Die neue Stadtbibliothek
Zur Unterstützung der Stadtbibliothek hat sich 2014 ein Förderverein gegründet. Der Verein hat ein beachtliches Angebot an Kinder- und Gesellschaftsspielen zum Ausleihen finanziert. Er organisiert Informationsveranstaltungen, den jährlichen Bücherflohmarkt und Spieleabende. Sarah Schäfer-Stradowsky ist Vorsitzende des Vereins „Freunde der Stadtbücherei Schorndorf“. Als Buchhändlerin kennt sie sich mit Lesenden und Literatur bestens aus. Wir haben sie zum Neubau der Stadtbibliothek befragt.
Frau Schäfer-Stradowsky, Sie haben den Förderverein mitbegründet. Wie lange kennen Sie die Stadtbücherei Schorndorf?
Seit ich mit circa neun Jahren selbstständig in die Bücherei radeln durfte um Fahrradkörbeweise Bücher auszuleihen.
Können Sie uns erklären, worin das Problem der alten Bücherei besteht? Warum ist sie in den bisherigen Räumen nicht zukunftsfähig?
Meine Fahrradexkursionen zum Bücherausleihen begannen in den späten 80ern. Seither liegt die Stadtbücherei im Dornröschenschlaf, die Welt aber hat sich massiv verändert. Wir haben als Stadtgemeinschaft heute ganz andere Ansprüche an dritte Räume wie eine Bibliothek. Eine moderne Bibliothek ist auch Lernort, trägt zur Inklusion bei, zur Demokratie, zum Austausch, zur Weltoffenheit. Beim heutigen miserablen Stand der Bücherei verschenken wir Potenzial. Zur Aufgabe einer zeitgemäßen Bibliothek gehört vor allem die Teilhabe zu ermöglichen. Die zurückliegenden Jahre haben uns gezeigt, wie wichtig gesellschaftliche Teilhabe für den Zusammenhalt ist. Insofern: Eine moderne Stadtbibliothek wird ein langanhaltender Mehrwert für die Stadtgemeinschaft sein.
Sie haben die gesellschaftliche Aufgabe von Bibliotheken erwähnt. Können Sie uns das näher erläutern?
Bücher geben Orientierung, besonders in schwierigen Zeiten. Bücher sind eine Brücke in andere Welten, tragen bei zum gegenseitigen Verständnis. Eine gute Bibliothek in der Stadtmitte kann daher einen ganz wesentlichen Beitrag leisten zu Demokratie, Integration und Beteiligung aller. Bibliotheken sind stark besuchte öffentliche Einrichtungen. Die Besucher und Besucherinnen informieren sich dort, sie arbeiten und recherchieren. Damit leisten die Bibliotheken einen wichtigen Beitrag zur Erfüllung des Grundrechts, „sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten“, wie es in Artikel 5 des Grundgesetzes heißt. Mit aktuellen Titeln und Veranstaltungen fördern sie den gesellschaftlichen Diskurs. Sie sind für jeden zugänglich und deshalb als gemeinschaftsstiftende Orte für den Zusammenhalt einer Kommune wichtig.
Die Stadtbücherei kümmert sich intensiv um Kinder und fördert deren Sprach- und Lesekompetenzen. Ist das nötig?
Absolut. Eine Bildungsstudie der Humboldt-Universität zu Berlin erbrachte im Oktober 2022 erschreckende Leserückstände bei den Grundschulkindern. Lesen ist aber von zentraler Bedeutung für gesellschaftliche Teilhabe und Demokratie. Abgesehen davon, ist Lesen eine großartige Bereicherung, ein Buch zu lesen ist magisch: Aus einer Bleiwüste an Buchstaben werden die herrlichsten Welten und Geschichten.
Wie möchte sich der Freundeskreis in der neuen Stadtbibliothek einbringen?
Wir haben in den letzten Jahren schon einige Veranstaltungen als Freundeskreis gestemmt, ich denke, das wird in der neuen Stadtbücherei umso mehr Freude machen. Und wir sammeln derzeit Ideen und Wünsche der Bücherei und der Leserinnen und Leser. Unsere Vereinsmitglieder haben gute Ideen und wer auch mitmachen möchte, darf sich gerne melden. Die bisherige Förderung der Spiele wird im neuen Haus fortgesetzt.
Worauf freuen Sie sich in der neuen Stadtbibliothek?
Natürlich freue ich mich auf eine gute Nachbarschaft in der Innenstadt. Vor allem aber setze ich auf die integrative Kraft einer modernen Stadtbibliothek - das ist ein enorm wichtiger Faktor für uns in den kommenden Jahren.