Württemberg“ gezeigt. Die beiden bekannten Musiker Sunny Franz (Violine) und Sascha Reinhardt (Gitarre) begleiten die Veranstaltung mit Sinti-Jazz. Das Schlusswort hält Dekanin Dr. Juliane Baur, im Anschluss gibt es einen Empfang.