Der Erzeugung von Wärme (Raumwärme, Warmwasser, Prozesswärme in der Industrie) hat einen Anteil von rund 40 % an den energiebedingten CO2-Emissionen (www.waermewende.de/waermewende/eigentuemerinnen-mieterinnen/klimaschutz/). Der Wärmebereich kann somit einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz leisten, indem insbesondere die Zahl von öl- und gasbetriebenen Heizungen reduziert wird. Dies bedeutet, dass die Klimaziele der Stadt Schorndorf auch nur dann erreicht werden können, wenn auch die sogenannte Wärmewende gelingt.
Eine Wärmeplanung, die einen Blick auf die gesamte Kommune wirft, schafft hierfür die Grundlage für eine treibhausgasneutrale Wärmeversorgung bzw. stößt den Prozess dafür an. Die kommunale Wärmeplanung ist ein strategisches Planungsinstrument, das uns den Weg zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung in Schorndorf bis 2035 aufzuzeigen soll. Mithilfe der Wärmeplanung wird der zu erwartende Wärmebedarf der Kommune ermittelt und mit einer auf erneuerbaren Quellen beruhenden Wärmeversorgungsinfrastruktur abgestimmt.
Die kommunale Wärmeplanung ist im Klimaschutzgesetz Baden-Württemberg (KSG BW) fest verankert. Die Stadt Schorndorf ist als Große Kreisstadt verpflichtet, einen kommunalen Wärmeplan zu erstellen. Gemeinsam mit einem externen Fachbüro wurden bislang folgende Ergebnisse erarbeitet:
Bestandsanalyse
Nahezu sämtliche Gebäude in Schorndorf wurden untersucht, um die aktuelle Situation der Wärmeinfrastruktur darstellen zu können. Insbesondere die uns zur Verfügung gestellten Daten der Schornsteinfeger waren hierfür äußerst wertvoll.
Durch die Datenanalyse konnte festgestellt werden, dass der überwiegende Anteil am gesamten Wärmebedarf (ca. 62 %) durch die privaten Gebäude abgerufen wird. Dies zeigt uns, dass der Einfluss der Bürgerinnen und Bürger auf den Erfolg der Wärmewende sehr groß ist.
In Bezug auf den verwendeten Energieträger zeigt unsere Stadt im Vergleich zum bundesdeutschen Durchschnitt keine Besonderheiten auf. Denn auch in Schorndorf dominiert Erdgas bei der Wärmeversorgung (ca. 37 %). Und immerhin über ein Viertel aller Heizungen werden weiterhin mit Heizöl betrieben.
Schorndorf verfügt über einen relativ alten Heizungsbestand. Mindestens 55 % aller Heizungsanlagen sind älter als 15 Jahre. Und mindestens 17 % aller Heizungen sind sogar älter als 30 Jahre!
Potenzialanalyse
In einem nächsten Schritt wurde untersucht, welche Möglichkeiten es zur regenerativen Wärmebereitstellung gibt und wie hoch das Potenzial zur klimaneutralen Wärmeerzeugung in Schorndorf ist. So wurden beispielsweise die Dachflächen und Freiflächen für Solarthermieanlagen betrachtet, die Verfügbarkeit industrieller Abwärme abgefragt und die Menge an Biomasse und Hausmüll zur thermischen Verwertung ermittelt. Weiterhin wurden Erkenntnisse aus der Geothermie und dem Abwärmepotenzial aus Abwasser und den Flüssen herangezogen. Und sogar die Möglichkeiten zur regenerativen Stromerzeugung aus Windenergie, Photovoltaik und Biomasse wurden untersucht, denn v. a. für die Wärmeerzeugung aus Wärmepumpen wird künftig sehr viel mehr Strom benötigt.
Die Analyse kommt zu dem Ergebnis, dass die Potenziale für Biomasse begrenzt sind und die industrielle Abwärme sowie die Abwärmenutzung aus Flüssen kaum nutzbar sind. Einen wesentlich höheren Beitrag können Solarthermieanlagen (Dach- und Freiflächenanlagen), die Abwärmenutzung aus den Abwasserkanälen und eventuell geothermische Lösungen leisten. Und selbstverständlich die Stromerzeugung aus Windenergie und Photovoltaik (Dach- und Freiflächenanlagen), um den steigenden Strombedarf für die Wärmeerzeugung zu decken.
Aufstellung eines klimaneutralen Zielszenarios
Mithilfe der Erkenntnisse aus der Bestandsanalyse und der Potenzialanalyse können nun Wege zur klimaneutralen Wärmeversorgung der Stadt Schorndorf erarbeitet werden. Hierfür müssen alle vorhandenen Potenziale bestmöglich genutzt und miteinander kombiniert werden. Die Beschränkung auf einige wenige vorhandene Potenziale ist für den Erfolg der Wärmewende nicht zielführend.
Wenngleich mehrere verschiedene Szenarien möglich erscheinen, so ist es unumstritten, dass für die klimaneutrale Deckung des Wärmebedarfs der Gesamtwärmebedarf der Stadt im Vergleich zum heutigen Stand deutlich zu reduzieren ist. Denn wenn insgesamt weniger Wärme benötigt wird, lässt sich der restliche Bedarf einfacher durch regenerative Energieträger decken.
Sehr wahrscheinlich wird zudem der Aufbau von Wärmenetzen sein, sogenannten Fernwärme- bzw. Nahwärme-Versorgungsgebieten. Die erforderliche Wärme für Wärmenetze lässt sich klimaneutral erzeugen, und durch den Anschluss von Gebäuden an die Wärmenetze kann die objektbezogene Wärmeversorgung, also der Einsatz von Heizungen in jedem Gebäude, deutlich reduziert werden.
Aber nicht alle Stadtteile und Quartiere können über Wärmenetze versorgt werden. Es wird weiterhin Gebiete mit vielen einzelversorgten Gebäuden geben. Hier wird es erforderlich sein, diese mittels Wärmepumpen, Solarthermie oder Biomasse (insbesondere im Industrie- und Gewerbebereich) zu versorgen.
Wärmewendestrategie
Der wesentliche Bestandteil der Wärmewendestrategie ist ein Maßnahmenkatalog. Die Maßnahmen zielen dabei auf die klimaneutrale Wärmeversorgung ab und bestehen aus übergeordneten sowie aus konkreten investiven Maßnahmen. Insbesondere der Auf- und Ausbau von Wärmenetzen und der Ausbau erneuerbarer Energieanlagen stehen dabei im Fokus.
Im letzten Schritt der kommunalen Wärmeplanung soll somit aufgezeigt werden, wie der Wärmeplan erfolgreich umgesetzt werden kann.
Derzeit werden die konkreten Maßnahmen erarbeitet, die Umsetzung der entwickelten Maßnahmen priorisiert und diese mit einem Zeitplan versehen.