Stadtnachricht

Den Blick in die Zukunft wagen


Die erarbeiteten Visionen wurden anschließend im Plenum vorgestellt.

An was denkt man, wenn man sich ein klimaneutrales Schorndorf 2035 vorstellt? Das war die Fragestellung vergangene Woche beim ersten Klimaschutz-Visionenworkshop, zu dem die städtische Stabsstelle Klimaschutz und Mobilität eingeladen hatte. Über 50 Teilnehmende folgten der Einladung und wurden von Oberbürgermeister Bernd Hornikel begrüßt.
Schorndorf hat sich verpflichtet, bis zum Jahr 2035 klimaneutral zu werden, doch was bedeutet das eigentlich? Konkret wird angestrebt, dass - zumindest rechnerisch - auf der Gemarkung Schorndorf nicht mehr Treibhausgase entstehen, als auf natürliche Art und Weise durch die Umwelt aufgenommen werden kann. „Wichtig ist, dass der vom Menschen verursachte Klimawandel akzeptiert wird“, erklärt die Leiterin der Stabsstelle Klimaschutz und Mobilität, Diana Gallego. „Nur dann können wir am Ungleichgewicht zwischen Emissionserzeugung und -aufnahme etwas ändern.“ Den Kommunen komme dabei eine besondere Bedeutung zu, denn insbesondere in den Städten entstehen durch die Art und Weise der Energieerzeugung und -nutzung sowie die Art und Weise, wie die Menschen sich fortbewegen viele Treibhausgase.
Wie viele Treibhausgase in Schorndorf entstehen wurde mit der Bilanzierungssystematik Kommunal, kurz BISKO untersucht. Dies ist eine einheitliche, vergleichbare Methode, in der die Treibhausgasemissionen in verschiedenen Sektoren erfasst und gebündelt werden. BISKO unterscheidet zwischen Privathaushalten, Verkehr, Gewerbe und Dienstleistungen sowie Industrie und städtischen Liegenschaften. Nicht erfasst werden Landwirtschaft sowie Abfall und Abwasser.

Situation in Schorndorf

Im Rahmen eines Impulsvortrages erläutert Diana Gallego die aktuelle Situation in Schorndorf mit Blick auf die energiebedingten Treibhausgase. In Schorndorf fällt mit 38 Prozent der größte Anteil der Treibhausgasausstöße auf Privathaushalte, 27 Prozent auf die Industrie, 26 Prozent auf den Verkehr, sieben Prozent auf Dienstleistungen und zwei Prozent auf die rund 160 kommunalen Liegenschaften.
Besonders spannend ist auch der Vergleich von Strom- und Wärmeerzeugung gegenüber den jeweiligen Verbräuchen.
Die aktuelle lokale Stromerzeugung brachte 2019 beispielsweise zehn Gigawattstunden, verbraucht wurden im gleichen Zeitraum aber 146 Gigawattstunden. Somit wurde in Schorndorf rund 14-mal Strom verbraucht als lokal erzeugt. Ähnlich verhält es sich bei der Wärme. 33 Gigawattstunden primärenergieschonende Wärmebereitstellung stehen dem lokalen Wärmeverbrauch in Höhe von 360 Gigawattstunden entgegen. Dies entspricht einem Faktor von elf.
Ein Blick auf den Wärmebedarf von mehr als 10.000 untersuchten Gebäuden in Schorndorf zeigt, dass rund 67 Prozent des Bedarfs auf private Gebäude entfällt. 19 Prozent auf die Industrie und lediglich fünf Prozent auf städtische Liegenschaften.
Aus den Schornsteinfegerdaten ist zu entnehmen, dass die primären Energieträger in Schorndorf Gas (37 Prozent) und Öl (28 Prozent) sind. Heizungen sind überwiegend älter, mindestens 37 Prozent älter als 15 Jahre, mehr als 17 Prozent sogar älter als 30 Jahre.

Was muss sich ändern?

Nachdem alle Anwesenden über die Ist-Situation der Treibhausgasausstöße sowie der Strom- und Wärmenutzung und -erzeugung aufgeklärt wurden, stellte Diana Gallego den Klimaschutz-Maßnahmenkatalog vor, welcher aktuell im Entwurf vorliegt und im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung mit den Bürgerinnen und Bürgern Schorndorfs diskutiert werden soll. In diesem Katalog wurden von der Stabsstelle Klimaschutz und Mobilität acht Handlungsfelder, 23 Maßnahmengruppen und 92 Maßnahmen betrachtet. Der Fokus liegt auf Maßnahmen zur Steigerung der primärenergieschonenden Wärmebereitstellung, zur Steigerung der lokalen Stromerzeugungsrate aus erneuerbaren Energien, zur Energieeinsparung sowie auf Maßnahmen, die die Vorbildfunktion der Stadtverwaltung stärken.

Visionenworkshop

An was denkt man nun konkret, wenn man sich ein klimaneutrales Schorndorf 2035 vorstellt? Was hat sich bis dahin geändert, verbessert? „Heute wollen wir einfach mal denken und den Blick in die Zukunft wagen. Ganz ohne den „Aber-Hut“ kreativ und offen sein“, erklärte Katharina Wagner von Büro KLIMA+, die den Workshop moderierte, das Vorgehen.
In drei Kleingruppen erlebten die Teilnehmenden eine Gedankenreise, die sie mental an verschiedene Plätze und zu verschiedenen Szenarien im Jahr 2035 führte. Die dabei entstandenen Visionen wurden gesammelt, passend gruppiert und mit Schlagworten versehen.
Visionen waren etwa die Stadt als klimafreundlichen Treffpunkt zu sehen, weitestgehend autofrei aber dennoch gut erreichbar durch Radwege und einen angepassten Busverkehr. Eine nachhaltige und energieautarke Stadt- und Quartiersentwicklung mit gemeinschaftlichen Konzepten wurde genannt, ebenso der Ausbau von Photovoltaik, etwa auch zur Beschattung, und Windrädern. Streuobstwiesen und ein gesunder Wald binden CO2. Die Stadt ist grün und besitzt dezentrale und zukunftsfähige Strukturen. Es wird eine Kostenwahrheit geschaffen und für eine Bezahlbarkeit aller Bürger gesorgt.

Die Teilnehmenden ließen sich auf eine Gedankenreise in ein klimaneutrales Schorndorf 2035 ein.

Ausblick

Doch was passiert nun mit all den Visionen der Workshopteilnehmer? „Wir werden alle Beiträge erfassen und dokumentieren und daraus ein gemeinsames Leitbild, eine gemeinsame Vision erarbeiten. Mit dieser Vision wird dann in den nächsten Workshops weitergearbeitet“, erklärte Stabsstellenleiterin Diana Gallego. „Alle Workshopergebnisse, selbstverständlich auch die erarbeiteten Visionen fließen in die weitere Ausarbeitung des Klimaschutzkonzeptes ein,“ so Gallego weiter.
Ihrem Dank für die engagierte Teilnahme schloss sie auch gleich die Einladung zu den nächsten Klimaschutzworkshops an, zu denen öffentliche Einladungen folgen werden. Diese sind:
Freitag, 23. Juni: Bildung, Kommunikation und Kooperation
Freitag, 21. Juli: Erneuerbare Energie, Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen
Freitag, 15. September: Mobilität und Verkehr.
Eine Anmeldung ist jeweils erforderlich per E-Mail an klimaschutz(at)schorndorf.de.