Kommunale Wärmeplanung

Fachgutachten Kommunale Wärmeplanung Stadt Schorndorf (PDF 17 MB)

Rund 40 Prozent der energiebedingten CO2-Emissionen werden durch die Erzeugung von Wärme (Raumwärme, Warmwasser, Prozesswärme in der Industrie) verursacht  (www.waermewende.de/waermewende/eigentuemerinnen-mieterinnen/klimaschutz/). Der Wärmesektor kann daher einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz leisten, indem auf die Wärmeerzeugung aus fossilen Energieträgern wie Heizöl und Erdgas verzichtet wird. Die Klimaziele der Stadt Schorndorf können daher nur erreicht werden, wenn auch die so genannte Wärmewende gelingt.

Eine Wärmeplanung, die die gesamte Kommune im Blick hat, schafft hierfür die Grundlage und stößt den Prozess für eine treibhausgasneutrale Wärmeversorgung an. Die kommunale Wärmeplanung ist ein strategisches Planungsinstrument, das den Weg zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung in Schorndorf bis 2035 aufzeigen soll. Mit Hilfe der Wärmeplanung wird der zu erwartende Wärmebedarf der Kommune ermittelt und mit einer regenerativen Wärmeversorgungsinfrastruktur abgestimmt. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Wärmeplanung übergeordnet Potenziale und Möglichkeiten der Wärmeversorgung aus regenerativen Energien abbildet. Ob diese Potenziale auch tatsächlich real umgesetzt werde können und wie diese Umsetzung im Detail erfolgt, muss gesondert erörtert werden.

Die kommunale Wärmeplanung ist im Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz Baden-Württemberg (KlimaG BW) fest verankert. Die Stadt Schorndorf ist als Große Kreisstadt verpflichtet, bis Ende 2023 einen kommunalen Wärmeplan zu erstellen. In Zusammenarbeit mit einem externen Fachbüro wurden folgende Ergebnisse erarbeitet:

Bestandsanalyse

Um die aktuelle Situation der Wärmeinfrastruktur darstellen zu können, wurden alle über 10.000 Gebäude in Schorndorf untersucht. Grundlage für die Untersuchung waren Daten, die die die Schornsteinfeger zur Verfügung gestellt haben.

Durch die Datenanalyse konnte festgestellt werden, dass der überwiegende Anteil des gesamten Wärmebedarfs (circa 67 Prozent) durch die privaten Wohngebäude abgerufen wird. Dies zeigt, dass der Einfluss der Bürgerinnen und Bürger auf das Gelingen der Wärmewende sehr groß ist.

Hinsichtlich der eingesetzten Energieträger weist Schorndorf im Vergleich zum bundesdeutschen Durchschnitt keine Besonderheiten auf: Auch in Schorndorf dominieren Erdgas und Heizöl die Wärmeversorgung.

Schorndorf hat einen relativ alten Heizungsbestand. Mehr als die Hälfte aller Heizungsanlagen sind älter als 15 Jahre. Und mindestens 16 Prozent aller Heizungen sind sogar älter als 30 Jahre.

Grafik zum durchschnittlichen Alter der Heizungsanlagen und zum Wärmebedarf in Schorndorf

Potenzialanalyse

In einem nächsten Schritt wurde untersucht, welche Möglichkeiten zur regenerativen Wärmebereitstellung bestehen und wie hoch das Potenzial für eine klimaneutrale Wärmeerzeugung in Schorndorf ist. So wurden beispielsweise die Dach- und Freiflächen für solarthermische Anlagen betrachtet, die Verfügbarkeit von industrieller Abwärme abgefragt sowie die thermisch verwertbaren Biomasse- und Hausmüllmengen ermittelt. Eingeflossen sind auch Erkenntnisse zur Geothermie und zu den Abwärmepotenzialen aus Abwasser und den Flüssen. Auch die Möglichkeiten der regenerativen Stromerzeugung aus Windenergie, Photovoltaik und Biomasse sind geprüft worden, da insbesondere die Wärmeerzeugung aus Wärmepumpen in Zukunft deutlich mehr Strom benötigen wird.

Die Analyse kommt zu dem Ergebnis, dass die Potenziale von Biomasse in Schorndorf begrenzt sind und die industrielle Abwärme sowie die Abwärmenutzung aus der Rems in zu geringem Ausmaß zur Verfügung stehen, als dass sie den Wärmebedarf decken könnten. Einen deutlich höheren Beitrag zur Wärmebedarfsdeckung können Solarthermieanlagen (Dach- und Freiflächenanlagen), die Nutzung von Abwärme aus der Kanalisation und eventuell geothermische Lösungen leisten. Und natürlich die Stromerzeugung aus Windenergie und Photovoltaik (Dach- und Freiflächenanlagen), um den steigenden Strombedarf für die Wärmeerzeugung mittels Wärmepumpen zu decken.

Aufstellung eines klimaneutralen Zielszenarios

Mit Hilfe der gewonnenen Erkenntnisse können nun Wege zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung der Stadt Schorndorf erarbeitet werden. Dabei gilt es, alle vorhandenen Potenziale bestmöglich zu nutzen und miteinander zu kombinieren.

Für eine erfolgreiche Wärmewende müssen neben der Diversifizierung von Erneuerbaren Energiequellen auch Einsparungen im Energiebereich erfolgen. Denn eine deutliche Reduzierung des Gesamtwärmebedarfs der Stadt gegenüber dem heutigen Stand ist zwingend erforderlich. Nur wenn insgesamt weniger Wärme benötigt wird, kann der verbleibende Bedarf leichter durch regenerative Energieträger gedeckt werden. Das Verbrauchsszenario sieht bis 2035 eine Einsparung von 35 Prozent des Wärmebedarfs vor.

Wie die Wärmeversorgung im Jahr 2035 gänzlich ohne den Einsatz fossiler Energieträger erfolgen kann, wird im Versorgungsszenario dargestellt. Eine wesentliche Rolle spielen Wärmenetze, die durch Solarthermie, Biogas, Wärmepumpen Wasserstoff und Biomasse gespeist werden. Zusätzlich werden die Wärmequellen Tiefengeothermie und Abwasserabwärme genutzt. In Schorndorf konnten 20 sogenannte Wärmenetz-Eignungsgebiete identifiziert werden.

Allerdings können nicht alle Stadtteile und Quartiere mit Wärmenetzen versorgt werden. Es wird Einzelversorgungsgebiete geben, in denen sich die (Wohn-)Gebäude überwiegend mit Wärmepumpen sowie Solarthermie und Biomasse versorgen.

Entwicklung des Wärmebedarfs und eingesetzte (End-) Energieträger

Lokale Wärmewendestrategie

Ein wesentlicher Bestandteil der Wärmewendestrategie ist die Erstellung eines Maßnahmenkatalogs. Die Maßnahmen zielen dabei auf die klimaneutrale Wärmeversorgung der Stadt im Jahr 2035 ab und orientieren sich am beschriebenen klimaneutralen Zielszenario. Die Wärmewendestrategie zeigt damit auf, wie der Wärmeplan erfolgreich umgesetzt werden kann.

Die insgesamt 13 Maßnahmen setzen sich aus übergeordneten Themenfeldern und konkreten investiven Maßnahmen zusammen. Insbesondere der Auf- und Ausbau von Wärmenetzen und der Ausbau erneuerbarer Energieanlagen stehen dabei im Fokus. Aber auch Maßnahmen zur Energieeffizienz und zur energetischen Sanierung werden benannt, um den Wärmebedarf auf das im Verbrauchsszenario prognostizierte Niveau zu senken.

Abschließend werden in der kommunalen Wärmeplanung fünf Maßnahmen priorisiert, mit deren Umsetzung in den nächsten fünf Jahren begonnen werden soll.

Wesentliche Themenfelder der Wärmewendestrategie